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Leserfrage: Meine ehrliche Meinung zu Netanjahu, Groß-Israel und dem Krieg

Ein israelischer Kampfpanzer Merkava

Diese offensichtlichen Fragen von Unreifen, die jemanden festnageln sollen, etwas zu bekennen.
Damit wollte mal wieder jemand in der Kommentarspalte der
Fanpage (Öffnet in neuem Fenster)pöbeln. Doch das soll hier nicht das Thema sein, das ist nur die Einleitung.

Denn der Pöbler hat einige Fragen gestellt, die es sicher wert sind, sie einmal für Laien zu besprechen.
Also habe ich dazu etwas gepostet und die anderen Nutzerinnen und Nutzer meiner Facebook Fanpage (Öffnet in neuem Fenster) gefragt, ob ich etwas dazu erklären soll.

Ich soll.
Deshalb sitzen wir jetzt hier.

Es ging zum einen darum, was Netanjahu von Groß-Israel „schwadroniert“ (Zitat) hat. Worüber so viele berichtet haben und was bei „Israelkritikern“ wieder freudig aufgenommen wird.
Und zum zweiten, was wohl der bessere Weg für Israel sei: Frieden zu machen oder weiter Krieg zu führen.
Geht man etwas in die Tiefe, hängt beides miteinander zusammen. Dazu kommen wir.

Ich werde erst einmal erklären, was dieses Groß-Israel ist, das einige als Beweis für Israels angeblichen Faschismus heranziehen. Denn da scheint es sehr unterschiedliche Assoziationen zu geben. Die teilweise weit von der Realität abweichen.
Dann werde ich erklären, was Netanjahu wirklich gesagt hat. Was einige überraschen wird. Und sezieren, wer das wie verbreitet hat.

Und dann werde ich darlegen, was ich persönlich glaube, was „das Beste“ für Israel ist. Was ich in dieser Form nämlich noch nie getan habe.
Es wird also sehr persönlich.

Für alle nicht so Textbegabten: Das hier ist ein Meinungsbeitrag.
Ich gebe eine Meinung ab. Um die ich mehrfach gebeten wurde.
Und ich simplifiziere. Sonst werden wir hier nämlich nie fertig.

Nehmen Sie Platz.
Während der Fahrt darf geraucht und getrunken werden.

Groß-Israel und die Landkarten

Manchmal, und das ist glücklicherweise selten geworden, muss man bei der Bibel beginnen.

Im ersten Buch Mose (1. Mose 15,18) verspricht Gott Abraham, dass er seinen Nachkommen Land geben wird.
Und weil man damals keine Landkarten hatte und Längen schlecht messen konnte, orientierte man sich an Gebirgszügen, Meeren und Flüssen. Also versprach Gott das Land „von dem Strom Ägyptens an bis an den großen Strom, den Euphrat“. Heute Ägypten bis Irak.
Was bei mir als Atheist sofort die Frage aufwirft, warum Gott auch keine Landkarten hatte und sich an Flüssen orientieren musste.

Grafik von Abraham.
Abraham, 03.07.1763 v. Chr. (Passbild Foto Koschmider, Wanne-Eickel)

Euphrat und Nil sind, sicher nicht zufällig, die beiden Flüsse, an denen sich zur Zeit zwei bedeutende Kulturen befanden. Weshalb Gott vermutlich eher das Land zwischen den Reichen gemeint hat. Aber wie wir wissen, hat Gott sich ja des Öfteren missverständlich ausgedrückt.
(Das mit der Unreinheit der menstruierenden Frau, Tattooverbot und dem Verbot von Kleidung aus zweierlei Materialien habe ich noch nicht ganz verstanden. Und ob Wahrsager verbrannt oder gesteinigt werden sollen.)

Er sagt auch noch etwas von verschiedenen Stämmen, wie den Kanaanitern, den Amoritern, den Hethitern (was eigentlich bis zur heutigen Türkei gehen würde) und anderen -itern. Was aber wiederum den Angaben der Flüsse widerspricht. Man könnte fast den Eindruck haben, dass das jemand geschrieben hat, der auch keine Karten hatte und sich eher so grob auskannte.

Darauf berufen sich bis heute einige wenige Hartnäckige. Ignorierend, dass sich auch alle anderen monotheistischen Religionen aus der Region als Nachkommen Abrahams sehen. Weshalb sie auch „abrahamitische“ Religionen heißen.

Vielleicht sollte Gott da mal ein Update zur Klärung herausbringen. Einmal die Woche muss man sein Sudoku auf dem Handy updaten, und Gott kommt seit bummelig 2500 Jahren nicht hinterher. Wir sehen uns in den Amazon-Bewertungen, Libbelein.

Revisionistischer Zionismus

Deutliche verbreiteter ist die Perspektive, „das Land Israel“ sei das alte Land der Juden bzw. Kanaaniter. Also etwa das Königreich Davids (was zuweilen auch „Davidianisches Großreich“ genannt wird, obwohl es eher mit dem heutigen Brandenburg zu vergleichen ist. Nur ohne Wölfe.) oder den nachgewiesenen Königreichen Juda und Israel.
Das wäre auch deutlich realistischer und eher mit den genannten Stämmen in Einklang zu bringen, als das, was Gott da von den Flüssen erzählt hat.
Das war damals alles überraschend kleinteilig, mit einer heutigen Kleinstadt wäre man schon König gewesen.

