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Diskutieren über das Klima – drei Tipps

Es lohnt sich, einige wiederkehrende, verharmlosende Argumente rund um die Klimakrise zu kennen. Ich gehe auf drei Behauptungen ein und liefere dazu Infos.

Wenn man über das Klima diskutiert, fallen oft Argumente, die den Ernst der Lage oder die Notwendigkeit zu handeln infrage stellen. Ich gebe drei Beispiele, bei denen es gut ist, Antworten hierauf parat zu haben:

Erstens: Warum sollen wir uns für den Klimaschutz anstrengen, wenn China viel mehr Emissionen erzeugt als wir?

Zweitens: Klimawandel gab es immer schon, warum soll das jetzt ein Problem sein?

Drittens: Gibt es überhaupt einen Konsens, dass der Klimawandel vom Menschen verursacht wird?

Zuerst zu China: Natürlich stößt China mit 1,4 Milliarden Menschen weit mehr Emissionen aus als zum Beispiel das 9-Millionen-Menschen-Land Österreich oder Deutschland (mit rund 83,6 Millionen Einwohner:innen). Aber schauen wir uns mal die Zahlen pro Kopf an:

Daten hier auslesbar: https://klimadashboard.at/charts/09f58d50-09de-4dff-8421-99ec324f88c0 (Öffnet in neuem Fenster)

Pro Kopf stößt China 10,95 Tonnen Treibhausgas-Emissionen aus – Deutschland 9,49 Tonnen Treibhausgas-Emissionen, Österreich 8,7 Tonnen Treibhausgas-Emissionen pro Jahr pro Person, Quelle: Klimadashboard (Öffnet in neuem Fenster). Hier liegen wir zum Beispiel pro Kopf näher an China als beispielsweise an Schweden (dort sind es 5,91 Tonnen Emissionen). Hinzu kommt noch folgendes: Ein wichtiger Teil der Emissionen Chinas entsteht bei der Produktion von Konsumgütern, die wir dann in Europa kaufen. Die Aussage, China verursacht so viele Emissionen, lässt viele wichtige Aspekte unerwähnt – es stellt auch eine Form des "Whataboutism (Öffnet in neuem Fenster)" dar, bei dem man nicht über die eigene Verantwortung spricht, sondern auf die Verantwortung anderer ausweicht. Die Gefahr ist derzeit, dass dann vielerorts zu lange gezögert wird, weil man argumentiert, zuerst sollen die anderen aktiv werden. Man nennt das auch Verantwortungsdiffusion (Öffnet in neuem Fenster).

Zur Aussage: Klimawandel gab es doch schon immer. Das höre ich oft, jüngst postete jemand unter einem Instagram-Video von mir: "Liebe Dame! Das Klima ändert sich seitdem die Welt existiert! Dort wo heute mein Wohnzimmertisch steht war einst ein Meer!" Dazu möchte ich sagen: Üblicherweise verliefen diese klimatischen Veränderungen sehr langsam (Öffnet in neuem Fenster). Dort, wo zum Beispiel heute der Wohnzimmertisch der Person steht, gibt es vermutlich schon sehr lange kein Meer mehr. Doch der Klimawandel, den jetzt der Mensch verursacht, passiert vergleichsweise schnell - und das führt zur Gefahr, dass sehr schnell manche Gegenden der Welt nicht mehr (wie jetzt) bewohnbar sind oder dass Extremwetter in manchen Regionen zunehmen. Also es macht beim Klimawandel einen wichtigen Unterschied, wie rasant dieser abläuft – und auch, ob wir Menschen ihn auslösen, somit das Problem weiter vergrößern oder abschwächen können.

Argumente wie diese kann man sich anlesen – dazu eine konkrete Empfehlung: Die Seite klimafakten.de (Öffnet in neuem Fenster) bietet Antworten auf viele relativierende Behauptungen zur Klimakrise, mit Links, Grafiken und Studien-Zitierungen. Zum Beispiel erklärt die Webseite folgendes: "Der letzte Wechsel von einer Eiszeit zu einer Warmzeit vollzog sich über einen Zeitraum von rund acht Jahrtausenden (von vor 15.000 bis vor 7.000 Jahren), und während dieser Periode stiegen die Temperaturen um etwa 0,005 °C pro Jahrzehnt. Das Tempo, in dem sich die Erde bis Ende dieses Jahrhunderts bei ungebremsten Emissionen erwärmen könnte, ist also bis zu hundertmal so hoch wie zum Ende der letzten Eiszeit."

