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Schulen der Lausitz und ihre Hausaufgaben

NEWS / BILDUNG IN SACHSEN UND BRANDENBURG

Für 534.000 sächsische Schülerinnen und Schüler hat das neue Schuljahr begonnen. Das sind erfreulich viele. Doch für Sachsen wie für Brandenburg gilt: Die Lausitz ist bildungspolitisch eine Problemregion. Lösungen gibt es aber auch.

  1. August 2025

Pause am Léon-Foucault-Gymnasium Hoyerswerda. Die auf Naturwissenschaften spezialisierte Schule ist eins der 20 Gymnasien in Ostsachsen. Foto: Léon-Foucault-Gymnasium
Pause am Léon-Foucault-Gymnasium Hoyerswerda. Die auf Naturwissenschaften spezialisierte Schule ist eins der 20 Gymnasien in Ostsachsen. Foto: Léon-Foucault-Gymnasium

106 neue Lehrkräfte für Ostsachsen

Zum neuen Schuljahr hat Sachsen 1.114 Lehrkräfte eingestellt - das sind 81 mehr als vor einem Jahr. Was Kultusminister Conrad Clemens (CDU) ist besonders zufrieden macht: 885 von ihnen sind grundständig ausgebildet. In der Oberlausitz - also in der Zuständigkeit des Landesamts für Schule und Bildung (LaSuB) in Bautzen - wurden 106 neue Lehrkräfte eingestellt.

Die Ausbildung sächsischer Lehrkräfte wirkt sich laut Clemens positiv auf den Bedarf im Freistaat aus: Knapp 88 Prozent der sächsischen Absolventinnen und Absolventen haben sich für Jobs in Sachsen beworben. 93 Prozent bekamen einen Arbeitsvertrag. 104 weitere Lehrkräfte kommen aus anderen Bundesländern.

Die 229 Seiteneinsteiger, die am gestrigen Montag in sächsischen Schulen anfangen durften, haben eine drei Monate lange Einstiegsqualifizierung bestanden. „Dass so viele Menschen Lehrkraft in Sachsen werden wollen, zeigt, wie attraktiv der Beruf ist und wie wettbewerbsfähig das Angebot“, ist Clemens überzeugt. Rechnerisch sind 438,5 Vollzeitstellen mehr besetzt als vor den Sommerferien.

Ab Oktober Lehrerstudium in Görlitz und Zittau

Zum Wintersemester 2025/26 geht in Ostsachsen ein neuartiger Studiengang an den Start. Das Lehramt an Oberschulen mit Sonderpädagogik wird von gleich zwei Hochschulen initiiert - der Universität Leipzig und der Hochschule Zittau/Görlitz.

Das Studium kombiniert Präsenzlehrveranstaltungen in Zittau und Görlitz mit Praktika in Schulen der Umgebung. Von dieser Regionalisierung der Lehrkräfteausbildung verspricht sich die CDU-SPD-Staatsregierung mehr Bewerber für die ostsächsischen Schulen.

Die Spezialisierung liegt auf Lehramt an Oberschulen, verbunden mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunktes Lernen im Erweiterungsfach. Eine Qualifikation, an der es an Ostsächsischen Schulen besonders mangelt.Das Studium dauert zehn Semester und schließt mit der Ersten Staatsprüfung ab. Absolventinnen und Absolventen können dann in den Vorbereitungsdienst an Ober- oder Förderschulen starten.

Seit 2023 Lehrerstudium in Senftenberg

In der Niederlausitz wird Lehramt bereits seit zwei Jahren angeboten. Im Wintersemester 2023/24 gingen an der BTU Cottbus-Senftenberg die Lehramts-Studiengänge mit den ersten 50 Studierenden an den Start. Die damalige Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) legte die Ausbildungsplätze in Senftenberg als Teil eines Maßnahmenpakets (Öffnet in neuem Fenster) gegen den Lehrermangel auf. Ihre Kollegin Manja Schüle (SPD) aus dem Hochschulressort sprach vom deutschlandweit „schnellsten Studiengang, der jemals eröffnet worden ist“.

Schnell sollen die Aspiranten auf den Lehrerberuf auch fertig werden. Der Bachelor of Education (Öffnet in neuem Fenster), der in Senftenberg angeboten wird, führt bereits nach sechs Semestern zur Lehrbefähigung. Auch in Senftenberg wird auf regionale Verzahnung Wert gelegt.

Neben der Universität Potsdam hat Brandenburg damit einen zweiten lehrerbildenden Hochschulstandort. In Potsdam studieren 4.600 junge Leute - zu wenige, um dem Mangel dauerhaft entgegenzuwirken. Den Aufbau der Senftenberger Ausbildungsstätte lässt sich die Landesregierung zwölf Millionen Euro kosten.

Mehr freie Schulen

Die Zahl der Schulen in freier Trägerschaft steigt in Sachsen von 431 auf 432. Rund 84.000 Schüler lernen an diesen Schulen, was ebenfalls ein leichter Anstieg ist.

Freie Schulen sind auf dem Land ein willkommener Ersatz, wenn öffentliche Schulen geschlossen wurden. Sie entstehen oft durch das Engagement von Bürgern, die sich in Schulvereinen zusammenschließen. In Sachsen stehen die 432 freien Schulen 1.388 Schulen in öffentlicher Trägerschaft gegenüber.

