„The Handmaid’s Tale und die stille Warnung an uns alle“
Gesegnet sei die Frucht – In seinem Namen – Slogans, die sie verwenden. Das Einzige, was sie sagen dürfen. Die Frauen in Rot. Die Dienerinnen, die Mägde eines jeden Hauses.
Willkommen in Gilead, der neuen Staatsform aus gelobtem Land, gezielter Ehre der Mutter und einem Hauch utopischer Liebe zum Leben selbst.
Eine glückliche Zukunft, in der wir alle frei und ohne jede Angst leben müssten – das war zumindest die Idee.
Der Ansatz einer Staatsform, die eine ganze Generation ins Wanken brachte.

„Der Report der Magd“ ist ein Buch von Margaret Atwood aus dem Jahr 1985.
Das Buch beschreibt das elende Leben und die harte Bürde einer Magd, die im Buch namenlos bleibt, aber in der verfilmten Serie wohl June hieß.
Ich will mich hier nicht mit einer Buchrezension beschäftigen, sondern vielmehr meinen Fokus auf die Geschwindigkeit der Wandlung eines freien Staates wie Amerika in den dystopischen Staat Gilead setzen.
Gilead – der Inbegriff von christlich-konservativem Pragmatismus und knallharter doppelmoralischer Diktatur, die keinen anderen duldet außer sich und ihre Ideale.
In dem Frauen, die gebären können, nicht mehr wert sind als ein Stück Vieh.
In dem Klasse und Herkunft alles entscheiden.
Doch wenn wir hinter diese Fassade aus totalitärem Staat schauen, sehen wir nichts anderes als die menschlichen Abgründe und deren Perversionen, in denen das Matriarchat die Macht übernommen hat und Frauen nur noch Wertgegenstände sind.
Eine Dystopie, wie sie im wahrsten Sinne des Wortes im Buche steht.
Interessant fand ich, dass das Buch „1984“ ähnliches beschreibt – und dass im Jahr 1985, ausgerechnet in einer Zeit, in der sich viele noch mit der Nachwirkung autoritärer Systeme beschäftigten, Atwood mit genau dieser Energie ein neues Schlaglicht auf die Angst vor einem Kontrollstaat warf.
Ich bin sehr ehrlich: Mich hat diese Serie mehr als erschüttert.
Im Normalfall bin ich eine Person, die gut mit schwerer Kost umgehen kann – aber auch ihre Grenzen kennt.
Es gibt Dinge, die ich nicht anschaue.
Aber „The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd“ hat mich von den ersten brutal ehrlichen Szenen an schlucken lassen.
Viel mehr beschäftigte mich das Wie?
Im Verlauf des Romans wird sich dazu nicht geäußert.
Die Serie – ebenfalls mit Atwood an Bord – geht tiefer in die Geschichte ein.
Und dem: Wie konnte das passieren?
Diese unfassbare Frage stellt man sich immer – mit dem beruhigenden Wissen:
„Sowas passiert hier so schnell nicht.“
Falsch gedacht.
Es kann uns schneller passieren, als uns lieb ist –
dass unsere sämtlichen Rechte als Mensch von einem Niemand, der keiner ist, dem letzten und grausamsten Herrscher auf dieser Welt genommen werden.
Ich schreibe den Erfolg der Serie und auch des Themas dem Zahn der Zeit zu.
Man muss schauen, wann es losging.

Die Serie startete kurz vor Corona und führte den roten Faden mitten durch die Pandemie.
Während wir selbst erlebten, wie schnell Grundrechte in Gefahr geraten konnten,
erlebten wir in der Serie von Hulu, wie schnell das alles Realität werden kann.
Wir haben einen Spiegel gesehen, der gleichzeitig in vielen Punkten bittere Realität war.
Die Pandemie auf der einen Seite, ein fanatischer Staat auf der anderen –
beide mit dem guten Gewissen: „Wir helfen Menschen. Wir schützen das Volk.“
Während sich aus einem möglichen Weltkrieg Gilead entwickelt, überwacht in der Serie „Das Auge“, eine Art Spionagesystem, alles und jeden.
So schauten auch wir auf unsere Nachbarn,
auf Menschen, die Regeln in der Pandemie nicht beachteten oder dehnten.
Wir wurden selbst zu diesen Augen.
Und es entwickelte sich daraus eine Art Eigenleben –
das gefährlich nah an ein Stasi-System heranrückte.
Gilead zur Vollendung gebracht – aus einer Mischung aus SS und Stasi.
Ich empfehle jedem, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen,
sich Zeit zu nehmen
und die Höhen und Tiefen mit June durch Gilead zu gehen –
die in diesem Jahr 2025 mit dem Finale ihren grandiosen Abschluss findet,
den ich selbst noch nicht kenne.
Ich denke, der Erfolg liegt in der dystopischen Was-wäre-wenn-Situation:
Wenn eine religiöse Macht den Staat übernimmt.
In der Nähe zum eigenen Trauma, das viele in der Pandemie erlitten haben.
Und in der bittersüßen Wahrheit,
dass wir in unruhigen Zeiten leben –
als würde sich die Vergangenheit wieder neu schreiben.
Daher müssen wir wachsam sein.
Unseren moralischen und ethischen Fokus immer wieder neu bestimmen –
indem wir bei uns selbst anfangen.
Denn wir können als Einzelperson die Welt nicht ändern.
Aber ich kann als Einzelner mein Umfeld verändern.
Und mein Umfeld wird ein größeres Umfeld.
Und aus einem guten Gedanken wird ein Lauffeuer –
gegen das Böse, das uns entgegen tritt.

Hoffnung.
Die dürfen wir nie verlieren.
Egal wie schwer auch unser Leben erscheinen mag.
„The Handmaid’s Tale“ ist ein gutes Beispiel dafür,
dass wir gerne in eine spannende Geschichte eintauchen –
aber sie uns auch den Spiegel vorhält,
wie schnell wir – durch die Erfahrung der Pandemie –
in ein solches System abrutschen könnten…
Daher:
Sei wachsam.
Hinterfrage.
Und vergiss nie, wer du bist.
Denn du bist frei – und lass dir das nie nehmen.
Das Buch:
Der Report einer Magd (Amazon) (Öffnet in neuem Fenster)
Die Serie mit Link zu Streamingdiensten auf fernsehserien.de (Öffnet in neuem Fenster)
The Handmaid’s Tale - Der Report der Magd (Öffnet in neuem Fenster)
https://www.youtube.com/watch?v=TVlc6P_eIKA&t=1s (Öffnet in neuem Fenster)„‘The Handmaid’s Tale – Der Report der Magd‘ ist ein Werk von Margaret Atwood, erstmals erschienen 1985. Die Serienadaption stammt von Bruce Miller (Hulu, ab 2017). Diese Gedanken basieren auf persönlichen Eindrücken – alle Rechte am Werk verbleiben bei den jeweiligen Urheberinnen.“*
Hinweis: Alle verwendeten Bilder in diesem Beitrag wurden KI-generiert und dienen ausschließlich der atmosphärischen Unterstützung des Themas. Es wurden keine Szenen oder Originalbilder aus der Serie „The Handmaid’s Tale“ verwendet.
🎧 Playlist beim Schreiben & Nachdenken:
– Human – Rag’n’Bone Man
– Possibility – Lykke Li
– Only Hope – Mandy Moore
– Thank You – Dido
– Survivor – Destiny’s Child