Ab jetzt: Klartext
So sehr es mich freut, dass mein erster Roman BEDUINENMILCH gut angenommen wird — hier ein Portrait mit Buchtipp (Opens in a new window) in der aktuellen Wochenendausgabe der Freien Presse — , so sehr macht es mich traurig, dass meine fiktive Geschichte, die größtenteils 2014 spielt, nichts von ihrer Aktualität verloren hat.

Im Gegenteil: Was wir 2014 als die größte Katastrophe empfunden haben, die Gaza erleben-erdulden-erleiden musste, wurde in den vergangenen knappen zwei Jahren um ein Vielfaches übertroffen. Aber stimmt das überhaupt? Kann man das Leid der Menschen in Zahlen messen?
Kinder verhungern.
Alte und Kranke verhungern.
Verletzte sterben, weil sie nicht behandelt werden können.
Mütter essen nicht genug und können ihre Babies nicht stillen.
Verwundete werden ohne Narkose operiert.
Die Menschen in Gaza verzweifeln.
Ein Volk wird täglich entwürdigt.Und ein Großteil der Israelis will von alledem nichts wissen oder glaubt es nicht.
Ihr Menschen in Gaza, auch wenn es Euch nichts hilft: Es geschieht NICHT IN MEINEM NAMEN. Es geschieht GEGEN MEINEN WILLEN. Gegen meinen Protest, den ich immer und überall demonstriere, wo immer ich Gehör finde. Ich werde nicht aufhören, gegen das Unrecht anzutreten, das von der israelischen Regierung, vom israelischen Militär und von einer großen Mehrheit der israelischen Zivilbevölkerung ausgeht. Auch andere Juden wehren sich gegen die Einvernahme israelischer Politik, wie hier der bekannte UN-Berater Jeffrey Sachs in seinem offenen Brief an den israelischen Außenminister (Opens in a new window); ich pflichte jeder seiner Aussagen voll und ganz bei.
Es kann so nicht weitergehen! Wir müssen uns alle dazu äußern, protestieren, unsere eigene deutsche Regierung auffordern, wirklich keine Waffen mehr zu liefern und es nicht bei Lippenbekenntnissen zu belassen!
Ihr braucht noch Beweise, dass es längst nicht mehr um Israels Selbstverteidigung geht? Dann seht Euch an und hört zu, was in israelischen Medien, in der israelischen Knesset gesagt wird. Netanjahu, Smotrich und Ben Gvir sind Kriegsverbrecher, sie betrügen ihr eigenes Volk und sind besessen von ideologischer Verblendung und von Fantasien, das gesamte Land zwischen Mittelmeer und Jordan "palästinenserfrei" zu bekommen und jüdisch zu besiedeln. Ein rein jüdisches Land?! Als würde das Land ein besseres werden, wenn dort nur Juden lebten! Und mit welchen Konsequenzen für die palästinensische Bevölkerung? Vertreibung? Vernichtung? All dies ist längst keine Fantasie mehr, sondern bittere Realität.
Was dies im Übrigen mit dem Volk macht, das sich kollektiv schuldig macht, mag man erahnen: Ich stelle mir vor, wie Israelis eines Tages durch das apokalyptische Gaza getrieben werden. Wie sie gezwungen werden, mit eigenen Augen zu sehen, welche Folgen ihre Rachsucht, als heilige Vergeltung getarnt, für ein Volk von Unterdrückten, Besatzten, Rechtlosen, Hungernden hatte. Wenn sie beginnen zu begreifen, was ihre Regierung und ihr Militär MENSCHEN angetan hat, die ihnen als "Tiere" oder "Ungeziefer" dargestellt wurden — von einer Regierung, die sie gewählt haben, einem Militär, in dem sie gedient und dem sie ihre Töchter und Söhne anvertraut haben, weil ihnen eingeredet wurde, es sei "die moralischste Armee der Welt". Wie sie erwachen aus dem Alptraum, der auch sie mit einbezieht, in einer Spirale von Gewalt und Trauma und noch mehr Gewalt und noch mehr Trauma, und immer so fort.
Mir kommt Erich Fried in den Sinn und sein Gedicht "Höre, Israel"; einen kleinen Teil davon kannst Du hier anhören (Opens in a new window).
Mit Herz und Schmerz,

Trauriges Beispiel aus der israelischen Zivilgesellschaft: Wie Israelis über den Krieg denken (Opens in a new window)
Klartext von einer der führenden Siedler-Figuren, Daniella Weiss, in einer starken Dokumentation der BBC — hier ein kurzer Ausschnitt (Opens in a new window)
David Ranan, deutsch-israelischer Politologe: "Das Defizit einer ehrlichen öffentlichen Debatte über Israel muss ein Ende haben — verlangen Sie es von Ihrer Zeitung, von ihren Abgeordneten!"; hier im Deutschlandfunk (Opens in a new window) und in der taz (Opens in a new window)
Israelische Soldaten sprechen über Befehle am 7. Oktober 2023:
https://nirit.de/wp-content/uploads/2025/08/Israelischer-Soldat-enthuellt-seltsamen-Befehl-zur-Einstellung-der-Grenzpatrouillen-im-Gazastreifen-am-7.-Oktober.pdf (Opens in a new window)
Hier dazu das Video mit deutschen Untertiteln (Opens in a new window)
New York Times: The Trauma of Childhood in Gaza (Opens in a new window), 15. August 2025