Aktuell gibt es in Brandenburg 166 freie Schulen mit rund 30.000 Schülerinnen und Schülern. Laut Schulstatistik (Öffnet in neuem Fenster) sind darunter 72 Grundschulen, 37 Oberschulen. Vor einem Jahr wurden in Brandenburg 2.145 Erstklässler an freien Schulen eingeschult.

Eine davon in Drebkau

Eine freie Schule bekommt Drebkau im Kreis Spree-Neiße. Am 6. September geht die Freie Alternativschule Lausitz an den Start. Betreiber ist der Verein WurzelWerk (Öffnet in neuem Fenster), der sich seit sechs Jahre für die Gründung engagiert.

Die Schule wird in das ehemalige Verwaltungsgebäude der 5.500-Einwohner-Stadt einziehen. Das Gebäude in der Spremberger Straße steht seit November 2024 leer. „Man hat sich die Klinke in die Hand gegeben“, sagte Bürgermeister Paul Köhne (CDU) zu Neue Lausitz. „Die Zusammenarbeit mit dem Verein war durchweg positiv.“ Eine Konkurrenz zur öffentlichen Schiebell-Grundschule sieht Köhne nicht, eher eine Bereicherung des schulischen Angebots. Seit Ende Mai bauen die Vereinsmitglieder das Gebäude in Eigenleistung um.

Die Schule bietet offenen Unterricht in jahrgangsübergreifenden Gruppen mit höchstens 18 Kindern pro Klasse. Zwei Lernbegleiterinnen sind pro Gruppe vorgesehen. Die Schule startet zunächst mit 15 Kindern. Insgesamt kommen in Drebkau 48 Kinder in die erste Klasse.

Berufsschulen werden beliebter

Die berufliche Bildung in Sachsen (Öffnet in neuem Fenster) legt leicht zu. An den 245 berufsbildenden Schulen im Freistaat lernen derzeit rund 107.000 junge Frauen und Männer. Das sind 1,5 Prozent mehr als im Schuljahr 2023/2024, wie das Statistische Landesamt in Kamenz mitteilt.

Die Beliebtheit ist allerdings ungleich verteilt. Den größten Zulauf hatten die Berufsschulen, die 2.749 junge Leute mehr anziehen konnten als im Vorjahr. Auch die Fachoberschulen konnten wachsen - um 327 Schülerinnen und Schüler. Auch in den berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen und im Berufsgrundbildungsjahr stieg die Auslastung um jeweils 4,6 Prozent.

Weniger gut kommen die beruflichen Gymnasien weg. Hier sanken die Schülerzahlen um 0,7 Prozent. Die Fachschulen mussten gar einen Rückgang um 8,3 Prozent verkraften. Das Berufsvorbereitungsjahr verlor ein Drittel der Teilnehmer. In Ostsachsen gibt es acht berufliche Gymnasien und 23 Fachschulen.

Teilhabepaket: Mehr Geld für weniger Empfänger

Bildungsangebote für Familien mit Bürgergeld haben den Kreis Spree-Neiße im Jahr 2024 mehr Geld gekostet. Um 8,3 Prozent sind die Ausgaben für Bildung und Teilhabe laut Landratsamt gestiegen. Die Kosten für diese Angebote des Jobcenters (Öffnet in neuem Fenster) trägt der Kreis komplett.

Trotzdem wurden weniger Personen auf diese Weise gefördert als im Vorjahr. Nur 2.767 Personen stellten Anträge auf die Geldspritzen für Klassenfahrten oder Nachhilfeunterricht. 2023 waren es noch 2.856. „Die hohen Aufwendungen zeigen, dass diese Unterstützung genutzt wird und an der richtigen Stelle ankommt“, sagte die Werkleiterin des Jobcenters Spree-Neiße, Sandra Kattwinkel, am gestrigen Montag.

Nicht nur der Anspruch auf Bürgergeld, sondern auch auf Kinderzuschlag oder Wohngeld führt zu einem Anspruch auf Leistungen für Bildung und Teilhabe. Durch diese finanzielle Unterstützung haben Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, ohne geldliche Sorgen an Angeboten wie dem Vereinsleben, musikalischen Aktivitäten, gemeinsamen Mittagessen in der Schule oder der Kindertagesstätte sowie an Klassenfahrten teilzunehmen. Sogar Nachhilfeunterricht kann durch das Jobcenter finanziert werden, wenn ein entsprechender Bedarf von der Schule bestätigt wird.

DLR unterstützt in Mint-Fächern

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt klinkt sich in die naturwissenschaftliche Schulbildung der Oberlausitz ein. Im Mai ging in Zittau ein DLR_School_Lab an den Start. Damit will das DLR, das in Zittau ein Forschungsinstitut betreibt, Schülerinnen und Schüler für seine Forschung begeistern.

Das Lab ist in Kooperation mit der Hochschule Zittau-Görlitz entstanden und in die Mandau-Höfe in Zittau eingezogen. Das Schülerlabor bietet auf 350 Quadratmetern Platz zum Experimentieren für Fünft- bis Zwölfklässler, die sich für Physik und Chemie begeistern.

Das Zittauer Lab ist das 17. seiner Art in Deutschland. Das erste DLR-Schülerlabor eröffnete bereits im Jahr 2000 in Göttingen. Die Einrichtungen wurden bisher von 40.000 Schülern besucht. Das Lab ist Teil einer Zukunftsinitiative, mit der die Hochschule naturwissenschaftliche und mathematische Bildung in der Region fördern will. red

Kategorie Wissenschaft und Bildung