Drittens ist wichtig, festzuhalten: In der Klimaforschung gibt es einen enorm großen Konsens, dass der Klimawandel stattfindet und die Erde durch den Menschen aufgeheizt wird. Studien zu dieser Thematik kommen zum Ergebnis, dass 97 Prozent oder mehr der Klimaforschenden über die Grundfragen zum menschengemachten Klimawandel einig sind. Hier eine Grafik von klimafakten.de (Öffnet in neuem Fenster) dazu, die einige dieser Studien zusammenfasst:

Erläuterung hier: https://www.klimafakten.de/klimawissen/fakt-ist/fakt-ist-weit-mehr-als-90-prozent-der-klimaforscher-sind-ueberzeugt-dass-der (Öffnet in neuem Fenster)

Es ist ein echtes Problem, dass viele Menschen unterschätzen, wie einig sich hier jene Fachleute sind, die tatsächlich zum Klimawandel forschen - eine Studie aus Österreich (Öffnet in neuem Fenster) beobachtete etwa, dass auch Jugendliche zwischen 14 und 19 den Konsens als etwas geringer einschätzen, als er tatsächlich ist. Und es gibt auch irreführende Behauptungen, die den hohen Konsens falsch darstellen.

Zum Beispiel geistert seit Jahren die sogenannte "Oregon-Petition" durchs Netz. Sie suggeriert, viele Wissenschaftler:innen würden nicht daran glauben, dass Treibhausgase die Erderwärmung verursachen. Die Petition brüstet sich damit, dass sie mehr als 31.000 Personen mit naturwissenschaftlichem Abschluss in den USA unterzeichnet haben. Aber Vorsicht: Diese Petition ist methodisch umstritten (Öffnet in neuem Fenster), auf der Unterschriftenliste stehen auch Namen wie Charles Darwin (der 1882 starb) oder ein Bandmitglied der Spice Girls. Hinzu kommt: Kaum jemand der Unterzeichnenden ist tatsächlich Klimaforscherin oder Klimaforscher. Hier wird der Trick der „Fake Experts“ angewandt.

Die österreichische Studie sah, dass es hilft, Jugendliche über solche Methoden rechtzeitig aufklären. Man nennt das "Inokulation", dass man Menschen über solche Methoden der Irreführung aufklärt - noch ehe sie mit diesen Geschichten in Kontakt kommen. Einer der Studienautor:innen, Thomas Schubatzky von der Universität Innsbruck, sagte (Öffnet in neuem Fenster) zu mir: "Die Inokulation erlaubte es Jugendlichen, dass sie sich gedanklich vor solchen Fehlinformationen schützen konnten, dass sie umso sicherer waren, wie groß der wissenschaftliche Konsens über den menschenverursachten Klimawandel ist."

Wer noch mehr Tipps sucht: Ich habe einen ausführlicheren Text für klimafakten.de geschrieben, wie man reagieren kann, wenn immer wieder die gleichen verharmlosenden Behauptungen (Öffnet in neuem Fenster) über die Klimakrise verbreitet werden.

Es ist sinnvoll, sowohl Fakten zur Klimakrise zu wiederholen, als auch kommunikative Fehlschlüsse oder wiederkehrende rhetorische Muster aufzuzeigen. Das heißt nicht, dass alle einem daraufhin zuhören oder das annehmen wollen. Aber oft werden auch Menschen verunsichert, die man argumentativ erreichen kann. Und hier lohnt sich der Hinweis auf solche Inhalte.

Danke an alle, die bis hierhin gelesen haben! Bis in zwei Wochen!

Schönen Gruß

Ingrid Brodnig

Bild in der Webversion von klimafakten.de

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