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tag eins: Es ist 3,1 Grad zu warm und Budapest stellt sich queer

Hallo!

Heute ist wieder tag eins. Du liest deinen täglichen Nachrichtenüberblick mit Kontext und Einordnung.

im heutigen Nachrichtenteil machen die Dauerthemen (Trump, Krieg zwischen Israel und Iran, Krieg in der Ukraine) für einen Tag Pause stattdessen blicken wir auf den Österreichische Klimabericht, zur Pride nach Budapest sowie auf eine der meist genutzten Handy-Apps weltweit.

THEMEN DES TAGES

Schon jetzt ist es in Österreich 3,1 Grad zu warm

Am Dienstag präsentierte Klimaminister Norbert Totschnig (ÖVP) gemeinsam mit Fachleuten den Zweiten Österreichischen Sachstandsbericht Klimawandel (Öffnet in neuem Fenster). Darin wurden auf 800 Seiten fundiert alle Erkenntnisse und Fakten zur Klimaveränderung und den Handlungsoptionen in Österreich von 200 Wissenschaftler*innen aus 50 Institutionen zusammengetragen. Die Klimaerwärmung ist in Österreich längst spürbar: Die Durchschnittstemperatur ist im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter (1850-1900) um 3,1 Grad Celsius höher, bis 2100 dürfte der Wert auf 4 Grad ansteigen. Österreich ist besonders von der Erwärmung betroffen, da sich Landmasse schneller erwärmt. "Die Folgen der Klimakrise gefährden unseren Wohlstand und verschärfen auch hierzulande soziale Ungleichheiten", sagt die Geografin Margreth Keiler von der Universität Innsbruck, die eine der Koordinatorinnen des Berichts ist. 

Schon heute verursachen Extremwetterereignisse jährlich Schäden in Höhe von zwei Milliarden Euro. Da durch die Klimaerwärmung solche Naturkatastrophen häufiger werden, könnte die Summe laut dem Bericht bis 2030 auf 2,5 bis 5,2 Milliarden Euro pro Jahr anwachsen. Der Standard hat einen ausführlichen Bericht (Öffnet in neuem Fenster) mit vielen Infografiken. Im Rahmen der Präsentation kündigte Klimaminister Totschnig an, noch vor dem Sommer einen Entwurf für das lang erwartete Klimagesetz vorzulegen.

Budapest stellt sich queer

Trotz eines neuen Gesetzes der rechtsnationalen Regierung unter Viktor Orbán will die Budapester Stadtregierung Ende Juni wie geplant eine Pride-Parade abhalten. Die Stadt sieht sich nicht an das Verbot gebunden. „Alle sind willkommen“, sagte Bürgermeister Gergely Karácsony. Die Parade sei eine städtische Veranstaltung – dafür brauche es keine Genehmigung, so der liberale Politiker. Auf X (Öffnet in neuem Fenster) wirbt er für die Teilnahme.

Orbáns Regierung verschärft seit Jahren unter dem Vorwand des „Kinderschutzes“ die Gesetze gegen die LGBTQ-Community. Eine im März beschlossene Gesetzesänderung untersagt Versammlungen, die angeblich gegen das umstrittene LGBTQ-Gesetz von 2021 verstoßen. Dieses verbietet unter anderem Darstellungen von Homosexualität gegenüber Minderjährigen.

Foto von der Pride 2025 in Wien
Pride 2025 in Wien

Im April folgten Verfassungsänderungen, die ein Verbot der Pride-Parade rechtlich absichern sollten. Die Stadtverwaltung stellt sich dennoch quer. Organisator Máté Hegedűs beruft sich auf das Recht auf friedliche Versammlung. Die Pride-Parade ist für den 28. Juni angesetzt.

Werbung in WhatsApp

Wellen geschlagen hat (Öffnet in neuem Fenster) gestern die Nachricht, dass der Messengerdienst WhatsApp künftig Werbung anzeigen will. Angezeigt wird die Werbung zunächst ausschließlich im verhältnismäßig wenig genutzten Reiter ‘Aktuelles’, wo abonnierte Kanäle und Statusmeldungen zu sehen sind. Das Unternehmen gibt in einem Blogbeitrag (Öffnet in neuem Fenster) an, dass Nachrichten, Anrufe und Gruppen nicht zur Auswahl von Werbeanzeigen verwendet werden. Die angezeigten Werbungen werden etwa auf Basis der anderen verknüpften Meta-Konten wie Facebook oder Instagram ausgewählt.

Max Schrems, Gründer der Wiener NGO noyb, kündigt rechtliche Schritte dagegen an und sagt: "Meta macht hier genau das Gegenteil von dem, was das EU-Recht vorschreibt. Ohne eine freiwillige Einwilligung ist die Verknüpfung der Daten und personalisierter Werbung ganz klar illegal." 

Whatsapp ist extrem beliebt, laut Konzernangaben nutzen zwei Milliarden Menschen regelmäßig den Dienst. Meta – damals noch unter dem Namen Facebook – kaufte die grüne App vor rund 10 Jahren um 19 Milliarden Dollar. Seitdem wurde spekuliert wie Meta mit der Gratis-App Geld verdienen will.


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FUNDSTÜCK DES TAGES

Nach Amoklauf-Berichterstattung: Journalismus-Studierende fordern Stärkung des Presserats und Nachschärfung bei staatlicher Medienförderung

Fassungslos habe ich letzte Woche verfolgt, wie österreichische Medien mit dem Amoklauf in Graz umgegangen sind. Vor allem Boulevardmedien haben jegliche medienethische Verantwortung über Bord geworfen und die tragische Tat ohne Scham für ihren Clickbait ausgenutzt. Für junge Journalist*innen ist das besonders schmerzhaft, unsere ganze Branche kommt dadurch in Verruf und unsere berufliche Zukunft wird aufs Spiel gesetzt.

Deshalb haben sich angehende Kolleg*innen von mir zusammengetan. In einem offenen Brief an Medienminister Andreas Babler (SPÖ) (Öffnet in neuem Fenster) fordern sie die Bundesregierung zum Handeln auf. Unterzeichnet von den Journalismus-Studienvertretungen mehrerer Fachhochschulen und der ÖH-Bundesvertretung wird unter anderem dafür plädiert, den Presserat als Institution zu stärken und die staatliche Presseförderung an die Anerkennung des Presserats und die Einhaltung seines Ehrenkodex zu knüpfen. Will man das Anliegen der Jungjournalist*innen unterstützen, findet man auf der Plattform mein.aufstehn auch eine Petition (Öffnet in neuem Fenster) mit gleichlautenden Forderungen. (eb) 


Wenn du auf der Suche nach einer Alternative zu Whatsapp bist, kann ich dir die App Signal empfehlen. Hier erklärt die Presse (Öffnet in neuem Fenster) warum.

Dominik

Dominik Ritter-Wurnig
Dominik Ritter-Wurnig

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