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ADHS und PMDD

Quelle: Broughton T, Lambert E, Wertz J, Agnew-Blais J. Increased risk of provisional premenstrual dysphoric disorder (PMDD) among females with attention-deficit hyperactivity disorder (ADHD): cross-sectional survey study. The British Journal of Psychiatry. Published online 2025:1-8. doi:10.1192/bjp.2025.104

🌀 ADHS & PMDD: Warum viele Frauen vor der Periode emotional abstürzen – und was hilft

Liebe Leser:innen,

vielleicht kennst du es oder hörst es oft in deiner Umgebung:

„Kurz vor meiner Periode fliegt mir alles um die Ohren.“
„Ich bin plötzlich gereizt, traurig, überfordert – und kann mich null konzentrieren.“

Was viele nicht wissen: Diese monatlichen Mini-Zusammenbrüche sind kein individuelles Scheitern, sondern haben oft einen Namen: PMDD, also prämenstruelle dysphorische Störung.
Und bei Frauen mit ADHS kommt das erstaunlich häufig vor.

📊 Neue Studie: ADHS + Zyklus = Hochrisiko für PMDD

Eine aktuelle britische Studie (Broughton et al., 2025) mit über 700 Frauen zeigt:

Besonders auffällig: Frauen mit ADHS und zusätzlicher Depression oder Angststörung sind am stärksten betroffen.

PMDD ist dabei mehr als „ein bisschen PMS“ – es geht um:

  • starke Stimmungseinbrüche

  • Reizbarkeit und Rückzug

  • emotionale Instabilität

  • Schlafprobleme, Erschöpfung

  • und häufig das Gefühl: „Ich bin in dieser Phase nicht ich selbst.“

🧬 Warum das Gehirn so aus dem Takt gerät

Kurz vor der Periode sinkt das Östrogen. Das bedeutet auch:
👉 Weniger Dopamin – ein zentraler Botenstoff für Motivation, Fokus, emotionale Stabilität.

Für Menschen mit ADHS, die ohnehin mit Dopaminmangel kämpfen, ist dieser Einbruch oft zu viel. Die Folge:
Reizbarkeit, Kontrollverlust, Konzentrationsabbruch, Rückzug oder emotionale Überwältigung.

✅ 7 praktische Ideen, die helfen können

1. Zyklus-Tracking starten

Apps wie Clue, Flo oder einfach ein Papier-Kalender helfen dir, Muster zu erkennen.
Wichtig: Tracke Stimmung, Reizbarkeit, Konzentration und Schlaf über mehrere Zyklen.

2. Sprache entlastet

Sag dir:

„Das bin nicht ich – das ist mein Zyklus, der gerade das Steuer übernimmt.“

Auch im Umfeld kann diese Sprache helfen, Missverständnisse zu vermeiden.

3. Medikation temporär anpassen

Viele berichten, dass ihre ADHS-Medikation prämenstruell schwächer wirkt. Eine vorsichtige Dosiserhöhung in der Lutealphase (5–10 Tage vor der Periode) kann helfen:

Beispiel:

  • Normaldosis Elvanse: 40 mg

  • In der Lutealphase: 50–60 mg

Oder:

  • Zusätzlich zur Retardform ein kleiner unretardierter Boost am Nachmittag

💬 Wichtig: Nur mit ärztlicher Rücksprache!

📖 Studie dazu: de Jong et al., 2023, DOI: 10.3389/fpsyt.2023.1306194

4. SSRI nur in der zweiten Zyklushälfte?

Einige Gynäkolog:innen empfehlen Fluoxetin oder ähnliche SSRIs nur zwischen Tag 18 und Menstruation. Kann wirken – individuell prüfen.

5. Emoflex oder Tapping anwenden

Bilateral wirksame Techniken helfen, emotionale Überladung runterzuregulieren – z. B.

  • Emoflex (wenn du's kennst)

  • Klopfakupressur

  • Atemübungen und bewusste Pausen

6. Planung runterfahren

Räume dir in der Zykluswoche vor der Periode bewusst weniger Termine, mehr Schonzeit ein. Keine To-dos mit Deadline-Enden am Zyklustag 26!

7. Begleitung suchen

Wenn dich das monatlich aus dem Leben reißt, lohnt sich professionelle Begleitung – auch zur medikamentösen Justierung oder Therapie.

✨ Fazit: PMDD ist kein Defekt – sondern ein ernstzunehmendes Muster

Wenn du regelmäßig das Gefühl hast, vor der Periode den Boden zu verlieren: Du bist nicht allein – und du bist nicht „verrückt“.
Vielleicht liegt eine unerkannte PMDD auf dem Boden deiner ADHS.

👉 Es gibt Möglichkeiten, zu steuern, zu beobachten und zu verändern.
Das Ziel ist nicht „voller Funktionieren“ – sondern mehr Selbstwirksamkeit und Selbstmitgefühl.

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