Juli-Newsletter von Literatur im Siebengebirge e.V.
Hallo zusammen,
nur wenige Tage ist es erst her, dass wir mit unserem Literaturcafé in Rhöndorf zu Gast waren. LiS-Mitglieder stellten bei einer Tasse Kaffee (Auto-)Biografien vor, die sie faszinieren:
Anne Alfen ließ uns an ihrer Begeisterung über die Erinnerungen und Gedanken, die Sonia Mikich unter dem Titel „Aufs Ganze - Die Geschichte einer Tochter aus scheckigem Haus“ veröffentlichte, teilhaben. Martina Walter sprach über „Victor Hugo – Jahrhundertmensch“ von Walburga Hülk. Thomas Außem stellte „Ein lebendiges Feuer – Die Lebensgeschichte der Milena Jesenská“ von Alois Prinz vor. Andreas Schindler empfahl „Befreit – Wie Bildung mir die Welt erschloss“ von Tara Westover.
Ein rundum gelungener Literaturnachmittag, der Geschmack auf mehr machte.
Eigentlich hatten wir uns vorgenommen, zeitnah die krankheitsbedingt ausgefallene Lesung mit Michel Bergmann nachzuholen. Nun erreichte uns die Nachricht seines Todes. Nach anfänglichem Zögern haben wir uns entschlossen, zusammen mit unserem Co-Veranstalter „Jüdische Vergangenheit und Gegenwart in Bad Honnef e.V. (Öffnet in neuem Fenster)“ in Gedenken an Michel Bergmann nach den Sommerferien einen Abend zu gestalten, bei der Mitglieder und Freunde der beiden Vereine Passagen aus seinen Büchern vortragen werden, die sie besonders berührt und beschäftigt haben. Auch ein möglicher Termin (der 08.09.2025) steht schon fest. Die Veranstaltung wird in der Buchhandlung Werber stattfinden. Einen Nachruf auf Michel Bergmann finden Sie hier: Michel Bergmann: Chronist einer ganzen Epoche | Jüdische Allgemeine (Öffnet in neuem Fenster).
Am selben Tag wie das Literaturcafé kamen eine ganze Reihe regionaler Autorinnen und Autoren zu einem ersten Treffen der von Jutta Baden initiierten LiS Schreibwerkstatt zusammen. Sie schreibt über dieses erste Treffen:
Zu der neuen Schreibwerkstatt am Rand von Dollendorf haben sich am 28.06. sechs unterschiedliche Menschen getroffen mit ihren Vorstellungen für die Auseinandersetzung mit ihrem Schreiben. Zwei zusätzliche Interessentinnen sind angemeldet für den 12.07. Damit ist die Gruppe gleich von Anfang an so groß, dass wir sie für voll nehmen. Eine Warteliste ist denkbar, für den Fall, dass jemand wieder abspringt. Im Laufe der nächsten Treffen wollen wir weiter abklären, was uns die Gruppe bringen soll. Genie ist rar, der größte Teil der Schreibarbeit ist Fleiß, das wissen wir inzwischen. Allerdings wissen wir auch, dass wir Individuen sind, was gerade beim Schreiben nicht unter den Tisch fallen darf, sonst ist es sinnlos, das Schreiben. Die Schwarmintelligenz einer Gruppe funktioniert bei Menschen nur gut, wenn das Individuum auch Raum bekommt.
Viele Menschen schreiben, das ist uns bewusst, dennoch sind wir Einzelne, und brauchen den Anderen, der uns Feedback gibt, uns dabei assistiert, unsere Identität als Schreibende auszubilden, bei unseren Themen und selbstgewählten Aufgaben zu bleiben. Auch Schreibende brauchen ein geistiges Zuhause, Rat, Ermutigung, Anregung. Ein aufrichtiger Umgang mit eigenen Themen, Offenheit für die komplexe Arbeit der anderen, neidloses gegenseitiges Coaching, auch "Formkritik", das ist die anfängliche Idee. Fast alle haben geäußert, dass sie sich wünschen, gelesen zu werden. Das ist doch ein guter Anfang.