Das würde tatsächlich das heutige Israel und die Palästinensischen Autonomiegebiete umfassen. Und eventuell einen kleinen Zipfel in Ägypten und in Jordanien. Und wahlweise ein Stückchen vom Libanon oder gleich den ganzen.

Karte der Zwöf Stämme Israels. (Öffnet in neuem Fenster)
Karte der Zwöf Stämme Israels. (Quelle: Wikipedia)

Es wird hoffentlich deutlich, dass es dafür gar kein einheitliches Konzept gibt.

Eine gängige Bezeichnung dafür ist „Eretz Israel HaSchlema“, was so viel heißt wie „Vollständiges Land Israel“.
Das wird häufig auch verkürzt zu „Eretz Israel“, was einfach „Land Israel“ bedeutet. Man muss also aufpassen, wer das vor welchem Hintergrund sagt. Es kann nämlich auch einfach nur harmlos das „Heimatland Israel“ gemeint sein. Was es meist ist.

Als die Idee des Zionismus aufkam, also den Juden ein Heimatland zu geben, kam später auch die Idee des „Revisionistischen Zionismus“ auf. Anfang des vergangenen Jahrhunderts. Das ist eine radikale, rechte Strömung, die ein solches, großes Israel anstrebt. In den unterschiedlichen Abstufungen. Und in der Zeit kam auch der genauso undefinierte deutsche Begriff „Groß-Israel“ auf.

Wichtig zu wissen wäre, dass dieses Konzept in den arabischen Staaten aus propagandistischen Gründen sehr oft mit der ersten, der krassesten Variante gleichgesetzt wird. Um zu zeigen, dass „die Juden“ die muslimischen Länder von Ägypten bis zum Irak erobern wollen.

Streng genommen bedeutet „Zionist“ lediglich, Israel ein Existenzrecht zuzuerkennen. Vor allem, wenn es um nicht-Juden geht. Ich bin ein deutscher, atheistischer Zionist. Nicht hauptberuflich, mehr so von der Einstellung her.

In der arabischen Welt, von der Propaganda und von vielen „Israelkritikern“ wird das aber ganz anders gelesen. Viele sind erstaunt bis ungläubig, wenn man es ihnen erklärt, dass Zionisten nicht per se die Weltherrschaft anstreben oder den Islam vernichten wollen.
Ok, bis auf den Krieg um den besten Hummus, in den ich mich aber nicht reinhängen will.

Netanjahu und der Dom

Benjamin „Bibi“ Netanjahu ist Vorsitzender der Partei Likud.
Die war früher ganz rechts, hat sich dann gefangen und den Revisionistischen Zionismus vom Menü gestrichen.
Vor zehn Jahren hätte ich Netanjahu politisch als eine Angela Merkel ohne lockere Hand aber mit militärischer Ausbildung eingeschätzt.
Doch dann wurde seit spätestens Anfang 2017 gegen ihn ermittelt. Wegen Korruption.

Netanjahu am Rednerpult
Netanjahu bei der Eröffnung des Knesset Museums. 11.08.2025

Ohne den Mann irgendwie in Schutz nehmen zu wollen, muss man das aber etwas einordnen.
Ihm wird nicht vorgeworfen, Millionen auf die Seite geschafft zu haben. Netanjahu ist kein Wiktor Janukowytsch und auch keine Imelda Marcos. Auch wenn ich jetzt nicht recherchiert habe, wie viele Schuhe er besitzt.

Es geht darum, dass sich ein Usus von Gefälligkeiten und Gastgeschenken entwickelt hat. Und da sind die Israelis ziemlich empfindlich. Was mir sympathisch ist.
Unter anderem haben sie schon ihren ehemaligen Ministerpräsidenten Ehud Olmert verknackt.

Bei Netanjahu geht es um teure Zigarren und Schmuck und Champagner für die Frau Gemahlin. Die wohl insgesamt eine Sympathieträgerin ist.
Während Omma sich heimlich hinter der Küchentür den Klosterfrau Melissengeist reindreht, zimmert Sara Netanjahu sich gerne einen mit Champagne Dom Pérignon Brut Rosé von Moët & Chandon. Alles im Gesamtwert von etwa 250.000 €.

Netanyahu und seine Frau beim Empfang in Washington.
Netanyahu und Sekt-Sara beim Empfang in Washington. 09.07.2025

Deshalb wandten sich die Parteien der Mitte und der Linken immer mehr von Netanjahu ab. Deshalb bezeichnet er das alles als eine Hexenjagd. Und deshalb koalierte er dann zum Machterhalt mit den Parteien von Rechtsaußen bis Rechtsradikal. Mit denen er sich vorher nicht einmal hat fotografieren lassen.

Was Israel wiederum heute so Gestalten wie Gvir und Smotrich in der Regierung beschert. Deren Äußerungen nicht nur dem Kläger Südafrika vorm Internationalen Gerichtshof Futter liefern. Und der pro-palästinensischen Propaganda. Sondern, und das ist meine persönliche Meinung, den internationalen Ruf Israels auf Jahre versaut haben.

