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Die lüsterne Leguandramora - Schlüpfriger Schrecken

Kapitel 4 - Ein Ton zu viel
Mittlerweile hatte Regen eingesetzt und die kalten Tropfen auf ihren Schuppen hatten Sal Alexis Gedanken wieder klargespült. Sie hatte eine Mission. Und sie würde alles tun, um diesen sogenannten “Geist” aufzuspüren. Der dichte Nebel und die Feuchtigkeit legten sich schwer auf die Fensterscheiben, wie ein ominöser Schleier, der nicht preisgab, was sich dahinter abspielte. Sie trat über die Schwelle des Zimmers, das ihr Verdächtiger gebucht hatte. Henrizard Faber. Der junge Mann war natürlich nicht vor Ort. “Er ist wie ein Schatten, der sich vom Licht abwendet“, hatte die Frau am Empfang fröhlich und poetisch gemeint, bevor sie Tee für sie beide aufsetzen wollte und ihr die Schlüssel in die Hand gedrückt hatte.

Die Tür schloss sich mit einem leisen, endgültigen Klick hinter ihr.

Ein mattes Braun überzog das Interieur. Das Licht der bleichen Mittagssonne kämpfte sich mühsam durch den Schleier der Fenster und zeichnete verschwommene Bilder auf den Boden. Alles wirkte so still. Unnatürlich still. Kein Luftzug, keine Tropfen von der feuchten Decke, kein Geräusch vom Treiben am Hafen, der sich direkt unterhalb dieses Arbeiterbaus erstreckte. Selbst das gelegentliche Kreischen der Möwen hatte hier keinen Raum.

Sal Alexis trat weiter in das Zimmer, die Luft war klamm und stand, als hätte der Bau selbst den Atem angehalten. Ihre Schritte hallten viel zu laut auf dem knarrenden Holz, während sie vorsichtig einen Schritt nach dem anderen tat, darauf bedacht, keine Spuren zu verwischen. Die Möbel um sie herum waren schlicht: ein schmaler Schreibtisch, ein schmuckloses Bett, ein kleiner Spiegelschrank. Jedoch waren alle Oberflächen von Staub befreit.

Sie ließ ihren Blick weiter durch den Raum schleifen. Langsam und akribisch, wie sie es immer tat. Doch sie fand nichts. Keine Kratzer am Boden, keine versteckten Fächer, keine Auffälligkeiten. Alles wirkte zwar…bewohnt, aber doch irgendwie…leblos. Als hätte jemand jede Spur von Echsigkeit sorgfältig ausradiert. Und genau diese Tatsache bestätigte ihr Gefühl, dass dieses Zimmer ihm gehörte. Oder gehört hatte.

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Kategorie Die Welt von Vytra

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