Israel-Iran: Kampf ums Öl! Wer profitiert?
Geopolitische Analyse: Israel-Iran-Konflikt, Öl-Infrastruktur und Ölpreis
Der jüngste militärische Konflikt zwischen Israel und dem Iran hat direkte Auswirkungen auf den Ölmarkt. Israel hat neben iranischen Atomanlagen und Militärzielen erstmals gezielt iranische Öl- und Gas-Infrastruktur angegriffen, was Teheran zu Drohungen veranlasst hat, die Straße von Hormus (eine der wichtigsten Öl-Handelsrouten) zu blockieren.

Infolgedessen stieg der Ölpreis sprunghaft auf den höchsten Stand seit Monaten. Kurz- bis mittelfristig profitieren davon vor allem große Ölkonzerne und auf Erdöl spezialisierte ETFs, deren Aktienkurse bzw. Fondsanteile mit dem Ölpreis anziehen. Langfristig könnte ein anhaltend hoher Ölpreis jedoch negativ auf die Weltwirtschaft wirken: Steigende Energiekosten treiben die Inflation wieder an, belasten Verbraucher und Unternehmen und könnten Lieferketten stören sowie zu einem Rückgang an den Börsen (ausgenommen Energiewerte) führen.
Konfliktlage: Israels Angriffe auf Irans Öl-Infrastruktur
Seit Mitte Juni 2025 eskaliert der schwelende Krieg zwischen Israel und Iran abrupt. In der Nacht vom 12. auf den 13. Juni startete Israel eine großangelegte Militäraktion („Operation Rising Lion“) gegen dutzende Ziele im Iran. Neben nuklearen Anlagen, Raketenbasen und Kommandozentralen gerieten dabei erstmals auch Einrichtungen der iranischen Öl- und Gasindustrie ins Visier. So bombardierte Israel laut iranischen Angaben das große Gasfeld South Pars (Provinz Buschehr), wodurch ein Brand entstand und die Gasproduktion vorübergehend gedrosselt werden musste. Außerdem wurde ein iranisches Öllager bei Teheran getroffen.
Der Iran schlug umgehend zurück. In den Folgetagen feuerte Teheran mehrere Raketen und Drohnen auf israelisches Gebiet. Dabei wurde unter anderem die Bazan-Ölraffinerie in Haifa (Israel) getroffen und beschädigt. Verletzte gab es dort zwar keine, doch Teile der Anlagen mussten vorübergehend stillgelegt werden. Zudem drohte die iranische Führung offen mit der Blockade der Straße von Hormus – der engsten Stelle des Persischen Golfs, durch die ein signifikanter Teil des weltweiten Ölhandels abgewickelt wird. Dieser Seeweg ist für etwa 20–30 % des globalen Ölverbrauchs unverzichtbar (rund 17–19 Mio. Barrel passieren täglich die Meerenge). Sollten die Vereinigten Staaten in die Kämpfe hineingezogen werden, bestünde die Gefahr einer umfassenderen Konfrontation.
Folgen für Angebot und Ölpreise bei Eskalation
Die unmittelbare Wirkung zeigte sich an den Ölmärkten: Aus Furcht vor Angebotsengpässen schoss der Rohölpreis sprunghaft nach oben. Bereits am 13. Juni verteuerte sich Nordsee-Öl (Brent) zeitweise um über 10 % auf 78,5 US‑$ pro Barrel. US-Rohöl (WTI) stieg ähnlich stark. Diese Preisreaktion reflektiert eine Risikoprämie von schätzungsweise rund 10 US‑$ pro Barrel.
Tatsächliche Angebotsausfälle blieben bislang relativ gering. Zwar musste Iran durch die Angriffe Teile seiner Produktion drosseln, doch seine Ölförderung von ca. 3,3–3,8 Mio. Barrel/Tag ist für den Weltmarkt insgesamt nur moderat bedeutsam. Die übrigen OPEC+‑Staaten (v.a. Saudi-Arabien, UAE) verfügen über ausreichend freie Kapazitäten, um den Ausfall der iranischen Exporte aufzufangen.
Sollte sich der Konflikt allerdings auf die Straße von Hormus oder saudische Produktionsanlagen ausweiten, könnte der Ölpreis deutlich über 100 US‑$ steigen. In einem solchen Szenario wären massive Marktreaktionen wahrscheinlich.

Profiteure: Ölkonzerne und Erdöl-ETFs im Aufwind
Steigende Ölpreise wirken sich unmittelbar auf die Gewinne von Ölunternehmen aus – vor allem bei Upstream-Produzenten. Integrierte Ölkonzerne profitieren ebenfalls, wenngleich gestiegene Rohstoffkosten ihre Raffineriesparte belasten können. Die Kursgewinne bei ExxonMobil, Chevron oder Shell spiegeln das bereits wider.
Neben Einzelaktien greifen viele Anleger auf Öl-ETFs zurück. Dabei sind zwei Typen zu unterscheiden: ETFs auf Ölunternehmen und ETFs/ETCs auf Rohöl selbst. Letztere bieten direkten Zugang zur Ölpreisentwicklung (z. B. USO), während erstere breit gestreut in Energiekonzerne investieren (z. B. XLE). Beide haben eine hohe Korrelation zum Ölpreis.
Noch kein Mitglied? Dir gefallen meine regelmäßigen Analysen? Werde hier Mitglied in der ProLounge und erhalte regelmäßige Chancen und Updates zu spannenden Aktien. (Öffnet in neuem Fenster)
Eine Übersicht findest du in der beigefügten Tabelle:

Auswirkungen eines Ölpreisschocks: Inflation, Aktien und Lieferketten
Ein starker Ölpreisanstieg hätte weitreichende makroökonomische Folgen:
Inflation: Steigende Preise für Benzin, Diesel, Heizöl und Transport schlagen auf Konsumgüter durch. Die Inflation könnte wieder anziehen.
Stagflation: Höhere Energiekosten belasten Verbraucher und Industrie, das Wachstum verlangsamt sich, die Inflation bleibt hoch.
Notenbanken: Zinspolitik gerät unter Druck. Weitere Zinserhöhungen zur Inflationsbekämpfung wären Gift für die Konjunktur.
Aktienmärkte: Energieaktien steigen, konjunkturabhängige Branchen (z. B. Chemie, Transport, Konsum) geraten unter Druck.
Lieferketten: Höhere Transportkosten, längere Routen und Unsicherheiten in der Schifffahrt können zu Engpässen führen.
Fazit
Ein regional begrenzter Konflikt wie aktuell zwischen Israel und Iran hat bereits spürbare Effekte auf den Ölpreis. Eine Eskalation in der Straße von Hormus oder gegen weitere OPEC-Staaten könnte einen massiven Ölpreisschock auslösen. Davon profitieren kurzfristig Ölkonzerne und entsprechende ETFs – mittel- bis langfristig drohen jedoch inflationäre Druckwellen, Wachstumsrisiken und Turbulenzen an den Märkten.
Ich habe bereits Aktien von Petrobras, Occidental Petroleum und Ecopetrol. Wer keine Erdöl-Aktien hat, kann über einen kurzfristigen Einstieg nachdenken.
Noch kein Mitglied? Dir gefallen meine regelmäßigen Analysen? Werde hier Mitglied in der ProLounge und erhalte regelmäßige Chancen und Updates zu spannenden Aktien. (Öffnet in neuem Fenster)
Sanfte Grüße,
Kolja Barghoorn