Gvir winkt, geschützt von einem Personenschützer.
Der rechtsradikale Minister für Innere Sicherheit Itamar Ben Gvir nach einem provozierenden Gebet auf dem Tempelberg. 03.08.2025

Es gibt glaubwürdige Aussagen aus Netanjahus Umfeld, dass er wirklich Angst hat, in den Knast zu müssen. Nur die Immunität als Ministerpräsident kann ihn halbwegs davor bewahren.

Der Journalist, die Kettchen und das Interview

Der Journalist Sharon Gal saß 2015 mal kurz für die Partei Jisraʾel Beitenu (Israel Beitenu) im Parlament.
Die ist einerseits säkular, also für die Trennung von Religion und Staat. Was bei jüdischen Religionsextremisten noch eine ganz andere Ebene aufmacht. Aber das würde hier viel zu weit führen.

Jisraʾel Beitenu steht aber auch für Revisionistischen Zionismus, also das „Groß-Israel“. „Eretz Israel HaSchlema“, das „Vollständige Land Israel“.
Deshalb verbimselt Sharon Gal inzwischen auch Anhänger, die den Umriss von Groß-Israel zeigen sollen. Was ich ehrlich gesagt nicht so ganz abgleichen kann. Vermutlich, weil ich Landkarten habe.

Das Kettchen aus 14-karätigen Weißgold für die rechtsradikale Jüdin von Welt für schlappe 550,- Euro.

Screenshot des Online-Shops
Screenshot des Online-Shops mit rechtsradikalen Kettchenen für jeden Bedarf.

Und genau dieser Sharon Gal hat nun Netanjahu für den Sender I24 News interviewt. Und ihm so einen Anhänger überreicht.
Dabei hat er ihn gefragt, ob er sich mit der Vorstellung eines „Vollständigen Israels“ („Israel HaSchlema“) identifizieren könne. Und Netanjahu antwortet „Sicher“. („Meud“)

Was soll der arme Kerl auch sonst sagen?
Im Gazastreifen läuft es ganz blöd, die eigene Armee, zu der er auch gehörte, fängt an Widerworte zu geben, inzwischen gehen in Israel wieder 200.000 Menschen auf die Straße – was übersetzt auf Deutschland über 1,5 Millionen wären – und wenn er die rechtsradikalen Wähler nicht halten kann, kommt er in den Knast.
Und wenn er nach Hause kommt, hat sich seine Göttergattin mal wieder mit Prickelwasser im Wert eines Kleinwagens den Helm lackiert.

Ich finde, glücklich sah er bei der Antwort nicht aus. Vermutlich hat Sharon Gal deshalb auch nochmal nachgefragt. Weshalb ich nicht so ganz sicher bin, an welches „Israel HaSchlema“ er gedacht hat. Wirklich an das von Kairo bis Bagdad, oder eher an das des heutigen Israels mit den Palästinensischen Autonomiegebieten.
Aber da ich kein Bedürfnis habe Netanjahu zu verteidigen, muss ich das auch nicht ausdiskutieren.

Ich kann Menschen lesen. Es war mitleiderregend. Ohne mein Mitleid zu erregen.

Mögen die Medienspiele beginnen

Diese Passage wurde aber gar nicht ausgestrahlt.
Bekannt geworden ist das Ganze dadurch, dass der Journalist und Knesset-Reporter Amiel Yirchi (oder Yarchi), der für den gleichen Sender arbeitet, die Passage am 12. August auf X veröffentlicht hat.

Screenshot des Postings, zu sehen ist ein Video-Bild mit Netanjahu und dem Jornalisten Gal.
Screenshot des Postings von Yirchi. Das Video dauert nur wenige Sekunden.

Aber auch das ist nicht sofort rund gegangen. Es hat erstmal gar keinen interessiert.
Erst, als Nachrichtenagenturen das aufgegriffen haben. Hauptsächlich die französische AFP, die Agence France-Presse.

Zu identifizieren ist das leicht an einer Formulierung:
»Der Begriff „Groß-Israel“ bezieht sich auf die biblischen Grenzen aus der Zeit des Königs Salomon und umfasst neben dem Westjordanland auch Teile israelischer Nachbarländer wie Jordanien, Libanon und Syrien.«

Diese Passage taucht wortgleich auf bei FAZ, Deutschlandfunk, Tagesspiegel, ORF, Der Standard, MSN, Berliner Zeitung, und anderen. Sehr ähnliche Formulierungen bei T-Online, Watson, einigen mehr.
Der FAZ und dem Tagesspiegel war das Thema plötzlich mehr als einen Beitrag wert.

Ganz selbstverständlich haben dann verschiedene arabische Länder protestiert und eine Klarstellung gefordert. Denn damit taucht das ja wieder bei denen in den Zeitungen auf. Und darüber wurde dann auch wieder berichtet.
Welch wundervolle Steilvorlage.
Bibi macht Bibi-Dinge.

Können wir mal bitte ruhig bleiben?

Und so wurde aus einem herausgepressten und korrumpierten „Sicher“ der Eindruck, Israel plane morgen ein Großreich zu errichten. Und dass das so wichtig war, dass alle Medien darüber berichten.