Ich freue mich sehr, dass LiS jetzt auch eine eigene Schreibwerkstatt aufbaut, in der Autorinnen und Autoren sich zu ihren Projekten beraten und unterstützen können!
Der Beitrag in unserer Rubrik „Warum ich gerne lese“ stammt diesmal aus der Feder von Frau Prof. Dr. Claudia Solzbacher. Sie schreibt:
Wenn ein Literaturkreis die Frage stellt, dann denkt man bestimmt zunächst an Belletristik und fiktionale Texte. Wenn ich aber auf mein Leben in den letzten 40 Jahren zurückblicke, dann habe ich vor allen Dingen Fachliteratur gelesen. Ich hatte bergeweise Bücher auf dem Schreibtisch liegen und das meiste davon gelesen und analysiert, um selber wiederum Fachtexte zu schreiben. Wir Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beschreiben das immer selbstironisch so: „Ich setz mich in des Tisches Mitte - ein Buch rechts, das andere links - und schreib das dritte“.
Fachtexte zu lesen war natürlich auch manchmal Lesegenuss, weil man an klugen Gedanken von Kollegen und Kolleginnen teilnehmen konnte oder weil man interessante Einblicke in die Perspektiven und Auffassungen anderer Gruppen der Bevölkerung erhalten und das mit wissenschaftlichen Theorien dazu abgleichen konnte.
Was einem aber nur literarische Texte bieten können, ist ein emotionaler Zugang zu Themen und vor allem zu Menschen. Wie schön ist es, wenn man berührt wird und sich mitfreuen kann oder mitlachen kann. Auch hier kann man beim Lesen fremde Perspektiven kennenlernen, aber man kann sie vermutlich besser nachempfinden oder sich in sie hineinversetzen, als dies aufgrund wissenschaftlicher Texte möglich ist.
Mein Fachgebiet ist (Hoch-)Begabungsforschung. Wie anders ist der Zugang dazu mit Axel Brauns Roman „Buntschatten und Fledermäuse. Mein Leben in einer anderen Welt“ (2004). Oder mit dem fantastischen Roald Dahl und seiner „Matilda“ (1997). Ich bin immer wieder begeistert von Greame Simsion und seinem „Rosie-Projekt“ (2013). Hier wird man in die Welt außergewöhnlicher Hochbegabter vorsichtig, einfühlend und oft sehr humorvoll mitgenommen. Für meine Studierenden war das häufig der wichtigste Zugang zum Thema und hat auch so ihr wissenschaftliches Interesse geweckt.
Veranstaltungskalender
Infotreffen für Mitmach-Interessierte an “Bonn liest ein Buch”
01.07. 2025, 18:00 Uhr
Lesegarten der Stadtbibliothek, Mülheimer Platz 1, Bonn
Einen Monat lief das Voting für die Aktion „Bonn liest ein Buch“. Die Stimmen der Bonner*innen wurden nun ausgezählt, die Murmeln sind gefallen. Der Gewinnertitel für BLEB 2025 steht fest! Bonn liest „Die Wut, die bleibt“ von Mareike Fallwickl. Mit über 40% der Stimmen lag Fallwickl klar vor den anderen beiden Titeln der Shortlist. Womit die Bonner*innen ihre Wahl begründet haben, können Sie hier nachlesen DIE WAHL 2025 - BONN LIEST EIN BUCH (Öffnet in neuem Fenster).
In ihrem feministischen Roman skizziert Fallwickl auf drastische Weise, was geschieht, wenn eine erschöpfte Mutter aufgibt, beschreibt die Lücken, die sie hinterlässt und die weibliche Wut, die bleibt. Sie seziert Tabuthemen, veraltete Rollenbilder und legt den Finger in die klaffenden Wunden unserer Gesellschaft und bietet damit einen idealen Ausgangspunkt für Diskussion.
