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„Wir bauen den Eiffelturm von Cottbus“

NEWS / HOCHSCHULEN IN BRANDENBURG

Die Medizinische Universität Lausitz wird nicht nur groß und teuer, sondern auch architektonisch eine Besonderheit. Erste Pläne stehen nun. 

von Christine Keilholz

  1. März 2025

Die Medizin-Uni und ihre Entscheider (v.l.): Ulrike Gutheil, Klaus Freytag, Eckhard Nagel, OB Tobias Schick (SPD) und WRL-Chef Heiko Jahn.
Die Medizin-Uni und ihre Entscheider (v.l.): Ulrike Gutheil, Klaus Freytag, Eckhard Nagel, OB Tobias Schick (SPD) und WRL-Chef Heiko Jahn.

Das Modell der künftigen Medizinuniversität ist einen knappen Quadratmeter groß. Es zeigt viele weiße Kästchen, die einmal Gebäude werden sollen - oder schon da sind. Das ehrwürdige Hauptgebäude des ehemals städtischen Klinikums Carl-Thiem hebt sich mit seinen Rundungen deutlich ab. Alles andere ist simpel eckig. 

Das sei der erste Bauabschnitt und der erste Entwurf, betonte Eckhard Nagel bei der Enthüllung des Baustrukturkonzepts am Montag. „Es solle sich keiner hinterher wundern, wenn‘s doch anders aussieht“, so der Vorstandschef der jüngsten Universitätsmedizin Deutschlands, die in Cottbus entstehen soll. 

Nagel, 64, ist Medizinprofessor, Leiter eines Instituts in Bayreuth und eines Studiengangs in Kaiserslautern - und nun noch Bauherr des größten Bauprojekts in Cottbus seit Langem. Die Medizin-Uni baut sich gewissermaßen selbst. Brandenburgs Lausitz-Beauftragter Klaus Freytag hob bei Fragen zum Bau die Hände und verwies an den Vorstand. Der Bund, der das Leuchtturmprojekt aus Strukturmitteln bezahlt, war bei der Präsentation nicht vertreten. Was auf dem 30.000 Quadratmeter großen Areal im Herzen von Cottbus in den kommenden Jahren entsteht, wird ebendort entschieden. 

Bund zahlt 1,2 Milliarden für Forschung 

Die Medizinische Universität Lausitz ist eins der Kernprojekte des Strukturwandels in Brandenburg. Aber bis jetzt ist es noch kaum sichtbar. Das Carl-Thiem-Klinikum, das im Juli 2024 in den Besitz des Landes gewechselt ist, hat sich optisch kaum verändert. Dass hier schon im Wintersemester 2026/2027 die ersten Studenten anfangen sollen, spiegelt sich noch nicht im Erscheinungsbild wider. Die Aura von Spitzenforschung, für die das Land 2024 die Genehmigung des Wissenschaftsrats bekam, ist auf den Fluren nicht zu erahnen. Das soll sich nun ändern. 

Doch noch ist Vieles offen. Der Entwurf ist noch nicht vollständig verabschiedet. Aber etwas Besonderes soll es werden: „Wir bauen den Eiffelturm von Cottbus hier hin“, sagte Nagel. Entstehen soll ein ringförmiger Gebäudekomplex, wo Forschung und Lehre zusammenkommen und auch Publikumsverkehr möglich ist. Die Universität wird laut Plan in Forschung und Lehre 1.300 Menschen beschäftigen und pro Jahr 200 Studienplätzen anbieten. 

Dem Strukturkonzept haben am Montag gleich vier Werkstätten der Wirtschaftsregion Lausitz (WRL) grünes Licht gegeben. Der Bund hat kürzlich seine Förderzusage über 1,2 Milliarden Euro für die Forschung bekräftigt – es war eine der letzten Amtshandlungen des Wissenschaftsministers Cem Ödzemir (Bündnis 90/die Grünen). Nun gehen die Pläne zur Entscheidung in die Interministerielle Arbeitsgruppe - wie jedes andere Strukturprojekt in Brandenburg auch, wie Lausitzbeauftragter Freytag betonte. 

Tagebaulandschaft auf dem Klinikgelände 

Insgesamt 2,1 Milliarden Euro stecken Bund und Land in den Aufbau und Betrieb der Medizinuniversität. Die Baukosten dürften allerdings - wie bei allen großen Projekten - noch steigen. Von bis zu drei Milliarden war am Rande der Präsentation zu hören. Für das besondere Erscheinungsbild sollen sollen zwei Architektenbüros sorgen. Wörner Traxler Richter aus Dresden und Staab Architekten Berlin, beide Spezialisten für Gesundheits-Bauten dieser Größenordnung. 

Die Bauherren haben den Anspruch, auch das Modellhafte des Cottbuser Vorhabens zu repräsentieren. Handelt es sich doch um die zweite Universität in Deutschland, an der nur Medizinerinnen und Mediziner ausgebildet werden, und um das erste staatliche Medizinstudium in Brandenburg. Den inhaltlichen Schwerpunkt in der Gesundheitssystemforschung hatte der Wissenschaftsrat empfohlen, das soll auch optisch zum Tragen kommen. Man dürfe sich deshalb nicht wundern über den Sportplatz, der Teil des Geländes werde, erklärte Vorstandschef Nagel. „Das ist ein Zeichen dafür, wie wir Medizin verstehen. Dazu gehört auch Prävention.“ 

Herzstück der Anlage wird ein sogenanntes Medical Education Center als Lern- und Lehrzentrum im Herzen des Campus. Im Norden entsteht ein Patientengarten und im Süden eine Grünanlage für die Studierenden. Die Flächen werden als Reminiszenz an die Tagebaulandschaft gestaltet. „Das steht sinnbildlich für den Strukturwandel der Lausitz und die neue, renaturierte Landschaft“, sagte Vorständin Ulrike Gutheil. 

Lausitzer Firmen sollen mitbauen 

Gutheil, 66, war Staatssekretärin in Brandenburg und Kanzlerin der BTU Cottbus-Senftenberg. Nun koordiniert sie für das Land den Aufbau des Uniklinikums. „Wir haben ein taffes Programm vor uns. Wir müssen alles daran setzen, Geschwindigkeit zu halten“, sagte die Verwaltungsjuristin. Trotzdem werde der Gesamtbau noch nicht stehen, wenn die ersten Studierenden anfangen. Man brauche eine Übergangsphase. Erstmal sollen die Neubauten stehen, also die Medizinische Akademie und die neuen Bereiche der Krankenversorgung. 

Der schiere Umfang an Bauaktivität ist für Cottbuser Verhältnisse spektakulär. Selbst das Bahnwerk - das zweite Großprojekt des Strukturwandels in der Stadt - reicht mit einer Milliarde Baukosten nicht an die Uniklinik heran. Entsprechend groß ist das Interesse der regionalen Wirtschaft, am Bau mitzuwirken. Die Kammern haben bereits die Hände gehoben, um bei diesem „bedeutsamsten Einzelprojekt im Rahmen des Strukturwandels in der brandenburgischen Lausitz“ an Bord zu kommen, wie Handwerkskammer und Industrie- und Handelskammer (IHK) Cottbus gemeinsam erklärten. 

Wie die breite Teilhabe für die mehrzeitlich kleinen Firmen der Lausitz möglich werden kann, darüber gab es am Montag noch keine konkrete Entscheidung. Man sei „mit dem Kammern im engsten Austausch“, betonte Lausitzbeauftragter Freytag auf Nachfrage. 

Kategorie Wissenschaft und Bildung