Soweit ich das erkennen kann, hat das tagelang selbst in Israel niemanden interessiert. Und wirklich berichtet hat dann nur die AFP. Alle anderen haben die Story gekauft, sind aufgesprungen oder reagieren darauf. Aus Eigennutz.

Ich finde es persönlich überflüssig zu erwähnen, dass ich das schlimm und furchtbar und abstoßend finde. Und jetzt dringend erstmal bei einem Fläschchen Dom Pérignon in meine Landkarten gucken muss.
Nicht, weil ich Groß-Israel oder Netanjahu toll finde. Sondern aus zwei völlig banalen Gründen.

Zum ersten ist im nächsten Jahr Wahl. Und alle Israelis und Juden, mit denen ich gesprochen habe, sind überzeugt, dass Netanjahu dann weg ist. Und vielleicht danach irgendwann auch weg von Fenstern, die man öffnen kann.

Zum zweiten, weil es schlicht nicht ernst zu nehmen ist.
Und damit kommen wir zu meiner Meinung und zur soldatischen Perspektive.

Sie können es nicht

Alexander der Große hat mit einer ursprünglich kleinen Streitmacht ein riesiges Reich erobert. Das lernen wir so in der Schule.
Tatsächlich war es schlicht ein zehnjähriger Amok-Feldzug, der bis zu seinem Tod gedauert hat. Gefestigt hat Alexander gar nichts. Weshalb die Historiker eher nicht mehr von einem „Reich“ sprechen, sondern vom „Alexanderzug“. Danach übernahmen nämlich seine Mitstreiter einzelne Gebiete, mit unterschiedlichem Erfolg.

Kleopatra stammte von einem solchen Mitstreiter ab, Ptolemaios. Sie soll uns inzwischen als mächtige, schwarze Königin verkauft werden, während sie eine eher machtlose Griechin war, die man deshalb Kleo-patra ausspricht. Mit Betonung auf dem ersten a. Aber ich schweife ab.

Die Römer konnten die Germanen des Öfteren schlagen, aber nie dauerhaft jenseits des Rheins Fuß fassen. Bei den Schotten, die damals noch Pikten hießen, kamen sich auch nicht weiter.
Das britische Projekt in Amerika war auch nicht dauerhaft erfolgreich und selbst die Afghanen haben die Sowjetunion wieder rausgeekelt.
Es ist ein enormer Unterschied, ob man einen Krieg gewinnt, oder ob man ein Gebiet dauerhaft besetzt.

Um ein Gebiet dauerhaft zu übernehmen, benötigt man vor allem eine sehr geschickte Politik und eine lokale Führung, die gewillt ist, das ganze halbwegs mitzumachen.
Man muss etwas anzubieten haben. Um es mit dem großen Historiker und Nahostexperten Monty Pythons zu sagen: „Was haben Sie uns gebracht, die Römer?“

Und was man braucht sind Soldaten. „Boots on the ground“, wie man sagt.
Da helfen auch keine modernen Waffensysteme, keine tollen Raketen und keine teuren U-Boote. Infanterie wird immer der Kern sein.
Die Ukraine kann die von Russland besetzten Gebiete vermutlich nie zurückerobern. Dazu fehlt es an Mannstärke. Sie kann es nur so teuer wie möglich für Russland machen, bis es keine Lust mehr hat. Alles andere ist eine Illusion.

Hat man ein Gebiet erobert, muss man es besetzt halten. Man muss die Staatsgewalt durchsetzen können.
Und das kann Israel nicht. Nicht im Gazastreifen, nicht in der Westbank und erst Recht nicht im Libanon oder Ägypten. Das ist schlicht absurd. Es würde Israel so viel kosten, das kann es gar nicht bezahlen.

Stellen wir uns nur einmal vor, Deutschland wollte die Niederlande einnehmen und halten.
Abgesehen von allem anderen, von NATO, von anderen Verbündeten, von diplomatischen Folgen und dass sie trotzdem noch samstags zum Einkaufen nach Düsseldorf kämen und im Sommer mit Wohnwagenanhängern die Autobahnen verstopfen: Es wäre schlicht unmöglich, wenn die Niederländer da keine Lust drauf hätten. Und mindestens Belgien würde ihnen sicher sofort helfen.
(Fürs Protikoll: Ich bin Rheinländer und liebe die Niederlande! Ich habe mit einem Holländer historisch, kulturell und vermutlich sogar genetisch mehr gemein, als mit einem heutigen Sachsen. Regt Euch ab.)

Ja, Deutschland konnte das mal. So halbwegs. Unter hohem Blutzoll. Weil es eine der mächtigsten Streitkräfte der Welt hatte. Heutzutage reicht nicht einmal das. Was die USA im Irak gelernt haben, und das wollten sie nicht einmal dauerhaft besitzen.
Deutschland war auch nur so erfolgreich, weil es wie Alexander der Große überall durch galoppiert ist. Deutschland hatte keinen Plan für danach. Aber das hat Hitler sich ja dann dankenswerterweise im Führerbunker nochmal durch den Kopf gehen lassen.

