Zeitlang im Juni: Sterneküche für Einsteiger & Urlaub im Ebenrieder
Der Sommer ist da! Das Warten hat ein Ende und die Langeweile auch. Gefühlt hat mein halber Freundeskreis im Juni Geburtstag – ich werde also in diesen Wochen ganz besonders viel draußen essen, anstoßen und zwischendrin hoffentlich auch ein bisschen meinen Kalender vergessen. Der Juni ist nämlich nicht nur privat recht voll, sondern auch beruflich. Jedes Jahr nehme ich mir wieder vor, im Winter ganz viel zu arbeiten, um mich im Sommer rauszunehmen, und jedes Jahr ist es dann doch andersherum.
Jedes Jahr nehme ich mir wieder vor, im Winter ganz viel zu arbeiten, um mich im Sommer rauszunehmen, und jedes Jahr ist es dann doch andersherum.
Wer auch einen besonderen Anlass wie einen Geburtstag zu feiern hat, folgt vielleicht meiner Empfehlung und reserviert einen Tisch im tollen Gabelspiel, bei schönem Wetter ist auch die Terrasse im Innenhof geöffnet. Und allen, denen der Sommer nun ein bisschen zu schnell kam, die sich im Moment eher Ruhe, Natur und eine spontane Auszeit wünschen, kann ich nur sagen: Fahrt in den Ebenrieder, bevor er überrannt wird! Ich war eben in dem neuen Gästehaus im Allgäu und mal wieder überrascht, was eine kurze Auszeit zwischen Wiesen, Wäldern und zwitschernden Vögeln schon machen kann.

Gabelspiel in Giesing: Sterneküche für Einsteiger
Das Gabelspiel (Öffnet in neuem Fenster) lebt von den Gegensätzen: Das zurückhaltende Sternerestaurant befindet sich mitten in Obergiesing an der rauen Tegernseer Landstraße. Außen ein ehemaliger Bauernhof von 1870 mit Graffiti an den Wänden, innen Gourmetküche mit regionalen Spezialitäten. Wenn man es nicht wüsste, würde man hier niemals ein Sternelokal vermuten. Und vielleicht genau deswegen ist es immer die erste Adresse, die ich weiterempfehle, wenn jemand auf der Suche nach einem unkomplizierten, leckeren, jungen Gourmetrestaurant ist.

Zum allerersten Mal war ich 2017 im Gabelspiel, ein Jahr nach der Eröffnung. Das Betreiber-Paar Sabrina und Florian Berger hatte sich zuvor bei der Arbeit im Tantris (Öffnet in neuem Fenster) kennengelernt. Als sie sich dazu entschlossen, ihr eigenes Restaurant zu eröffnen, waren beide gerade einmal Mitte zwanzig. Ohne Investoren oder Hilfe von den Eltern! Und deswegen freut es mich umso mehr, wenn ich hier vorbeifahre und sehe: Den Laden gibt es immer noch, auch fast zehn Jahre später.
Außen ein ehemaliger Bauernhof von 1870 mit Graffiti an den Wänden, innen Gourmetküche mit regionalen Spezialitäten. Wenn man es nicht wüsste, würde man hier niemals ein Sternelokal vermuten.
Ganz am Anfang waren Florian und Sabrina noch allein im Restaurant – er in der Küche, sie im Service. Mittlerweile haben sie ein tolles Team um sich herum, das auch einen großen Teil zur lockeren Stimmung im Gabelspiel beiträgt. Hier muss sich niemand Gedanken darüber machen, was man anzieht oder welche Gabel zu welchem Gang passt. Am Nebentisch wird gelacht, im Hintergrund läuft Musik. Was alle Gäste eint: Das Interesse an wirklich gutem Essen. Viele Lokale möchten heutzutage „Spaß machen“, im Gabelspiel klappt das ganz ohne Mühe!

