Bei Bayern steckt der Wurm drin

Guten Morgen, liebe Fußballfreunde!
Gestern schreckte mich die Meldung über einen Bekannten aus der guten alten Zeit von Borussia Dortmund hoch: Der frühere BVB-Präsident Gerd Niebaum, Architekt von drei Meisterschaften und des Champions-League-Siegs 1997, hat ein Buch geschrieben. Nein, keine Autobiografie und keinen Fußballroman, sondern einen Politthriller: “White House not for sale (Opens in a new window)”, heißt das Erstlingswerk.
Wenn ich die Buchbeschreibung richtig verstanden habe, geht es nicht nur um Intrigen und Verschwörung in der amerikanischen Politik, sondern auch um “Erfahrungen aus dem Fußball”, die Niebaums Fantasie angeregt haben sollen. Demnach dürfen sich Leser auf eine spannende Lektüre freuen: Fantasiereich war seine Vereinspolitik schon damals und führte fast zur BVB-Insolvenz (Opens in a new window).
Da gönne ich mir in der Sommerpause lieber ein paar schöne Stunden mit dem neuen Sachbuch unseres Fever Pit’ch-Autoren Max Ropers: In monatelanger Detailarbeit hat er die Gesetze und Gepflogenheiten des Transfermarktes studiert und veröffentlicht jetzt sein Wissen auf 272 Seiten. Sein Buch heißt “Deadline Day: Warum der Transfermarkt uns Fußball-Fans so begeistert (Opens in a new window)”.
Der Untertitel verspricht “alles über die verrückte Welt der Fußball-Transfers (Opens in a new window)”, die uns Fans zweimal im Jahr in Atem hält. Längst ist ein Spielerwechsel kein Dreiecksgeschäft zwischen zwei Vereinen und dem Wunschprofi mehr. Es gibt Berater, Agenturen, Anwälte, Mediziner, Buchhalter, Egomanen… also zu viele Interessen, die auf dem Rücken junger Menschen verfolgt werden.
“Mit präziser Analyse und fundiertem Fachwissen beleuchtet Max Ropers die Dynamiken und Herausforderungen des modernen Transfermarkts”, heißt es bei Amazon (Opens in a new window), “von den Verhandlungen hinter verschlossenen Türen bis zu den wirtschaftlichen und sportlichen Auswirkungen.” Die perfekte Vorbereitung auf das, was Bayern München in diesem Sommer hinbekommen muss.
Eine kurzweilige Sommerpause wünscht
Euer Pit Gottschalk
https://www.tagesspiegel.de/sport/die-deutsche-bilanz-der-klub-wm-aber-finanziell-hat-es-sich-doch-gelohnt-13978586.html (Opens in a new window)Käffchen für die Sommerpause, bitte!
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⚽️ Deutschen Teams fehlt Killer-Instinkt

Von Pit Gottschalk
Ja, Bayern München und Borussia Dortmund sind im WM-Viertelfinale ausgeschieden. Aber die Klub-WM entschädigt die zwei Bundesligisten großzügig: Umgerechnet um die 50 Mio. Euro hat ihnen die Teilnahme am US-Turnier gebracht. Mit der Finanzspritze bekommen ihre Kader die offenbar notwendige Injektion in der Transferperiode. Indes: Eines ist nicht käuflich.
Und das ist: Killer-Instinkt. Wenn das Spiel Spitz auf Knopf steht, fehlt beiden Mannschaften eine Eigenschaft, die große Teams von großartigen Teams unterscheidet. In der Fußballersprache redet man dann von den „letzten zehn Prozent, die man rauskitzeln muss“. Als Bayern am Samstag gegen PSG gekitzelt wurde, kam da nicht mehr viel. Und schon gar keine zehn Prozent.
