Kultur, Kinderbücher, Klartext!
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#5 | 21.07.2025 | Heute mit Rob und Leon! ✨
Hey Du! Schön, dass du wieder reinschaust. 👋
Heute erwartet dich: Eine literarische Spritztour durch Magdeburg, Gedanken über freien Zugang zu Kulturangeboten und ein kritischer Blick auf die Normalisierung undemokratischer Positionen. 📝
📖 Lesezeit: ca. 5 Minuten
🏦 Haushalt der Stadt Magdeburg: Defizit von 70 Millionen Euro (Opens in a new window)
🛥️ Nach Bootsbrand: Chemikalien in der Elbe (€) (Opens in a new window)
🏭 Dresdner Chiphersteller FMC plant Fabrik im Süden Magdeburgs (Opens in a new window)
Auf Literatour
Seit 50 Jahren gibt es die Fahrbibliothek Magdeburg schon. Die Idee dahinter ist simpel: „Wir bringen den Menschen die Bücher vor die Tür“, sagt Felix Schwitzer, der seit sechs Jahren Teil der Fahrbibliothek ist. Heute steht er, wie jeden Montag, gemeinsam mit seiner Kollegin Sarah Nowak für gut zwei Stunden in dem dunkelblauen Bus am Ottersleber Eichplatz.

Der speziell angefertigte „Bücherbus” dient als mobile Bibliothek und fährt verschiedene Haltestellen im Magdeburger Stadtgebiet an – aktuell sind es 39 Orte, an denen Medien ausgeliehen werden können. Bis zu 5.000 Medien passen dabei mit an Bord: Neben Comics, Romanen, Bilder- und Sachbüchern findet man auch die ein oder andere Überraschung wie Politbiografien. Dazu kommen CD, DVDs und auch sogenannte Tonies – kleine Sammelfiguren, die Hörspiele oder Musik abspielen.
„Wir haben so unsere Klassiker, die wir immer dabei haben – wenn wir aber merken, dass manche Bücher nicht gewollt sind, dann tauschen wir sie eben aus. Aber auch Leser*innenwünsche nehmen wir gerne mit auf“, erzählt Sarah.
Sie ist seit 2023 dabei und hat, wie Felix auch, eine Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste in der Magdeburger Stadtbibliothek gemacht. Zu ihren Aufgaben gehört es den Bus zu bestücken, Leser*innen zu beraten und natürlich Medien zu verleihen sowie Rückgaben entgegenzunehmen. Das Schönste sei aber oft der persönliche Austausch mit den Besucher*innen.
An wen richtet sich das Angebot? An alle, unabhängig von Alter und Hintergrund. Das merkt man, wenn man durch die Regale der Fahrbibliothek stöbert. Was man aber auch merkt: Einige Altersgruppen zieht der Bücherbus ganz besonders an.
„Früher waren es auch viele Erwachsene, die regelmäßig gekommen sind. Inzwischen sind es vor allem Kinder“, schildert Felix.
Viele der Haltestellen befinden sich in der Nähe von Schulen und Kitas. Besonders wichtig sind Sarah und Felix dabei leseschwache Stadtgebiete. Dort, wo die nächste Bibliothek zu weit weg oder die finanzielle Situation vieler Familien angespannt ist, soll die Fahrbibliothek ein niedrigschwelliges Angebot schaffen.
Und wie geht es weiter? Künftig könnte der Bus auch eine „Bibliothek der Dinge“ werden. Neben Büchern und digitalen Medien sollen dann auch Werkzeuge und Technik ausgeliehen werden können.
Wir müssten es doch besser wissen!

Seit ich mich erinnern kann, war die politische Rechte in großen Teilen der Gesellschaft stets geächtet. Und das aus gutem Grund: Schon einmal haben wir uns in Deutschland blindlings rassistischen und antisemitischen Argumentationen hingegeben und damit beispielloses Leid verursacht.
Faschismus und Rassismus fundamental abzulehnen, stand deshalb nie zur Debatte – angesichts unserer Vergangenheit war es schlicht eine Selbstverständlichkeit.
Das hat sich grundlegend geändert. Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung und überhöhter Nationalstolz sind längst aus ihrer Versenkung gekommen und haben sich im gesellschaftlichen Diskurs eingenistet. Rechtsaußen ist wieder salonfähig – und das nicht einmal 100 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus.
Dieses Trauerspiel sieht man nicht nur in der aktuellen politischen Debatte oder bei unangenehmen Gesprächen auf der Familienfeier. Auch im Magdeburger Alltag zeigt sich die Verschiebung des Sagbaren ganz konkret.
Erst neulich kamen mir beim Einkaufen im Allee-Center drei Jungspunde in voller Montur samt Glatze, Bomberjacke und Springerstiefel entgegen. Kurz darauf hörte ich lautstarke Ausrufe der Freude: Sie hatten ein Preisschild mit der Zahl „88“ gefunden, eine Abkürzung für den Hitlergruß.
Und das ist wahrlich kein Einzelfall. Immer mehr Menschen haben kein Problem damit, ihre Verachtung für unsere demokratischen Werte ganz ungeniert zu zeigen – ganz so, als wäre das nur eine weitere legitime Meinung unter vielen.
Mich jedenfalls macht diese Entwicklung sehr wütend. Wir müssten es wirklich besser wissen.

Ja, na gut: Auch Magdeburg hat seine schönen Abende. Oft aber eben auch nicht. 🫠
Was, wenn Kultur kostenlos wäre?
Man stelle sich vor: Kino für umme, Theater zum Nulltarif, Museen frei Schnauze – alles ohne auch nur einen einzigen Cent zu blechen.
„Kultur für alle!“ hört man immer wieder, doch meist bleibt es beim gut gemeinten Slogan irgendwo zwischen Wahlplakat und Feuilleton-Kommentar. Die Realität sieht anders aus: Ein Stadionticket für die zweite Liga kostet so viel wie ein halber Wocheneinkauf, ein Konzertticket so viel wie ein ganzer und ein Ballettabend wiegt so schwer wie ein Trip nach Berlin – inklusive Verpflegung versteht sich.
Aber was, wenn das alles kostenlos wäre? Wenn sich das Ballett als Treffpunkt für Rentner*innen und Auszubildende entpuppt. Wenn sich die Kunsthistorikerin und der Pizzalieferant vor dem abstrakten Gemälde gemeinsam fragen: "Was um Himmels Willen soll das eigentlich sein?”
Nicht lange bis die ersten Stammgäste wettern „Die Leute verstehen doch nichts!“ – als ob Verständnis jemals Voraussetzung für Genuss gewesen wäre. Der 1. FC Nürnberg hat schließlich auch Fans (ja, als gebürtiger Nürnberger darf ich das sagen).
Aber sind wir mal ehrlich: welcher Achtklässler würde freiwillig Beethovens 9. Sinfonie besuchen und welche Rentnerin würde sich die queere Poetry-Slam-Nacht im Hipstercafé um die Ecke geben?
Aber was, wenn doch. Aus Langeweile, weil man zufällig daran vorbeigelaufen ist oder aus wirklichem Interesse. Im Grunde ist es egal, denn womöglich läge gerade hier die Rettung: Kultur, frei von elitärer Aura und exklusivem Bubble-Denken. Vielleicht wären der ballettgehende Azubi und die Poetry-Slam-Rentnerin dann auch gar nicht mehr so unvorstellbar.

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Bis bald und liebe Grüße,
Rob und Leon aus der Drei.Neun.Deins-Redaktion ✨
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