Aber nun zum Essen: Ich war zuletzt im April dort und schon wieder las sich das Menü einfach so fantastisch – Pastinake mit Beurre Blanc, Iyokan und Kaffir-Limette, Poltinger Lamm mit Muschel, Kombu und Wurzelcreme oder Topinambur mit Trüffel und Zitrus. Ein Grund, weshalb ich außerdem reserviert hatte: Bei den Desserts stand auch ein „Snickers“ auf der Karte – und das Snickers, das ich hier 2017 gegessen habe, werde ich wohl nie vergessen. Es gehört definitiv zu den besten Desserts meines Lebens.
Das Signature Dish vom Gabelspiel ist mittlerweile die „Faux Gras“, eine vegetarische Entenleber aus Nüssen, Pilzen und Roter Bete, die es vor Ort auch zu kaufen gibt.
Highlight die letzten Male war außerdem die Gabelspiel-Brotzeit: selbstgebackenes Sauerteigbrot, feinster Speck, Butter und Aufstrich – alles so dermaßen gut. Wenn ich mir zuhause so eine Brotzeit machen könnte, würde ich wahrscheinlich nie wieder essen gehen. Das Signature Dish vom Gabelspiel ist die „Faux Gras“, eine vegetarische Entenleber aus Nüssen, Pilzen und Roter Bete, die es vor Ort auch zu kaufen gibt. Sechs Gänge kosten 175 Euro, sieben Gänge 185 Euro, neben der Weinbegleitung (ab 85 Euro) gibt es auch eine alkoholfreie Begleitung (65 Euro).
Restaurant Gabelspiel (Öffnet in neuem Fenster), Zehentbauernstraße 20 (Öffnet in neuem Fenster)
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Ebenrieder im Allgäu: Der perfekte Ort für Urlaub mit Freund:innen!
Falls ihr euch erinnert: Letzten Sommer war ich in Grillenöd (Öffnet in neuem Fenster), einem Hof im Bayerischen Wald, der sich mit seinen rot-weißen Holzhäusern ein bisschen wie Schweden anfühlt. Für das Werde Magazin (Öffnet in neuem Fenster) habe ich danach einen Text über diesen besonderen Ort und die Künstlerin Mona Zimen geschrieben, die hier arbeitet und lebt. Die Fotos hat Regina Recht (Öffnet in neuem Fenster) gemacht und sie hat mir daraufhin noch einen ganz anderen Hof empfohlen – und zwar den Ebenrieder (Öffnet in neuem Fenster) im Allgäu. Ganz anderes Konzept, aber nicht weniger spannend.
Da denkt man, man wohnt recht schön und kommt dann in Häuser wie diese, in denen wirklich alles stimmt. Im Ebenrieder ist alles pretty: jede Tasse, jede Badarmatur, jeder Mülleimer.
Nun war ich endlich da und kann sagen: Wow, was für ein Ort! Da denkt man, man wohnt recht schön und kommt dann in Häuser wie diese, in denen wirklich alles stimmt. Im Ebenrieder ist alles pretty: jede Tasse, jede Badarmatur, jeder Mülleimer. Das Besitzer-Paar Jasmin und Stefan Hahn haben über ein Jahr mit den Architekt:innen geplant, bevor es in die dreijährige Umbauphase ging. Denn der ehemalige Bauernhof, der seine Ursprünge im Jahr 1768 hat, wurde davor zuletzt in den 60er Jahren renoviert.

Wer für den Innenausbau zuständig sein sollte, stand schnell fest: die Innenarchitektin Stephanie Thatenhorst (Öffnet in neuem Fenster). Wenn man ihre umgebaute Scheune (Öffnet in neuem Fenster) gesehen hat, erkennt man die Handschrift im Ebenrieder sofort wieder. Das Gästehaus im Allgäu ist allerdings sehr viel bunter und das ist auch etwas, das ich von hier mitgenommen habe und seither versuche, zuhause etwas mehr zu leben: Schluss mit dem Schwarz-Weiß-Beige-Minimalismus! Noch nie habe ich in einem Haus so viele verschiedene Farben gesehen und alle haben auf wundersame Weise zusammengepasst.
Obwohl das Haus sehr modern ist, wird das Bayerisch-Traditionelle nicht vergessen. Neben Designerlampen stehen aufgearbeitete Bauernstühle, hängen alpenländisch-karierte Vorhänge.
Da ist das terrakottafarbene Samtsofa (siehe erstes Bild) vor dem waldgrünen Kachelofen auf dem blau-rot-gemusterten Teppich oder der Kamin mit ockerfarbenen Fliesen vor einer Küchenzeile in leuchtendem Blau. Pastellblaue Schranktüren werden mit knallroten Türknäufen ergänzt, in einem Badezimmer trifft eine hellblaue Toilette auf eine auberginefarbene Dusche. Was im Ebenrieder zudem gelingt: Obwohl das Haus sehr modern ist, wird das Bayerisch-Traditionelle nicht vergessen. Neben Designerlampen stehen aufgearbeitete Bauernstühle, hängen alpenländisch-karierte Vorhänge.

