Fairplay 152 – Editorial

In deren Haut möchte ich nicht stecken. Ne, wirklich nicht! Erst den ganzen Berg Neuheiten abarbeiten, um dann daraus die angehenden Spiele des Jahres zu filtern. Und das gleich zweimal: Spiel und Kennerspiel des Jahres! Für den blauen Kinderspiele-Pöppel gibt’s eine Extra-Jury. Und neben der ganzen Zwangsspielerei trägt die Jury auch eine Menge Verantwortung für den Markt.
Ich würde wetten, aktuell wiegt die verdammt schwer. Wenn ich mir die letztjährigen Preisträger anschaue, springt mir durchaus was ins Auge. Ihnen auch? Roter Pöppel: Pegasus, Kosmos, Pegasus, Kosmos und wieder Pegasus mit BOMB BUSTERS. Beim grauen Pöppel verteilt es sich besser: Hans im Glück, Pegasus, 1 More Time, Schmidt-Spiele und möglicherweise wieder Kosmos mit FARAWAY. Die Dominanz ist trotzdem stark. Was entsteht da gerade?
Jede Prämierung bringt Geld, Geld und noch mehr Geld in die Kasse. Äh, wer hat die letzten Jahre regelmäßig abgeräumt? Und wer viel Geld hat, bekommt auch wieder die besten Spiele ins Portfolio. Das ist dann wie beim FC Bayern München, gewinnen alles, verdienen noch mehr Geld … Sie wissen, wohin das führt? Wer sitzt aktuell auf dem Geld?
Das hat die Jury hoffentlich auch bemerkt. Es ist nicht gut, wenn sie immer denselben Verlagen die Kriegskassen füllt. Kosmos gleicht Bayern München und das Fliegende Pferd aus Friedberg Bayer Leverkusen. Der ewige Verfolger wie ehedem der BVB, der sich ab und an einen Preis schnappen kann. Und die anderen? Was ist aus Ravensburger, Schmidt, Hans im Glück, Amigo, Abacus, Asmodee, Queen geworden? Die waren alle schon mal Preisträger.
Die Jury trägt eine große Verantwortung für die Branche. Aber was sollen die Jury und die Branche schon machen, wenn die Ligabesten sich ausländische Spitzenspiele einkaufen. Welcher ausländische Verlag hätte nicht gerne das Spiel des Jahres, schließlich erfährt der Preis eine weltweite Anerkennung und bringt Geld, Geld, Geld. Verschließt die Jury die Augen vor dieser unschönen Entwicklung? Aber was bleibt der Jury? Das zweitbeste Spiel zu wählen? Wenn sich so eine Dominanz auftut, die allein auf wirtschaftlichem Erfolg aus der Prämierung beruht, wird’s für die ganze Branche gefährlich. Ist dann das zweitplatzierte Spiel der Gewinner der Herzen?
Könnte die Jury einfach regeln, dass wer dieses Jahr gewinnt, nächstes Jahr nicht mehr in die Auswahl kommt? Ganz offiziell per Satzung? Oder irgendwie anders? Oder bleibt die Jury da ganz unvoreingenommen und prämiert ohne Gedanken um die Seiteneffekte einfach nur das beste Spiel? Was ich wünsche? Spielt keine Geige, aber die Jury muss handeln.
Ihr besorgter Harry