Perfekt angepasst und trotzdem ausgebrannt: Warum weiblicher Autismus oft unentdeckt bleibt
Um einen ersten Eindruck zu bekommen, höre hier eine kurze Zusammenfassung (Öffnet in neuem Fenster) als Podcast!

Wenn du diesen Text liest, bist du vielleicht gerade dabei, Antworten auf leise Fragen in deinem Inneren zu suchen. Vielleicht fragst du dich, warum du so oft erschöpft bist, obwohl du „alles im Griff“ hast. Warum du dich so gut anpassen kannst und dich trotzdem oft falsch fühlst. Warum dich soziale Situationen so viel Energie kosten, auch wenn du sie scheinbar problemlos meisterst. Oder warum du dich manchmal selbst nicht mehr richtig spürst.
Dieser Text richtet sich an Frauen, die sich zum ersten Mal intensiver mit dem Thema Autismus beschäftigen und dabei merken: Da ist etwas, das sich sehr vertraut anfühlt. Vielleicht hast du (noch) keine Diagnose. Vielleicht fragst du dich sogar, ob du „autistisch genug“ bist. Doch es geht nicht um Etiketten oder Schubladen. Es geht darum, dich selbst besser zu verstehen.
In den letzten Jahren hat sich das Wissen über Autismus, insbesondere bei Frauen, deutlich erweitert. Was früher als „nicht autistisch genug“ abgetan wurde, wird heute als Teil eines viel differenzierteren Spektrums verstanden. Viele Frauen leben über Jahre, manchmal Jahrzehnte, mit einem hohen Maß an innerer Anpassung, mit einem Leben hinter einer Maske. Ohne zu wissen, warum sie sich in der Welt oft so fremd fühlen.
Ich möchte mit diesem Artikel keine Diagnosen stellen. Aber ich möchte dich einladen, dich selbst neu kennenzulernen. Alte Vorurteile über Bord zu werfen. Deine Erfahrungen in einem neuen Licht zu sehen. Und herauszufinden, wie du Strategien entwickeln kannst, die dir wirklich guttun statt dich weiter zu überfordern.
Vielleicht erkennst du dich in den folgenden Zeilen wieder. Vielleicht fühlst du dich zum ersten Mal verstanden. Und vielleicht ist genau das der Anfang einer neuen Art von Selbstfürsorge: ehrlich, sanft, neugierig.
Über femininen Autismus, Masking und das Leben dahinter
In den letzten Wochen hat mich ein Thema tief beschäftigt: Camouflaging und Masking – besonders bei autistischen Frauen oder Menschen, die sich als weiblich identifizieren. Dabei geht es nicht einfach nur darum, sich anzupassen. Es geht um jahrelange Selbstbeobachtung, den bewussten Einsatz von Körpersprache, Mimik, Gesprächstechniken: alles mit dem Ziel, „normal“ zu wirken. Was außen wie soziale Kompetenz aussieht, ist innen oft ein erschöpfender Kraftakt.
Gerade bei Frauen ist dieser Mechanismus besonders ausgeprägt. Wissenschaftler:innen sprechen inzwischen von einem „weiblichen Autismus-Phänotyp“.1 Während Jungen häufiger durch stereotype Verhaltensweisen wie exzessives Faktenwissen oder soziale Rückzugsverhalten auffallen, gelingt es vielen Mädchen und Frauen, sich sozial einzufügen - zumindest scheinbar. Ihre Spezialinteressen sind oft gesellschaftlich akzeptiert (z. B. Tiere, Geschichten, zwischenmenschliche Dynamiken), ihre Sprache eloquent, ihre Mimik gut eingeübt.

Das Bild passt nicht zu den klassischen Diagnosekriterien, die sich historisch vor allem an Jungen orientieren.2 Hinzu kommt: Viele dieser Frauen sind hochbegabt. Sie analysieren, beobachten, lernen soziale Regeln, nicht intuitiv, sondern strategisch. Sie imitieren soziale Interaktionen, wie man Vokabeln paukt: Blickkontakt halten, nicken, das richtige Maß an Lächeln und Sprechen. All das ist ein Teil von Masking.3
Es beginnt oft früh in der Kindheit, manchmal schon im Kindergarten, und wird mit den Jahren immer ausgefeilter. Und irgendwann - so beschreiben es viele - verliert man sich selbst aus dem Blick:
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