Wir haben eine Streitkraft von demnächst 200.000 Berufssoldaten und vielleicht eine Millionen Reservisten. Berufssoldaten, Vollprofis. Gut so.
Die IDF, die Israel Defense Forces, haben zwar eine Sollstärke von 170.000. Und fast drei Millionen mögliche Wehrpflichtige und Reservisten. Was aber gerne ignoriert wird: Das ist eine Wehrpflichtigen-Armee. Aus der Situation Israels geboren, umgeben von Feinden. Und die drei Millionen sind bummelig ein Drittel der Bevölkerung.

Jeder, der seinen Dienst leistet, fehlt der Wirtschaft. Was bedeutet, er kostet doppelt: Das, was der Staat ihm zahlen muss, und das, was er der Wirtschaft nicht einbringt.

Zwei Soldatinnen mit Sturmgeweher stehen an einem Food Truck an.
Israelische Realitäten. März 2025

Diese Menschen, die ein Groß-Israel anstreben, sind fern jeder Realität.
Jene, die einer Idee eines Groß-Israel von Kairo bis Bagdad nachhängen… sagen wir so: In den Wartezimmern der Psychiater sitzen Menschen für weniger.

Und ich bin sehr sicher, wenn der alte Soldat Netanjahu bei einer zugesteckten kubanischen Zigarre dabei zusieht, wie seine Frau mit geschenkten Brillis behangen und der Pulle Moët am Hals lang hinschlägt und er die Ruhe genießt, weiß er das tief im Innersten auch.

Der Fehler der IDF - nach meinem Dafürhalten

Nimmt man die Zweite Intifada heraus, die kein Krieg im herkömmlichen Sinne war, ist der Gazakrieg der längste Krieg, den Israel jemals führen musste.

Das bedeutet nicht, dass die IDF es nicht können. Das bedeutet, dass die israelischen Streitkräfte auf völlig anderes ausgelegt sind.
Man muss immer auch betrachten, wofür Streitkräfte und Geheimdienste ausgelegt sind. Was ihr primärer Zweck, ihre Situation ist.
Israel kann im Iran die Wohnung eines Generals (Öffnet in neuem Fenster) im vierten Stock grundrenovieren, die Luftstreitkräfte eines Nachbarlandes in wenigen Angriffen schreddern oder im Libanon Pager verkaufen (Öffnet in neuem Fenster). Für lange, konventionelle Kriege, ist es nicht gemacht. Und zunächst einmal ist der Gazakrieg ein konventioneller Krieg, der auch so geführt werden muss.

Die IDF haben meiner Meinung nach seit Beginn der Bodenoffensive einen Fehler begangen. Sie haben gewonnenes Terrain wieder vergeben.

Nehmen wir einen Häuserblock in Gaza-Stadt.
Israel hat den zunächst aus der Luft beharkt (NATO-Jargon „shaping“) und ist dann reingegangen.
Üblich wäre dann, den Häuserblock zu sichern, Stellungen zu beziehen und dort zu bleiben und das Gebiet zu verteidigen.

Das ging aber nicht. Vor allem, weil dort ja weiterhin Menschen leben.
In Bachmut waren keine Anwohner mehr, Russland und Ukraine konnten sich austoben. Im Gazastreifen sieht das anders aus.
Ein zweiter Faktor ist die Mannstärke. Israel hat, wie besprochen, gar nicht das Personal. Das ja auch exponentiell ansteigt, umso mehr Gelände man sichern muss.

Diejenigen, die heute nach Völkerrecht schreien, verstehen gar nicht, wie rücksichtsvoll die IDF unterwegs sind. Und das meine ich völlig ernst.

Ein Liferantenmofa steht wartend vor einem Merkava Kampfpanzer.
Der palästinensische Pizza-Lieferant kommt nicht durch. Wegen Panzer. Gaza, 16.01.2025

Ich weise hier aber ausdrücklich darauf hin, dass das meine Meinung ist, meine Wahrnehmung. Mir fehlen Informationen, um das wirklich beurteilen zu können.
Aber mehrere ehemalige Soldaten, auch Offiziere und sogar ehemalige IDF-Soldaten, haben mir genau das bestätigt.
Und da oben drauf kommt dann erst die asymmetrische Kriegsführung der Palästinenser.

Schützen, die sich mit Kindern umgeben. Kombattanten, die keine Uniform tragen. Hamasi und Dschihadisten, die sich unter Hilfesuchenden verstecken, um dann aus der Menge heraus auf offene Kampfpanzer zu klettern um eine Granate hineinzuwerfen. Sprengfallen, die über Nacht auf Patrouillenwegen angebracht werden. Schützen, die auf den Trupp warten, der am nächsten Morgen einen Tunneleingang sprengen soll, um dann die Sprengladung hochzujagen und einen ganzen Zug zu töten.

Das habe ich mir nicht ausgedacht. All das sind sehr glaubwürdige Berichten von Soldaten. Und sie wurde mir teilweise persönlich bestätigt. All das passiert dort.
Der IGH ist nicht zuständig. Das Messen mit zweierlei Maß, verteidigt von der UN.

Die kommende Offensive

Und nun soll ein Großangriff auf Gaza-Stadt erfolgen. Weil sich der Großteil der verbliebenen Kämpfer natürlich dorthin zurückgezogen hat. Der Stadtteil („Flüchtlingslager“) Dschabaliya ist die Keimzelle, die Hamas wurde dort gegründet, dort begann die erste Intifada.