Zugegeben, die Bayern spielten gut und etliche Torchancen gegen Paris Saint-Germain heraus. Aber in entscheidenden Momenten verdaddelt Harry Kane im Mittelfeld den Ball (vorm 0:1) oder wackelt Serge Gnabry orientierungslos durch den eigenen Strafraum (vorm 0:2). Mit solchen Schnitzern hat man gegen den aktuellen Champions-League-Sieger keine Chance.
So bleibt Bayern trotz Top-Prämie nur eine deprimierende Bilanz. In fünf WM-Spielen gelang nur ein einziges zu Null, und das beim 10:0 gegen die Halbprofis von Auckland City. Den einen Kantersieg abgezogen, bedeutet das: im Schnitt 1,5 Gegentore pro Spiel. 40 Prozent aller Spiele gingen verloren. Das ist nicht Bayern-like und passt zur jahrelangen Tendenz.
Seit dem Champions-League-Sieg 2020 kein Halbfinale im DFB-Pokal mehr und nur ein einziges in der Königsklasse: Das ist beschämend für einen Kader mit dem Marktwert von fast einer Milliarde Euro (exakt 892 Mio. Euro) und mit Personalkosten jenseits des Vorstellbaren. Vier Deutsche Meisterschaften können den ambitionierten Klubbosse nur ein schwacher Trost sein.
Zu viele Ergebnisse, die vorige Saison zwischendurch passierten, zeichnen ein erschreckendes Bild: 0:3 gegen Feyenoord Rotterdam, 1:1 gegen Celtic Glasgow, 1:2 und 2:2 gegen Inter Mailand - sogar der brave Kicker verlangt „zwingend eine rigorose Aufarbeitung (Opens in a new window)“. Sportvorstand Max Eberl dürfe mit seiner Schönrednerei („fehlten nur Details“) (Opens in a new window) nicht durchkommen.
Dortmund ist da nicht besser. Der Erfolg erschöpft sich in der permanenten Qualifikation zur Champions League, zuletzt dank Schlussspurt mit dem neuen Trainer Niko Kovac. Als ein Sieg 2023 zur Meisterschaft reichte, versagten die Nerven am letzten Spieltag gegen Mainz. Als Real Madrid im Champions-League-Finale 2024 besiegbar schien, fiele die Gegentore zum 0:2.
Bayern aber kann sich nicht damit herausreden, dass Borussia Dortmund jetzt im WM-Viertelfinale (2:3 gegen Real Madrid) ebenfalls ausgeschieden ist. Wenn sich der Rekordmeister immer als eine Klasse für sich definiert, muss er den Befund in seiner Absolutheit schlucken: Der aktuelle Kader reicht nicht für die Spitze im europäischen Fußball. Die Mannschaft ist zu schwach.
Dass Jamal Musiala mit seiner erneuten Verletzung (Wadenbein gebrochen) monatelang ausfällt, verschlimmert die Situation doch. Serge Gnabry ist kein adäquater Ersatz. Wo andere Top-Teams wettbewerbsfähige B- und C-Spieler ins Rennen schicken, pfeift Bayern aus dem letzten Loch. Und es ist kein Plan erkennbar, dass sich der Missstand in absehbarer Zeit ändert.
Es ist fatal, wenn Eberl nach dem WM-Aus zum Besten gibt: „Wir haben das Gefühl bei der Kaderplanung, dass wir nicht so viel machen müssen.“ Ein „Anpassen“, wie er sagt, reicht aber nicht. Er wolle „nicht auf jede Verletzung reagieren“. Für diese Haltung gibt es zwei Erklärungen: Entweder ist das eine Durchhalteparole, weil kein Geld da ist, oder Realitätsverweigerung.