Sie möchten gerne ein Projekt zu BLEB25 beisteuern, wissen aber nicht recht, wo Sie anfangen sollen? Sie haben keine eigene Idee, möchten sich aber gern einbringen? Kein Problem: das LHB-Team lädt zu einer ersten Einführung in die Projektplanung ein, zum Vernetzen, Themen finden und Ideen sammeln.
Musikalisch-literarische Hommage an Gussie (Auguste) Adenauer
02.07. 2025, 17:00 Uhr
Parkresidenz, Am Spitzenbach 2 in Bad Honnef
Vortrag von Christoph Wortberg, Autor des Romans „Gussie“, begleitet vom Duo Violoncello à deux.
Eintritt: 20,50 Euro, Anmeldung erbeten: 0 22 24 - 18 30
Uwe Wittstock, Karl Marx in Algier
05.07. 2025, 19:30 Uhr
Schauspielhaus Foyer, Bonn, Am Michaelshof 9, Bonn
Am 18. Februar 1882 besteigt Karl Marx in Marseille den Dampfer Said und verlässt zum ersten Mal Europa. Er ist krank und hofft auf Genesung in Algier. Anhand von teils unpublizierten Quellen erzählt Uwe Wittstock höchst lebendig von der letzten großen Reise des Denkers und blickt mit ihm zurück auf sein außergewöhnliches Leben.
Tickets sind in der Parkbuchhandlung Bad Godesberg oder über Eventbrite erhältlich.
Literarisches Ping-Pong
Ein heiteres Lese-Match mit René Klammer und David Jacobs
09.07. 2025, 19:00 Uhr
Stage Gallery, Thomas-Mann-Str. 41, Bonn
Seien Sie dabei, wenn René Klammer und David Jacobs ihre selbst verfassten Kurzgeschichten und Romanauszüge in einem heiteren Match gegeneinander antreten lassen. Dabei beschränken sie sich nicht auf das Vortragen ihrer Texte, sondern befragen einander über das Schreiben, die Entstehung ihrer Geschichten und kommen dabei unweigerlich mit dem Publikum ins Gespräch.
Jeder der beiden geht mit 10 Geschichten und 10 Fragen an den Start. Zu den Regeln gehört, dass sie nicht wissen, welche Texte der andere dabeihat. Aufschlag René Klammer. Das Spiel beginnt …
LiteraturSofa Linz
09.07. 2025, 19:30 bis 21:30 Uhr
Mittelstr. 22 (1. Etage/Aufzug) in Linz
Lesen, Hören, Empfehlen: Bücher besprechen und auf Wunsch austauschen.
Musikalisch-Literarischer Dialog „Mythos Liebe“
12.07. 2025, 17:00 Uhr
Collegium Leoninum, Noeggerathstraße 34, Bonn
Was ist eigentlich Liebe?
Ist Liebe romantisch, einfach nur zauberhaft oder doch nur eine Illusion und schmerzhaft auf das Eigeninteresse der liebenden Person gerichtet? Ist Liebe irrational und unerklärlich oder leitet sie sich aus einer ganzheitlichen und intuitiven Erfahrung des einzelnen Menschen ab?
Anja von der Lieth (Schauspielerin, Lyrik) und Brunhilde Hackenbruch (Amateur-Pianistin, Klavier) begeben sich in einem musikalisch-literarischen Dialog in das Spannungsfeld des „Mythos Liebe“.
Eintritt frei, Spenden erbeten
Schreibsalon Oberkassel
14.07. 2025, 19:00 Uhr
Kulturzentrum Altes Rathaus, Königswinterer Straße 720, Bonn-Oberkassel
Wer Interesse hat an kreativem Schreiben, ist herzlich eingeladen. Lassen Sie sich inspirieren durch Methoden aus dem Creative Writing und dem biografischen Schreiben! Im Lektorier-Salon werden Texte mit literarischem Auge wohlwollend und zielführend besprochen.