Dabei kam es schon wieder zu Reibereien. Die zu Kleinteilig wären, sie hier durchzugehen.
Zuvor war bereits der oberste Militärsprecher Hagari zurückgetreten worden. Der jetzige Generalstabschef Ejal Zamir hat sich deutlich öffentlich positioniert. Ich gebe es mal aus dem Gedächtnis in eigenen Worten wieder „Wir machen hier unseren Job und wir lassen uns von der Regierung nicht das Maul verbieten, nur weil ihr nicht gefällt, was wir fachlich zu sagen haben.“

Ejal Zamir bei einer Sitzung.
Ejal Zamir bei einer Sitzung. 13.08.2025

Er ist noch nicht so lange im Amt, ist aber direkt mit einigen aneinandergeraten.
Beispielsweise hatte der rechtsradikale „Polizei-Minister“ Gvir bei einer Sitzung im Mai gesagt, man solle die Hilfslieferungen blockieren und die Lagerhäuser bombardieren. Woraufhin ihn der Soldat Zamir aufs Töpfchen gesetzt hat, dass Gvir nicht wisse, was er sagt. Und dass Israel dem internationalen Recht verpflichtet ist.

Von dieser Gemengelage ist in internationalen Medien wenig zu lesen.
Es zeigt die Dissonanz der Soldatinnen und Soldaten. Aller.
Sie sind verpflichtet. Und sie sind dazu da, ihre Heimat zu verteidigen. Ihre Familien und Freunde, eine Autostunde entfernt. Was nicht heißt, dass sie alle damit einverstanden sind, was die Regierung macht.

Diese Komplexität, diese Diffusion, überfordert sehr viele, die auf Social Media den Scheißhausparolen der Propaganda glauben.

Wann ist der Besiegte besiegt?

Wenn ein Soldat etwas braucht, dann ist das ein Ziel.

Er braucht Akzeptanz und Versorgung, er braucht Verständnis, er braucht Rückendeckung, physisch und psychisch. Was er aber vor allem braucht ist ein Ziel. Er muss wissen, wofür er kämpft.
Und dieses Wissen geht meiner Wahrnehmung nach immer mehr Soldatinnen und Soldaten der IDF verloren.

Drei Israelische Soldaten und eine Soldatin ohne Helm beobachten von einem Hügel etwas in der Ferne.
Die Lage sondieren. 03.06.2025

Die Befreiung der Geiseln (Öffnet in neuem Fenster) hatte nie höchste Priorität. Auch das ist ein Strohmann der Propaganda. Von Anfang an wurde klar kommuniziert, dass die Zerschlagung der Hamas das oberste Ziel ist.
Aber die Hamas ist so zerschlagen, wie Israel sie überhaupt nur zerschlagen kann.

Ich halte nichts von dem Spruch, Israel könne die Hamas nicht vernichten. Natürlich könnte es das. Es könnte drei Nukes in den Gazastreifen setzen und zusammenfegen, was übrig ist. Der Spruch kommt von Menschen, die Gewalt nicht durchgespielt haben.
Aber unter der Prämisse der internationalen Regeln kann die IDF auch nicht viel mehr erreichen, als sie bereits erreicht hat.

Und ich halte auch nichts von der Behauptung, Netanjahu würde bewusst den Krieg verlängern. Er will nur krampfhaft mit einer großen Erfolgsmeldung als Retter Israels aus der Nummer herauskommen. Damit er wiedergewählt wird und auch weiter bei Zigarren dabei zuschauen kann, wie seine Frau sich mit französischem Prickelwasser die Peitsche durchs Gesicht zieht.

Aus dem „humanitären Lager“ bei Rafah, in dem Palästinenser zusammengeführt und -gehalten werden sollten, ist auch nicht mehr viel zu hören. Aber Hauptsache die Medien haben ausreichend Völkerrechtler gefunden, die ihnen mit der Offensichtlichkeit Clicks verschaffen, dass das gegen das Völkerrecht verstoßen würde. Potzblitz.

Netanjahu und Konsorten hauen irgendwelche politisch motivierten Scheißhausparolen raus, die sich dann ersteinmal im stillen Kämmerlei an den Realitäten messen lassen müssen. Und so etwas gibt Soldaten das Gefühl von Führungslosigkeit.
Für die Propaganda und die Medien ist das immer wieder die Lizenz zum Gelddrucken.

Zwei Soldaten von hinten, in einem zerstörten Haus stehend und die Umgebung beobachtend.
Eine der seltenen Aufnahmen, weil die IDF solche Bilder zum Schutz der Soldaten zensieren: Soldaten im Häuserkampf.

Inzwischen hat Zamir die Gaza-Offensive genehmigt.
Was ich als weiteres, ignoriertes Zeichen sehe, dass es sich bei Israel um einen demokratischen Rechtsstaat handelt. Der oberste Soldat hat genehmigt.
Ich bin sicher, Zamir hat die Pläne der Regierung auf etwas halbwegs Realistisches zusammengestrichen.
Viel Erfolg sehe ich dennoch nicht vorraus. Es werden noch sehr viele Menschen sterben. Und der Stoiker in mir würde sich freuen, wenn wir dann einfach mal nicht überrascht sind.