⚽️ Und Borussia Dortmund so?
https://youtu.be/VOunxAIxHAU?si=3ub2Bza_9ixUF3YZ (Opens in a new window)Wie der BVB an Real Madrid scheiterte
Niko Kovac hat nach dem Aus von Borussia Dortmund im Viertelfinale einige Veränderungen an der Klub-WM angeregt. „Das Turnier braucht Anpassungen“, sagte der BVB-Coach, dessen Mannschaft im Verlauf der Klub-WM zweimal um 12 Uhr mittags und einmal um 15 Uhr nachmittags jeweils bei extremen Bedingungen spielen musste. Daher seien die Anstoßzeiten ein Kritikpunkt. „Dass Spieler der Mittagssonne ausgesetzt sind, wo es so heiß hergeht, dass ein Normalsterblicher nicht vor die Tür gehen soll“, sei „sehr grenzwertig“, sagte er. Schließlich werde erwartet, dass die „Fußballer Höchstleistungen“ bringen, was aufgrund der Hitze nicht möglich sei. „Da müssen wir aufpassen“, sagte Kovac nach dem 2:3 gegen Real Madrid: „Ich würde mir wünschen, dass man etwas Rücksicht auf die Gesundheit der Spieler nimmt.“ Zum Video: Hier klicken! (Opens in a new window)
⚽️ Heute im Fernsehen

⚽️ Klick gemacht
https://youtu.be/cR_TYSOQQAI?si=G_STuXskmk6WmFYd (Opens in a new window)Schock nach dem 2:0 gegen Polen
Die Knieverletzung bei DFB-Spielführerin Giulia Gwinn hat den EM-Auftaktsieg der deutschen Fußballerinnen überschattet. Über das 2:0 gegen Turnierneuling Polen konnte sich das Team von Bundestrainer Christian Wück nicht ausgelassen freuen. Zum Video: Hier klicken! (Opens in a new window)
⚽️ Unbequeme Fragen zum Musiala-Drama
https://youtu.be/FGMALux3zUU?si=8kB1MISqCyj8Eguj (Opens in a new window)Von Alex Steudel
Diese Klub-WM hat etwas hinbekommen, das ich nicht für möglich hielt: Sie wird mir ewig in Erinnerung bleiben. Leider nicht so, wie sich das die Fifa vorgestellt hatte. Mein Sonntag war jedenfalls ein einziger Versuch, das verstörende Bild von Jamal Musialas unnatürlich geknicktem Fuß aus dem Kopf zu verbannen. Gelang natürlich nicht und wird nie gelingen.
Der arme Kerl.
Ich kann mich nur an zwei Szenen in der Fußballgeschichte erinnern, die mich ähnlich aufgewühlt haben wie die kurz vor der Halbzeitpause des Klub-WM-Viertelfinals PSG gegen Bayern: Wie Ewald Lienen 1981 mit fies aufgeschlitztem Oberschenkel und rausquellenden Muskel-oderwasweißich-Strängen über den Platz rennt und sein Unglück nicht fassen kann. Und Christian Eriksen, der bei der EM 2021 wie tot am Boden liegt und in Wirklichkeit um sein Leben kämpft und zum Glück gewinnt.
Musialas Verletzung beim 0:2 gegen Paris liegt in ihrer Schwere dazwischen. Der 22-Jährige war ja gerade erst nach einem Muskelbündelriss zurückgekommen, und jetzt fällt er wieder monatelang aus. Diesmal mit einem Wadenbeinbruch.
Leider verselbständigen sich in Schockmomenten Gedanken auf womöglich unzulässig vereinfachende Weise. Selbst der geübte Ex-Sportreporter ist davor nicht gefeit. Ich jedenfalls fragte mich am Samstagabend sofort: Ist der dünne, zerbrechliche Jamal Musiala vielleicht so oft verletzt, weil er nicht für das brutale 24/7-Fußballgeschäft ausgelegt ist?
Es wurde schon vor seiner Muskelverletzung darüber diskutiert, dass gegen den Bayern-Profi zunehmend brutal eingestiegen wird, weil Spieler gegen die brillanten Bewegungsabläufe und die Technik und das Tempo des gebürtigen Stuttgarters sich nicht anders zu helfen wissen als mit den Kräften der Physik.

