Wir kriegen dich, du perverses Schwein!

Liebe Leser*innen,
im Dienste der Neutralität sendet die Wochenrückblick-Redaktion eine wichtige Botschaft an all ihre queeren Abonnent*innen: »Bleib besser zu Hause, du perverses Schwein, wir kriegen dich!« Es schmerzt das Team mehr, diesen Satz zu sagen, als Sie, ihn zu hören. Denn der Newsletter folgt dem Gebot der wichtigsten Nummer 2 der Bundesrepublik:


Der Kanzler stärkte seiner Bundestagspräsidentin unparteiisch den Rücken und verkündete, dass der Bundestag ja nun auch kein Zirkuszelt sei, auf dem man beliebig Fahnen hisse. Das stimmt – der Bundestag ist wirklich kein Zirkuszelt, was man daran erkennt, dass nur sehr selten Tiere aus ihm ausbrechen. Doch auch im Allgemeinen passiert das nicht so häufig, wie Sie denken:
Auf sie mit Gebrüll!

Löwen im Stadtpark, Pumas am Badesee, Kai Wegner beim Sonntagsspaziergang! Das Sommerloch füllt die Zeitungen mit allerlei bizarren Sichtungen. Doch meist handelt es sich gar nicht um Gefahren für die Allgemeinheit, die besser abgeknallt gehören, und einen teuren Anruf bei der Feuerwehr rechtfertigen. Diese harmlosen Phänomene stecken wirklich hinter Ihrer Tiersichtung:
Kaiman – alte Lederhandtasche
Krokodil – Gerhard Schröder (ausgestopft)
Belugawal – russischer Spion
Pferd – zwei fickende Mittvierziger, der vordere mit langen Haaren, der andere mit … na, Sie wissen schon …
Bär – Kurt Beck
Elefant – Mücke
Tollwütiger Orang-Utan – Jens Lehmann
Wels – Plastiksack mit zerschossener Welsleiche
Giftfrosch – leckeres Lutschbonbon
Hauskatze – tollwütiger Puma
Riesenschlange – siehe Pferd
Oktopus – israelkritische Demonstration
Allerdings wurde im Leverkusener Freibad tatsächlich eine Kreuzung aus Eisbär und Rentier gesichtet. Dem Tier soll es den Umständen entsprechend gehen, die große Hitze macht ihm sehr zu schaffen. Es tröstet sich mit dem Gedanken, dass es damit nicht allein ist:


Feministischer Journalismus braucht dich!
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Doch am meisten quälen sich die deutschen Dichter in der heißen Jahreszeit: Das folgende Werk sollte eigentlich der Auftakt eines 20teiligen Zyklus werden, aber weil die Klimaanlage ausfiel, hat es leider nur für das hier gereicht:

Das Lyrik-Eckchen
NICHTS MEHR
von Gunnar Homann
Der gelbe Stern erhebt sein Haupt
Und brennt auf uns hernieder.
Das hat ihm zwar kein Mensch erlaupt,
Doch tut er’s immer wieder.
Wir stöhnen unter seiner Kraft
Und liegen matt im Schatten,
Dort träumen wir mit Leidenschaft
Vom Schlaf, den wir grad hatten.
Bald wird es auch zur Winterzeit
So heiß allhier auf Erden,
Da wird es mit der Mehrarbeit
In Deutschland nichts mehr werden.
Tenzin Gyatso muss trotz der hohen Temperaturen arbeiten, denn ein Dalai Lama hat niemals hitzefrei! Deshalb möchte Gyatso nun auch zurücktreten und den Job einer jüngeren und hitzeresistenteren Person übergeben. Alles, was Sie dazu wissen müssen, weiß Torsten Gaitzsch:

Heute: Okay, Lama
Seit gut zwei Monaten haben wir also einen Boomer-Papst. Das amtierende Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche ist Jahrgang 1955, sein Nachfolger könnte ein waschechter Gen-Xer werden. Hinsichtlich des tibetischen Buddhismus werden wir diese Chance nie bekommen. Der aktuelle Dalai Lama, Tenzin Gyatso, ist ein Vertreter der Silent Generation, der fünfzehnte wird auf jeden Fall der Generation Alpha angehören. Vier Generationen übersprungen! Ein Millennial-Dalai-Lama wird uns niemals vergönnt sein.
Die Volksrepublik China, die bei der Lama-Wahl ihren eigenen Pekingeintopf zu kochen gedenkt, könnte natürlich den Namen eines Frühergeborenen in die Goldene Urne werfen lassen. Im Text des Büros für Religiöse Angelegenheiten von 2007 über die »Verwaltungsmethode zur Reinkarnation eines Lebenden Buddhas« ist lediglich von einem »jungen Körper« die Rede. Aber wer weiß, vielleicht hat Old Tenzin selbst den schwammig-mystischen »Findungsprozess« inzwischen dahingehend erweitert, dass auch ein Zoomer-Mädchen in seine heiligen Fußstapfen treten könnte, wenn nur genügend Zeichen und Omina dafür sprechen.
Ich purzele übrigens schon seit einem halben Tag durch den Kaninchenbau des Trülku-Systems. Und als wäre das nicht faszinierend genug, lese ich in der neuen Jungle World über die spirituelle Führung im Glauben der Zwölfer-Schia: »Nach dem Glauben […] der mit Abstand größten schiitischen Glaubensrichtung [ist] eine gerechte Herrschaft auf Erden erst nach der Wiederkehr des zwölften Imam (Mahdi) aus dem Verborgenen möglich. […] Dagegen entwickelte der Führer der Revolution im Iran 1979, Ruhollah Khomeini, seine Doktrin von der ›Statthalterschaft des religiösen Rechtsexperten‹ (Welāyat-e Faqih). Demnach sollte der jeweils bestqualifizierte Geistliche bis zur Ankunft des Mahdi diesen vertreten. Dieses Amt übernahm dann Khomeini selbst. Nach dessen Tod 1989 wählte ein Rat von 88 Geistlichen Ali Khamenei zum Nachfolger, obwohl er nur ein Geistlicher mittleren Ranges war.«
»Geistlicher mittleren Ranges« – gute Beleidigung! Ich möchte jetzt das Drehbuch für eine Komödie schreiben, das mir sowohl eine Fatwa als auch ein Einreiseverbot für ganz Ostasien einbringen könnte: Der zwölfte Imam und der fünfzehnte Dalai Lama reinkarnieren zur selben Zeit, tauschen allerdings nach einem gleichzeitig erlittenen Stromschlag die Körper und müssen nun eine jeweils völlig fremde Religionsgemeinschaft leiten. Hilarity ensues.
Verabschiedet sich und wünscht ein gut informiertes Wochenende:
Ihre TITANIC-Redaktion

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