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LöwenPost 2025/20

Sino Kolumne: Golfplätze in Singapore ~ Masterplan in Singapore ~ Involution in der Wirtschaft in China
KI-Bild erstellt mit Copilot

In Singapore gibt es kontroverse Stimmen zur Schließung von Golfplätzen. Bis zum Jahr 2035 laufen Pachtverträge aus und somit werden vier Golfplätze geschlossen. Singapore hat derzeit 16 Golfplätze, was für den kleinen Stadtstaat eine ganze Menge ist. Deshalb kann ich die kritischen Stimmen dazu nicht verstehen. Klar, es ist ein Verlust für die lokalen Sportler, gerade wenn diese eine teure lebenslange Mitgliedschaft in einem Sportclub gekauft haben und dann der Platz wegfällt. Aber im Hinblick auf das begrenzte Land der Insel ist ein raumgreifender Golfplatz eine schlechte Landnutzung, wenn man die Anzahl der golfspielenden Menschen ins Verhältnis setzt. Die Diskussionen werden auch nach 2035 nicht abreißen, da in den Jahren darauf immer wieder Pachtverträge auslaufen, wobei einige sicherlich auch nicht verlängert werden. Für die kommenden Schließungen gilt, dass bei zwei Plätzen, nämlich in Yishun und in Choa Chu Kang, auf der freiwerdenden Fläche Wohngebiete entstehen. Eine dringende und sinnvolle Notwendigkeit bei den knappen Landressourcen in Singapore, wie auch Golfspieler anerkennen. Eine vernünftige und sympathische Einstellung hat dazu der 59-jährige Golfer Robin Lee, denn er meint: "Ich denke, die Regierung tut das Richtige, um sicherzustellen, dass sie dies für die Massen und nicht für einige wenige Menschen priorisiert."

Weiter geht es mit dem gleichen Thema "Landnutzung", denn in Singapore gibt es die Urban Redevelopment Authority (URA), eine Entwicklungsbehörde, die für die Stadtentwicklung einen Masterplan erstellt und diesen alle 5 Jahre anpasst. Dieser Flächennutzungsplan zeigt auf, wie und wo sich Wohngebiete, Geschäftsviertel, Verkehrswege, Parks und andere Infrastruktur in den kommenden 10 bis 15 Jahren entwickeln oder verändern werden. Der Masterplan ist öffentlich zugänglich und dient einer perfekten Abstimmung beim Bau von neuen Verkehrswegen und Wohn- und Geschäftshäuser. Auf dem Online-Portal URA SPACE (Öffnet in neuem Fenster) kann jeder für alle Grundstücke die geplante Nutzung und Bebauungsdichte einsehen. Die 5-jährige Aktualisierung des Masterplanes steht dieses Jahr wieder an und die URA hat nun Kernpunkte der Veränderungen vorgestellt. Interessant für mich ist eine Fußgängerverbindung, die Dhoby Ghaut mit dem Fort Canning Park verbinden soll. Ein äußerst sinnvoller Schritt, da der Fort Canning Park als grüne Oase und seiner historischen Bedeutung mit dem Raffles House mitten im Stadtzentrum zu wenig in die Umgebung eingebunden ist. Eine Outdoor-Rolltreppe vom Funan-Center zu Raffles Garden wäre auf der anderen Seite des Fort Canning Hill eine gute Anbindung, wobei das wohl bisher ganz allein meine Idee bleibt. Dagegen ist im Masterplan eine interessante Entwicklung für den Stadtteil Bishan vorgesehen. Bishan steht im Mittelpunkt der Dezentralisierungsstrategie, was Arbeitsplätze von Downtown hin zu den Wohngebieten bringen soll. Rund um die MRT-Kreuzungsstation (Circle-Line und North-South-Line) und dem heutigen Einkaufszentrum Junction 8 sollen Bürogebäude entstehen. Die Anbindung ist durch die zwei Metrolinien perfekt und diese geschäftliche Entwicklung ist deswegen eine sehr gute Idee der URA. Ich habe den Bishan Place öfters besucht, weil im Busbahnhof ein Hawker-Centre ist, wo sich ein leckerer Essenstand befindet und ich die Architektur der HDB-Wohnblöcke 204 bis 234 faszinierend finde. Umbauarbeiten und Neubauten sind auch für den Raffles Place und an der Marina Bay geplant, wo man jetzt schon die Baukräne für den National Service Square sehen kann. Alle diese Neugestaltungen in Singapore werden für mich in Zukunft wieder viele Besuchsziele bilden, auf die ich mich jetzt schon freue.

In der chinesischen Wirtschaftsberichterstattung dominiert gerade ein Begriff: Involution. Verschiedene Branchen sind von diesem Marktphänomen betroffen und die Regierung versucht mit Gesetzen und Regelungen dagegen zu halten. Involution bedeutet, dass ein starker Konkurrenzkampf entstanden ist, der aber nicht zur Weiterentwicklung und Innovationen, sondern zu ruinösen Preiskämpfen führt. Das Angebot übertrifft die Nachfrage am Markt. Jedes Unternehmen versucht mit Preissenkungen mehr Marktanteile zu gewinnen, was allerdings nicht gelingt, weil die Wettbewerber ebenso aggressiv mit ihren Preisen reagieren. Am Ende verringern sich die Margen, Unternehmen schreiben Verluste und es fehlen Einnahmen, um beispielsweise in Forschung und Entwicklung zu investieren. Verstärkt wird dieser Effekt, da die Insolvenzvorschriften in China noch nicht optimal justiert sind und kommunale Regierungen mit hohen Subventionen Firmen in der eigenen Region unterstützen und halten wollen. Im letzteren Punkt greift jetzt die Zentralregierung ein und verbietet solche staatlichen Interventionen. Einige Branchen versuchen es mit Produktionsabsprachen. Derzeit haben die Photovoltaik-, Zement- und Stahlindustrie die Produktion rapide reduziert. Die führenden Photovoltaikunternehmen haben eine kollektive Produktionsreduzierung von 30 % ab diesen Monat angekündigt, um den Involutionswettbewerb in der Branche zu entschärfen. Was wahrscheinlich aus kartellrechtlichen Gründen in westlichen Ländern nicht erlaubt wäre, setzt China nun als Stabilisierungsmaßnahme von Wirtschaftsbranchen ein. Denn die Marktbereinigung über Insolvenzen kann zu Marktmonopolisierungen führen, welche wiederum ebenfalls die Innovationsfähigkeit der Wirtschaft schwächen kann. Deshalb lehrt uns die Situation in China gerade folgendes: Marktwirtschaftliche Mechanismen erzielen nicht in jeder ökonomischen Situation das beste gesellschaftliche Ergebnis. China, mit recht jungen marktwirtschaftlichen Instrumenten oder nach ihrer Eigenbezeichnung der "sozialistischen Marktwirtschaft" kann neue Lösungsmöglichkeiten probieren und aufgrund der Größe des Landes auch auf einen praxistauglichen Rahmen skalieren. So hat nun bereits das Ministerium für Industrie und Informationstechnologie eine Online-Plattform geschaltet, wo Automobilzulieferer melden können, wenn das verpflichtende 60-Tage-Zahlungsziel von Automobilherstellern umgangen oder nicht eingehalten wird (siehe zu diesem Thema auch LöwenPost 2025/19 (Öffnet in neuem Fenster)). Der starke Innovationsfokus der chinesischen Gesellschaft macht Hoffnung, dass noch weitere innovative wirtschaftspolitische Lösungen gefunden werden.

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