Oder passiert so eine ungewöhnlich brutale Verletzung womöglich, weil die Spielerköpfe wegen Dauerbetriebs leer sind und deswegen manchmal keine schützenden Entscheidungen in kniffligen Zweikampfsituationen mehr treffen können?
Ich fand die Szene, die zum Beinbruch führte, extrem unnatürlich im Ablauf. Wäre PSG-Torwart Gianluigi Donnarumma in einigermaßen ausgeruhtem Zustand so krass in diesen Zweikampf gegangen?
Und wie um alles in der Welt kann Donnarumma unbestraft aus dieser Szene herauskommen? Eine Erklärung: Schiedsrichter war Anthony Taylor. Der Mann, der das klarste Handspiel der Welt nicht mal erkennt, wenn man es ihm auf einer 100x100 Meter großen Leinwand zeigt. Ich sag nur Deutschland-Spanien 2021.
Auch die Tatsache, dass Knochenbrecher Donnarumma von Bayern-Torwart Manuel Neuer aufgefordert werden musste, mal zu Musiala hinzugehen und "alles Gute zu wünschen und ein kleines Sorry dazulassen", wie Neuer aufgebracht wissen ließ, macht mich fassungslos. Wäre alleine das nicht schon Anlass, dem Italiener den Nichtfairplay-Klub-WM-Award – inkl. Prämie: eine Drei-Monats-Sperre – zu verleihen?
Wie gesagt: Alles nur spontane Fragen und Gedanken. Für mich ist die Klub-WM damit nach dem ersten Spiel, das ich live angeschaut habe, auch schon wieder vorbei. Ich wünsche Jamal Musiala nur das Beste und gebe zurück zur Tour de France.
https://youtu.be/e-LNvVTqaR0?si=Ev-kUH9KpkFV-fEF (Opens in a new window)Steudel-Kolumnenbuch signiert
Steudel-Kolumnen gibt es auch als Buch. Titel: Alarmstufe Bayern! Die 120 besten Geschichten eines kuriosen Fußballjahres, 319 Seiten, 15,99 Euro: Hier bestellen! (Opens in a new window) Wer fürs gleiche Geld ein signiertes Exemplar bevorzugt: Einfach eine Mail schreiben – an post@alexsteudel.de (Opens in a new window)
⚽️ Was sonst noch so los ist
https://youtu.be/pzpIIkG1V5Y?si=06bSRdK73zdvThjQ (Opens in a new window)Umbruch beim Hamburger SV
Der Hamburger SV ist in seine Vorbereitung auf die erste Bundesliga-Saison nach sieben Jahren Abstinenz gestartet. HSV-Trainer Merlin Polzin erklärte, was ihm bei den bisherigen Neuzugängen gefällt, und Kicker-Reporter Sebastian Wolff, wo der Aufsteiger noch nachlegen will. Zum Video: Hier klicken! (Opens in a new window)
https://www.waz.de/sport/fc-schalke-04/article409440096/schalke-analyse-das-ist-der-kader-fuers-trainingslager.html (Opens in a new window)https://sportbild.bild.de/fussball/internationaler-fussball/arsenal-schnappt-sich-zubimendi-transfer-doppelschlag-fuer-135-mio-686a6534d009353a0c961aa4 (Opens in a new window)https://taz.de/Neue-Trainerin-der-Werder-Frauen/!6095800/ (Opens in a new window)⚽️ Alle mal herschauen
https://youtu.be/ztEH4U0EAeI?si=As8wElpVBqHGpaLg (Opens in a new window)Abschied unter Tränen
Die Fußballwelt ist noch immer vom plötzlichen Tod des Liverpool-Stars Diogo Jota und dessen Bruders André Silva geschockt und nahm am Samstag unter Tränen Abschied. Zum Video: Hier klicken! (Opens in a new window)