Ich war Ende April zu einem Wilddinner mit Vildvuchs (Öffnet in neuem Fenster) und dem Kulinariat (Öffnet in neuem Fenster) im Ebenrieder, das nächsten Frühling definitiv wieder stattfinden soll. In der Zwischenzeit stehen jede Menge anderer Events im Kalender – zum Beispiel ein Keramik-Workshop mit Lena Harms, ein Konzert von Angela Aux, eine Lesung mit Achim Bogdahn oder ein Blumen-Workshop. Wenn das Gästehaus nicht gerade für Events genutzt wird, kann man sich die auch allein, zu zweit oder mit Freund:innen einmieten.
Das Schmankerl ist der wunderschön gestaltete Spa-Bereich mit Sauna und Außenpool. Wer also Lust auf gemeinsame Freund:innen-Zeit mit viel Natur, Ruhe und einem eigenen Garten hat, ist diesen Sommer im Ebenrieder richtig!
Vor allem letzteres stelle ich mir toll vor: Die fünf Ferienwohnungen für bis zu vier Personen haben allesamt super ausgebaute Küchen, im Erdgeschoss steht ein Hofladen mit Produkten aus der Region, draußen gibt es zudem eine Außenküche mit Grill – und das Schmankerl ist der wunderschön gestaltete Spa-Bereich mit Sauna, Außenpool und diesen tollen Liegen von Meridiani. Wer also Lust auf gemeinsame Zeit mit viel Natur, Ruhe und einem eigenen Garten hat, ist diesen Sommer im Ebenrieder richtig!
Ebenrieder (Öffnet in neuem Fenster), Remnatsried 2, 87675 Stötten am Auerberg (Öffnet in neuem Fenster)
Was ist Zeitlang?
Zeitlang ist ein unabhängiger und persönlicher Newsletter, in dem ich sowohl über Lieblingsorte in meiner Heimatstadt München als auch auf der ganzen Welt erzähle. Im Bayerischen bedeutet „Zeitlang“ Heimweh und Sehnsucht. Einmal im Monat schreibe ich hier also über besondere Restaurants, Cafés, Hotels und Orte, nach denen ich Zeitlang habe. Das kann der kleine Park nebenan sein, genauso wie das Designhotel am anderen Ende der Welt.
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Wer schreibt hier?
Ich bin Anja Schauberger, geboren in München und arbeite seit über zehn Jahren als Journalistin und Autorin mit dem Schwerpunkt auf Regionales und Reise. Von 2016 bis 2019 habe ich als Redaktionsleiterin das Stadtmagazin Mit Vergnügen München aufgebaut. Seitdem schreibe ich frei unter anderem für die Kolumne „Hotel Europa“ im SZ-Magazin (Öffnet in neuem Fenster) sowie über (Sterne)-Gastronomie bei München Tourismus (Öffnet in neuem Fenster). Außerdem gebe ich Reise-Tipps im Merian Magazin (Öffnet in neuem Fenster) und schreibe für das Werde Magazin (Öffnet in neuem Fenster) sowie The Weekender (Öffnet in neuem Fenster). Mehr zu meiner Arbeit gibt es auf Torial (Öffnet in neuem Fenster) oder meiner Website (Öffnet in neuem Fenster).
Du hast Tipps, Wünsche oder Feedback? Schreib mir gerne eine Mail an anja.schauberger@gmail.com