Informationen und Anmeldung unter RF.Striesow@t-online.de (Öffnet in neuem Fenster)
Kostenbeitrag je Termin 10 Euro
28.07. 2025, 19:00 Uhr
Kulturzentrum Altes Rathaus, Königswinterer Straße 720, Bonn-Oberkassel
Wer Interesse hat an kreativem Schreiben, ist herzlich eingeladen. Lassen Sie sich inspirieren durch Methoden aus dem Creative Writing und dem biografischen Schreiben! Im Lektorier-Salon werden Texte mit literarischem Auge wohlwollend und zielführend besprochen.
Informationen und Anmeldung unter RF.Striesow@t-online.de (Öffnet in neuem Fenster)
Kostenbeitrag je Termin 10 Euro
Fortbildungen und Wettbewerbe
Vorankündigung: Gut vorlesen – gut ankommen
Stimme und Körper effektiv einsetzen
27.09. 2025, 12 - 16 Uhr / 10.11. 2025, 10 - 17 Uhr
Literaturhaus Bonn, Bottlerplatz 1, Bonn
Ticketpreis 60 €/ ermäßigt 40 €
Anmeldung Literaturhaus Bonn, 0228-55527770
Anmeldeformular über literaturhaus-bonn.de (Öffnet in neuem Fenster)
Anmeldeschluss 22.09.2025
Leitung: Tatjana Pasztor
Nicht allein bei der klassischen Buchvorstellung ist gutes Vorlesen gefragt. Ob im Hörbuch, Podcast oder Social Media Clip – für Autor*innen wird professionelles Sprechen immer wichtiger. Oft erlebt man dabei eine Ermüdung der Stimme, sie wird rau oder monoton, man verkrampft sich, spürt, dass man nicht mehr „ankommt“. Da gibt es Hilfe!
Die Schauspielerin Tatjana Pasztor gibt anhand von Übungen und praktischen Beispielen Techniken weiter, die ein lebendiges, müheloseres öffentliches Sprechen ermöglichen. Pasztor wurde an der Staatlichen Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Stuttgart ausgebildet und war u.a. zehn Jahre lang Ensemblemitglied am Theater Bonn. Seit über dreißig Jahren steht sie deutschlandweit auf Bühnen, tritt mit Lesungsprogrammen und in jüngster Zeit auch Performances eigener Texte auf. Als Verfasserin von Lyrik und Kurzprosa ist sie inzwischen auch schriftstellerisch tätig.
www.literaturhaus-bonn.de (Öffnet in neuem Fenster)
Kurzgeschichtenwettbewerb:
Die unsichtbaren Held*innen des Sports!
Reiche deine Kurzgeschichte ein und gewinne bis zu 1.000 €!
Der Sport ist voller Geschichten von Olympiasiegern und Weltmeisterinnen. Doch hinter jedem Erfolg stehen auch Menschen, die nicht ins Rampenlicht treten. Die wahren Held*innen wirken im Hintergrund und machen mit ihrem meist ehrenamtlichen Engagement den Sport erst möglich. Mit unserem Wettbewerb möchten wir diese unsichtbaren Held*innen ins Rampenlicht rücken.
Du hast Freude am Schreiben und bist vielleicht sogar im Sport zu Hause? Dann ist das deine Chance! Egal, ob du bereits Erfahrung hast oder zum ersten Mal eine Geschichte „aufs Papier“ bringst, erzähle von den stillen Held*innen des Sports und gewinne bis zu 1.000 €. Mach mit und lass uns gemeinsam die Vielfältigkeit des Ehrenamts als unverzichtbare Größe im Sport sichtbar machen!
Link zu den Wettbewerbsbedingungen: Jetzt teilnehmen und Kurzgeschichte einreichen (Öffnet in neuem Fenster)
Einsendeschluss ist der 31. August 2025
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