R. I. P. Friedrich Merz

Liebe Leser*innen,
Politik ist ein harter Job. Und wer hart arbeitet, muss auch eine heftige Freizeit haben, um mal an etwas anderes als das BIP und illegale Grenzkontrollen zu denken. Deshalb gehen Politiker*innen so gern an ihr Limit: Bärbel Bas legt ihren Arbeitsweg per Fallschirm zurück, Johann Wadephul spielt abends in der Kneipe gern Russisch Roulette und Dorothee Bär war schon mal auf dem Oktoberfest.
Auch der Kanzler war bekannt für sein Extremhobby, dem der aktuelle TITANIC-Titel Tribut zollt:

Die neue Ausgabe gibt’s ab Samstag in allen Berghütten und jetzt schon im Onlineshop (Print (Öffnet in neuem Fenster) oder PDF (Öffnet in neuem Fenster) oder in der App (Öffnet in neuem Fenster)) – oder am besten: mit Prämie im Abo (Öffnet in neuem Fenster)!

Kurz vor seinem tragischen Abnippeln hat Merz verfügt, den Sozialstaat »so richtig auszudribbeln« (O-Ton einer SMS an Bas). Das verbleibende Bundeskabinett setzt seine Maßnahmen nun um:

So macht Friedrich Merz den Sozialstaat wieder fit
Bürgergeld streichen und durch Liegestütze ersetzen
Das Renteneintrittsalter anheben, und zwar zehnmal nacheinander, alle zwei Tage
Die Lasten gleich verteilen auf linke und rechte Arme
Mitgliedschaften in der gesetzlichen Krankenkasse werden umgewandelt in solche im Fitnessclub – zum gleichen Preis
Wer freiwillig lebenslang auf staatliche Leistungen verzichtet, bekommt gratis Vitamin-B-Supplements
Starke Schultern dürfen geschont werden – was gebraucht wird, sind starke Beine, um dem faulen Arbeitnehmerpack kräftig in den Hintern zu treten!
Robert Habeck sagte im Taz-Interview auf die Frage nach seiner Meinung zu Merz’ Maßnahmen, man möge ihn bitte endlich mit dieser »öden Fickscheiße« in Ruhe lassen. Er gehe lieber seiner eigenen Workoutroutine nach:

Im selben Interview teilte Habeck gegen seinen alten Rivalen und Fernschachgegner Markus Söder aus, indem er ihn als »fleischperverses Wurstopfer« bezeichnete. Dieser bekam die Beleidigung aber nicht mit, weil er gerade mit anderen Dingen beschäftigt ist und sich ja eh nicht so für sein Image interessiert:

Rechtsextreme versuchten, Markus Söders Sommerinterview zu stören – ohne Erfolg. Diese Fragen sind ungeklärt:
Verloren die Rechten den Furor, als sie Söders Positionen zu Migration und Bürgergeldempfängern im Livestream hörten?
Handelte es sich um eine bezahlte Aktion der Union, um Söder etwas weniger rechts dastehen zu lassen?
Es stellte sich heraus, dass die Rechtsextremen schlicht zu spät am Ort der Aktion eintrafen. Hatten sie etwa den (hehe) Anschluss verpasst?
Stimmt es, dass Söder daran gehindert werden musste, ein Zeichen gegen die Grünen zu setzen, indem er während des Interviews eine Leberkässemmel verspeist?
Als die Nazis doch noch eintrafen, machten sie mit »Re-, Re-, Remigration!«-Rufen auf sich aufmerksam. Stimmt es, dass Söder versuchte, sie mit »Zu-, Zu-, Zustrombegrenzung!«-Rufen zu korrigieren?
Ist die Tatsache, dass sich ARD-Moderatorin Anna Engelke mehrfach bei Söder mit Food-Content anbiederte, der vielleicht beste Grund, gegen Rundfunkgebühren zu protestieren?

Eine weitere ungeklärte Frage: Warum verwenden Leute in öffentlichen Verkehrsmitteln so ungern Kopfhörer?

Heute: Ich, der Ohrenzeuge
»Du hast einen super Musikgeschmack! Aber bitte, behalte ihn für dich.« Mit solchen in Omnibussen ausgehängten Botschaften versucht der regionale Verkehrsverbund seit einer Weile, die Dauerbeschallung im ÖPNV zu unterbinden. Freilich fruchtlos, denn trotz rasanter Fortschritte in der Kopfhörertechnik meint ein nicht geringer Teil der Mitfahrenden, dass nur ein übersteuerter Handylautsprecher den besten Lauschgenuss liefere.
Es ist nicht ausschließlich Musik, die in unserer Rüpelrepublik aus allen Ecken ertönt, manchmal, selten, spielen Leute an Bord von Bus und Bahn gesprochene Texte ab, etwa Audiobücher. Einen Sonderfall erlebte ich letzte Woche, als ich in einer S-Bahn saß, in der sich auch ein circa 30jähriger Mann mit Smartphone am Ohr befand. Aus dem Gerät erklang die sonore Stimme eines US-Amerikaners, der dem Zuhörenden mit Nachdruck einredete, dass er nicht auf »die« achten solle und dass er besser sei als »sie«. Vier bis fünf Sätze, immer und immer wieder; zwei habe ich mir gemerkt: »You don’t need their validation. You don’t neeed to be understood.« Bei dem langgezogenen need, das darauf angelegt zu sein schien, an tiefliegende männliche Instinkte anzudocken, lief es mir eiskalt den Rücken runter. »Was für ne kranke Incel-Scheiße ist das denn?« dachte ich und erwog, die Behörden zu verständigen. Doch was hätte ich denen sagen sollen – »Kommen Sie asap nach Eschborn, hier lässt jemand in Endlosschleife selbstbewusstseinsstärkende Einflüsterungen laufen!«? Ich hätte den Typen nicht mal beschreiben können, vermied ich es doch tunlichst, dieser tickenden Zeitbombe in die Augen zu schauen. Irgendwann stieg er aus, und in den folgenden Tagen wurde nirgendwo ein Amoklauf vermeldet.
Da man, dieser Anekdote ungeachtet, alles in allem von akustischen Absonderungen häufiger ge- als verstört wird, schlage ich vor, neue Plakate in öffentlichen Verkehrsmitteln anzubringen: »Du hast einen super Musik-, Hörbuch-, Hörspiel- und Motivationsspruchgeschmack sowie 1A-Handygesprächspartner/innen! Aber merkst du nicht, wie die anderen dich angucken? Sie mögen dich nicht. Sie sind dir auf den Fersen. Was wollen DIE von dir?« Usw.
Verabschiedet sich und wünscht ein gut informiertes Wochenende:
Ihre TITANIC-Redaktion


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