Bezieht man das alles mal ein, sollte es vielleicht wenigstens ein oder zwei Pali-Nachläufern dämmern, dass manche Narrative, die man ihnen erzählt hat, nicht so ganz stimmen können. Mehr wage ich nicht zu hoffen.

Von einem Groß-Israel ist das alles weit entfernt.

Meine Meinung

Im Grunde hat jeder Mensch zu allem eine Meinung. Das liegt daran, dass wir evolutionär darauf ausgerichtet sind, Dinge und Situationen zu beurteilen.
Tatsächlich hat ein Mensch aber mehr als eine Meinung. Denn er hat Filter. Im besten Falle. Wenn er nicht gerade auf X postet oder die AfD oder BSW wählt.

Mein innerer Stammtischbruder schreit unablässig „Mach’se alle kapott“. Einfach, damit da mal Ruhe ist und Israel wenigstens halbwegs zur Ruhe kommen kann. Alleine für das, was die Palästinenser seit 100 Jahren dort abziehen.
Zudem verstehe ich nicht, was die Menschen sich erhoffen, wenn sie auf den Straßen von Tel Aviv für die Freilassung der Geiseln demonstrieren. Ich verstehe nicht, was sie glauben, wie es dann weitergehen soll.
Ganz abgesehen davon, dass ich auch einen inneren Helmut Schmidt habe, der seit Jahrzehnten immer wieder unablässig sagt, dass man nicht mit Terroristen verhandelt.
Deutsche Töten. Denn der Tod ist ein Meister aus Deutschland. Es ist nur gerade unmodern.

Empathie empfinde ich mit den Palästinensern schon lange nicht mehr (Öffnet in neuem Fenster). Und ich verallgemeinere hier vollkommen bewusst und so, wie ich es empfinde. Ich stehe dazu.
Denn in einem Krieg gibt es nur zwei Seiten. Niemand unterscheidet zwischen Hitler und den Deutschen, Stalin und den Russen. Nur die Nordkoreaner haben etwas mein Mitgefühl, weil die so indoktriniert sind, dass sie eigentlich allesamt auf den Stuhl im Wartezimmer gehören. Neben die, die von einem Groß-Israel bis Kairo träumen. Allerdings werden sie ja von anderen Nordkoreanern und von ihrem eigenen sozio-kulturellen Hintergrund indoktriniert. Da endet die Empathie auch schnell wieder.

Fang einfach keinen Krieg an. Und sorge dafür, dass deine Regierung keinen anfängt. Das ist schon alles.
Kinder haften für ihre Eltern.

Aber das steht mir ja gar nicht zu.
Ich bin weder Jude noch Israeli.
Ich muss nicht bei Luftalarm in den Bunker.
Ich muss nicht in Tel Aviv mit dem Bus fahren.
Ich muss meine Kinder nicht in einen Krieg schicken, von dem es mir zunehmend schwerfällt Ihnen zu erklären, wofür.

Gute Soldaten und Politiker müssen vor allem eins sein: pragmatisch. Starrsinn kostet Menschenleben.
Also kommen wir zum Abschluss dazu, was ich tatsächlich für das Beste halte.
Ausnahmsweise.

Das Beste

Ich halte es für das Beste, wenn Israel jetzt den Sack zumacht und die Geiseln priorisiert.
Ich halte es für das Beste, wenn Israel sich auf das besinnt, was seine Streitkräfte am besten können. Und was es derzeit im Libanon umsetzt.
Es fliegen keine Raketen mehr, und sobald die in ihrem Bereich hervorragenden Geheimdienste auch nur das kleinste Zucken sehen, wird da eine Rakete reingejagd.

Und ich stehe dazu, dass mir Völkerrechtsfaseleien da auch völlig egal sind. Denn wenn das Völkerrecht und die libanesische Regierung die Sicherheit Israels nicht durchsetzen können, hat Israel jedes moralische Recht, das selber zu tun.
Was im Übrigen inzwischen zu Reibereien im Libanon selber führt, da die Regierung die Hisbollah, den Staat im Staate (Öffnet in neuem Fenster), entwaffnen will. Kann noch spannend werden.

Ich halte es für das Beste, wenn Israel sich darauf konzentriert, sich zu verteidigen und zu heilen. Und das wird Jahrzehnte dauern.
Israel ist mehr als ein Staat. Es ist ein Versprechen.

Ein Soldat geht durch die aufgestellten Pfosten, Blumen und Plakate.
Der Gedenkort des Nova Festivals. Wo junge Menschen den Frieden feiern wollten und von Palästinensern abgeschlachtet wurden.

Und dann kann ich nur hoffen, dass die internationale Gemeinschaft die Palästinenser in die Verantwortung nimmt. Endlich.
In meinen Augen halten die seit Jahrzehnten hockend die Hand auf, während sie auf alle Werte scheißen. Und ich meine alle, nicht nur „westliche“.
Nicht umsonst hat Ägypten eine Mauer zum Gazastreifen (Öffnet in neuem Fenster), die die Gaza-Israel Grenzanlagen um Längen überschreitet. Nicht umsonst hat sogar Saudi-Arabien, das sunnitische Mutterland, die Entwaffnung der Hamas gefordert.

