Die Gewalt eskaliert
Hier kommt alles, was du wissen solltest, kompakt erklärt. Heute ist wieder tag eins!
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Hallo!
Heute ist der 11. September 2025. Kaum ein anderes Datum der jüngeren Geschichte hat sich so in das kollektive Gedächtnis eingebracht. Ich bin mir sicher: Genau wie ich weißt auch du, was du am 11. September 2001 gemacht hast. Dem schrecklichen Terroranschlag sind weltweit unzählige weitere, islamistisch motivierte blutige Attentate gefolgt. Gleichzeitig nimmt der anti-muslimische Rassismus zu. Wir befinden uns in einer Spirale der Eskalation und Gewalt.
Darum geht es auch indirekt im Nachrichtenteil: Es ist zu befürchten, dass das tödliche Schussattentat auf den rechtsextremen Aktivisten Charlie Kirk in den USA die Eskalationsspirale befeuert.

Im Nachrichtenteil geht es heute um das Attentat auf Charlie Kirk, die Folgen der russischen Drohnen über Polen und das Kopftuchverbot.

Charlie Kirk bei Attentat in Utah erschossen
Bei einer Diskussionsveranstaltung an der Utah Valley University wurde gestern Mittag (Ortszeit) Charlie Kirk, der charismatische Anführer der rechtsradikalen, evangelikalen Studentenorganisation Turning Point USA, getötet. Laut New York Times (Öffnet in neuem Fenster) feuerte der Täter vermutlich vom Dach eines Gebäudes aus rund 130 Metern Entfernung einen gezielten, tödlichen Schuss ab. Der Schütze ist nach wie vor nicht gefasst (Öffnet in neuem Fenster).
Die Bestätigung, dass Kirk das Attentat nicht überlebt hat, überbrachte der Öffentlichkeit kein geringerer als US-Präsident Donald Trump. Kirk galt als wichtiger Verbündeter von Trump, der ihn unter Studierenden populär machte. Beim Standard (Öffnet in neuem Fenster), Spiegel (Öffnet in neuem Fenster) und in der New York Times (Öffnet in neuem Fenster) gibt es Nachrufe auf Kirk. Trump nutzte das Attentat sofort für seine eigene politische Agenda und machte, obwohl nichts über die Tatmotive bekannt ist, in einer Videobotschaft die „radikale Linke“ für die Gewalttat verantwortlich.
Die Sorge vor einer Zunahme politischer Gewalttaten steigt (Öffnet in neuem Fenster). In den sozialen Medien bezichtigt der Milliardär Elon Musk (Öffnet in neuem Fenster) die Linke als „Partei des Mordes“, Ex-Trump-Berater Steve Bannon sieht die USA bereits in einem Bürgerkrieg. In den sozialen Medien liest man auch Vergleiche zur Ermordung von Horst Wessel 1930 oder zum Reichstagsbrand 1933.

Nach Abschuss russischer Drohnen über Polen
Der Spiegel (Öffnet in neuem Fenster) hat ausführlich den beispiellosen Alarmfall über polnischen Staatsgebiet rekonstruiert. In der Nacht auf Mittwoch tauchen Punkte auf den Radarschirmen auf, die sich auf Polen zubewegen. Polnische und niederländische Kampfflugzeuge steigen auf und schießen mindestens drei der über 20 Drohnen ab. Nie zuvor wurden russische Kampfdrohnen über NATO-Gebiet abgeschossen.
Einen Tag danach ist die Bewertung recht eindeutig: Der Angriff ist eine gezielte, absichtliche russische Provokation, 20 Drohnen können kein Zufall sein, der Vorfall ist eine neue Eskalationsstufe. „Diese Drohnen sind ganz offenkundig gezielt auf diesen Kurs gebracht worden“, sagt der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk sagt, die Lage sei gefährlicher als zuvor, „diese Situation bringt uns einem offenen Konflikt so nahe wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr“. Der zivile Luftverkehr in Ost-Polen wird eingeschränkt.
Polen hat (Öffnet in neuem Fenster) ein NATO-Treffen gemäß Artikel 4 einberufen. Am Freitag wird sich der UN-Sicherheitsrat auf Antrag einiger europäischer Staaten mit dem Vorfall beschäftigen, meldet der Standard-Ticker (Öffnet in neuem Fenster). Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) sagte in einem schriftlichen Statement: „Wir stehen in voller Solidarität an der Seite Polens“.

Symbolpolitik Kopftuchverbot
Noch eine Nachreichung zum gestrigen Ministerrat: Dort verkündete (Öffnet in neuem Fenster) Integrationsministerin Claudia Plakolm (ÖVP) die Einigung über ein gesetzliches Kopftuchverbot für muslimische Mädchen bis 14 Jahren in der Schule.
Das Verbot solle an allen öffentlichen und privaten Schulen schon ab dem nächsten Schulsemester gelten. Als Ultima Ratio sieht das Verbot Verwaltungsstrafen bis 1000 Euro vor. Als Argumentationskrücke dient laut Plakolm eine Studie, die zeige, dass das französische Kopftuchverbot die Schulabschlüsse muslimischer Mädchen verbessert habe. Ein schriftlicher Gesetzesentwurf (Öffnet in neuem Fenster) liegt vor. Doch schon 2020 hob der VfgH wegen der Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes das Kopftuchverbot der Regierung Kurz auf. Plakolm gibt im ZiB-2-Interview zu, dass die Maßnahme „Symbolpolitik“ sei.

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Herbert Kickl und der „Volkskörper“: Ein weiterer Tabubruch, ein weiteres Signal
Im ORF-Sommergespräch setzte Herbert Kickl (FPÖ) einen bewussten Tabubruch: Kickl sprach davon, dass 2015 „Wunden in den Volkskörper“ geschlagen wurden. Natascha Strobl arbeitet in ihrer Analyse bei moment.at (Öffnet in neuem Fenster) exakt heraus, wie sich Kickl hier der NS-Sprache bedient und dabei ein harmlos anmutendes, aber in Wirklichkeit sozialdarwinistisches und antidemokratisches Bild zeichnet.
https://www.moment.at/story/herbert-kickl-volkskoerper/ (Öffnet in neuem Fenster)
Interview: „Hallo, hier bin ich, deine Tochter – ich bin direkt von der Politik der AfD betroffen“
Leonie Plaar ist queer und Tochter eines AfD-Mitglieds. Hier spricht sie darüber, warum sie den Kontakt zu ihrem Vater abgebrochen hat, und verrät, welche Frage man AfDler*innen stellen sollte.
https://krautreporter.de/rassismus-und-identitat/6067-hallo-hier-bin-ich-deine-tochter-ich-bin-direkt-von-der-politik-der-afd-betroffen (Öffnet in neuem Fenster)
Der reichste Menschen der Welt
Larry Ellison ist der neue reichste Mensch der Welt. Der Oracle-Gründer hat dank des KI-Booms und des Cloud-Geschäftss kurzfristig Elon Musk überholt. Dank eines Kurssprungs bei Oracle stieg das errechnete Vermögen laut der Bloomberg-Milliardärsliste kurzfristig auf 397 Milliarden Dollar. Unter den 500 reichsten Menschen sind auch zwei Österreicher: Erbe Mark Mateschitz und Novomatic-Gründer Johann Graf. Ellisons Platz an der Spitze der Superreichen hielt allerdings nur einen Tag: Aufgrund der Börsenkurse ist heute wieder Elon Musk mit 384 Milliarden Dollar an der Spitze.