Warum ist ein Junge in einem Superheldinnen-Kostüm 2025 immer noch ein Thema?
Ein Kind geht als Harley Quinn zur Comic-Con. Kein Skandal, keine Hetze. Und trotzdem reden wir drüber. Warum das Problem nicht der Junge ist, sondern unser Umgang mit ihm.

Keine Empörung. Und trotzdem ein Thema.
Ein schöner Moment: Der Schauspieler Liev Schreiber begleitet seinen 8-jährigen Sohn zur Comic-Con. Der Sohn trägt ein Harley-Quinn-Kostüm. Eyeliner, Zöpfe, Netzstrumpfhose – alles dabei.

Das Foto stammt aus dem Jahr 2017 (Öffnet in neuem Fenster). Und doch ploppt es auch 2025 (Öffnet in neuem Fenster) noch immer mal wieder auf. Nicht, weil es einen Shitstorm gab. Sondern einfach, weil es... auffällt.
Die Kommentare? Überwiegend positiv. Viele schreiben, dass sie sich als Mädchen früher mal als Luke Skywalker, Batman oder Robin Hood verkleideten. Ganz normal. Kein Mensch fand das seltsam. Und genau da liegt der Punkt: Warum ist es immer noch nicht genauso selbstverständlich, wenn ein Junge als Harley Quinn geht? Warum ist selbst die positive Reaktion – „wie schön, wie mutig, wie offen“ – ein Hinweis darauf, dass da was nicht stimmt?
Denn die eigentliche Utopie wäre: Kein Thema. Kein Applaus. Kein Stirnrunzeln. Einfach: „Viel Spaß.“
Gesellschaftlicher Stillstand im Glitzerkleid
Das Problem ist nicht das Kind. Das Problem ist die Reaktion darauf. Oder besser: Dass es überhaupt eine Reaktion gibt. Warum ist ein Junge im Kleid immer noch erwähnenswert?
Weil viele es tief drin immer noch nicht egal finden. Sie sagen es vielleicht nicht laut, aber sie spüren den kleinen Stachel: „Ein Junge… in einem Kleid…? Hm.“ Andere wiederum haben das Gefühl, hervorzuheben, wie großartig das denn ist.
Und genau das zeigt, dass wir noch weit weg sind von echter Gleichwertigkeit. Wie soll man sich das vorstellen? Ist Weiblichkeit denn vielleicht weniger wert? Mädchen dürfen „nach oben“ wechseln in die Welt der Superhelden und Lichtschwerter? Aber Jungen dürfen nicht „nach unten“ in die Welt der Glitzerkleider und Zöpfe? Das kratzt am Ego. Nicht am Ego des Kindes, sondern am Ego der Gesellschaft.
Der Gender-Fortschritt: zäh wie Kaugummi
Warum ist ein Kind im Kostüm nicht einfach... ein Kind im Kostüm? Weil wir Fortschritt oft mit Show verwechseln. Wir klatschen Diversity-Banner auf Webseiten, feiern queere Charaktere in Blockbustern und vergessen dabei, dass echte Akzeptanz nicht dann beginnt, wenn ein Netflix-Algorithmus uns sagt, dass wir tolerant aussehen sollen.
Echte Akzeptanz beginnt bei der Frage: Warum ist das eigentlich noch ein Thema? Warum müssen wir Väter loben, die ihre Kinder nicht in Rollen pressen? Warum müssen Kinder überhaupt Geschlechterrollen erfüllen, wenn sie sich verkleiden?
Solange wir da noch innehalten, mit dem Kopf nicken und „mutig“ sagen, ist der Weg noch lang.
Kleiner Junge, große Wirkung – leider immer noch
Wir reden hier nicht über Weltpolitik. Wir reden über ein Kind im Harley-Quinn-Kostüm. Und doch führt es uns den Spiegel vor. Einen Spiegel, der zeigt, wie tief der Sexismus noch wurzelt, auch da, wo er sich liberal gibt.
Es wäre schön, wenn 2025 endlich das Jahr wäre, in dem niemand mehr sagt: „Wow, wie tolerant.“ Sondern einfach: „Süßes Kostüm.“ Punkt.
Denn solange wir für jeden kleinen Ausbruch aus der Norm noch Beifall klatschen oder Stirnfalten ziehen, ist es eben nicht normal. Und das sagt mehr über uns aus als über das Kind.
“He wanted it, so we did it. Don’t be weird.”

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