Der hyperkorrupten Regierung auf der Westbank, den Spinnereien der Hamas, des Dschihad und einiger anderer muss endlich ein Riegel vorgeschoben werden. Man muss sie zwingen, einen Staat zu gründen und die Verantwortung zu übernehmen, was sie seit Jahrzehnten verweigern. Wenn sie ein Volk sein wollen, sollen sie sich endlich wie eines benehmen. Sonst bleiben sie nur ein Haufen zusammengewürfelter Rest-Araber, die auch andere Arber nicht mehr haben wollen.
Über alles andere kann man danach noch verhandeln.

Und ich finde, dem Palästinenserhilfswerk UNRWA, das nur als Interims-Lösung gedacht war und sich mit jeweils dreijähriger Verlängerung seitdem zu einem Wust an Korruption und Verwachsungen entwickelt hat, muss der Stecker gezogen werden.
Man kann ja gerne helfen. Dafür gibt es dann aber das Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Das wenigstens nicht zu 99,99% aus Palästinensern besteht.
Das Rückkehrrecht der Palästinenser in das heutige Israel muss abgeschafft werden. Das nicht nur vererbt, sondern seit etwa zehn Jahren sogar durch Adoption weitergegeben werden kann. Eine Einmaligkeit auf diesem Planeten, ein widerlicher Amtsschimmel, den sich niemand traut im Rodeo zuzureiten.

Doch zu allererst sollten die wenigen noch lebenden Geiseln nach Hause geholt werden.
Zu denen übrigens zwischen sechs und zwölf deutsche Staatsangehörige gehören.
Ich halte es für eine unerträgliche Situation, dass das nicht genau so öffentlich kommuniziert wird. Auch und vor allem von der Regierung. Juden, Deutsche zweiter Klasse. Man weiß nicht einmal, wie viele es sind. Obwohl die Regierung es ganz sicher weiß.

Würde ein deutscher Manager im Sudan entführt, würden die Medien brennen. Würde ein US Marine in einem Tunnel sitzen, wäre der Gazastreifen längst eine Shopping Mall mit Parkplatz und Star Bucks Filialen.
Es ist offensichtlich, wo Deutschland seine Prioritäten setzt. Das sollte jedem zu Denken geben, der heute in der Bundeswehr seinen Dienst tut.

Bei der Forderung, die deutschen Kampfschwimmer oder KSK zur Befreiung zu schicken, kann man derzeit sicher sein, anschließend von sozialpsychiatrischen Dienst abgeholt zu werden.
…und anschließend neben den Jungs mit Groß-Istael im Wartezimmer zu sitzen.

Auch wenn ich es eigentlich gar nicht will. Und es auch nicht so recht verstehe. Aber ich habe das Gefühl, den Demonstrantinnen und Demonstranten, die in Israel auf die Straße gehen, beistehen zu müssen.

Wäre ich dort, ich würde mitgehen.

Demonstration in Tel Aviv, geschätzt 200.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Demonstration in Tel Aviv, geschätzt 200.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. 17.08.2025

Hier stehe ich, ich kann nicht anders

Die Hoffnung, den ständigen Provokateuren und Trollen auf meinen Plattformen das digitale Maul zu stopfen, habe ich gar nicht. Wer mir unterstellt, ich fände Netanjahu gut oder wäre Rassist, wird das auch weiterhin.
Sie werden diesen Beitrag eh nicht lesen.

Ich wollte für die Leserinnen und Leser, die es wirklich interessiert, einen kleinen Einblick geben. Wie vielschichtig und komplex das ganze Problem ist. Und wie viele Grauabstufungen es zwischen Schwarz und Weiß gibt. Die man in der üblichen Berichterstattung so gar nicht erklären kann. Und die die Medien sicher nicht darstellen.
Deshalb habe ich mich exponiert und in der Länge nicht gebremst. Es ist persönlich.

Nun, Ihr habt bis hierhin durchgehalten. Ich habe zu danken.

Ihr seid anderer Meinung?
Schön, das ist wunderbar.
So lange Ihr sie rational, vernünftig und womöglich sogar konstruktiv begründen könnt, kann man alles diskutieren. (Außer mit AfD und BSW. Indiskutable Linie.)
Ihr müsst nicht meiner Meinung sein. Aber bemüht euch wenigstens, genug Informationen zu haben, um Euch eine Meinung bilden zu können.

Denn einfach nur eine Meinung zu haben, reich evolutionspsychologisch gerade für die Entscheidung, ob man gelben Schnee lecken sollte, oder nicht. Dafür war Meinung mal gedacht.

Nimm einen Golden Retriever sein Futter weg, dann siehst Du Meinung.
Meinungen sind wie Arschlöcher. Sowas hat jeder.
Weshalb ich meine nicht derart äußere. Diesmal musste es sein.

Ich geh mir jetzt an der Tanke einen Dom Claude de Castell Jaque de Bordell holen und mache einen Sara-Netanjahu-Solidaritätsabend.

Kategorie Leserfragen

12 Kommentare

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