#351 Erklär mir Palästina, Muriel Asseburg

Eine der Folgen, die sich in den letzten Jahren am meisten Menschen gewünscht haben: Was ist da in Palästina eigentlich los? Muriel Asseburg erklärt Palästina vom osmanischen Reich bis heute. Warum man mit Schwarz-Weiß-Denken nicht weit kommt – und warum trotzdem klar ist, wer hier wen unterdrückt.
🙆 Muriel Asseburg ist Politikwissenschafterin und Nahostexpertin. Sie ist Senior Fellow in der Foschungsgruppe Afrika und Mittlerer Osten bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP).
Diese Bücher empfiehlt Muriel:
Der letzte Himmel: Meine Suche nach Palästina (Opens in a new window) von Alena Jabarin. Aktuelles Buch über das Leben im Westjordanland und Israel. Warum wertvoll: Persönliche Perspektive einer israelischen Palästinenserin, die persönliche Erlebnisse mit gut recherchierten Fakten verwebt.
Ein Tag im Leben von Abed Salama (Opens in a new window) von Nathan Thrall. Warum wertvoll: Analytische Aufarbeitung der Machtbeziehungen im Westjordanland anhand eines tragischen Busunfalls.
Der hundertjährige Krieg um Palästina (Opens in a new window) von Rashid Khalidi. Warum wertvoll: Umfassende historische Aufarbeitung mit Archivmaterial, nuancierte Geschichtsschreibung.
Muriels Shoutout für Medien:
Deutschlandfunk (Opens in a new window). Muriels bevorzugte Informationsquelle für Deutschland/Europa.
Was nehme ich mir mit?
Das Jahr 1948 ist für Palästinenser:innen prägend. Damals fand die Nakba statt. Das heißt übersetzt die Katastrophe. Drei Viertel der palästinensischen Bevölkerung musste fliehen oder wurde vertrieben. 1948 wurde der Staat Israel ausgerufen. Bereits davor gab es bürgerkriegsähnliche Zustände. Am Tag nach der Staatsgründung erklärten die arabischen Staaten Israel den Krieg. In diesem Gemengenlage verloren viele Palästinenser:innen ihr Zuhause. Eigentlich haben sie ein Rückkehrrecht, aber das wird von Israel großteils verhindert.
Zwei traumatisierte Völker stehen sich gegenüber. Jüdinnen und Juden blicken auf eine Geschichte der Vertreibung, Verfolgung, Diskriminierung und industriellen Emordung zurück. Für sie bedeutete die Gründung Israels endlich Sicherheit und Ankommen. Für die dort bereits lebende Bevölkerung hieß das aber auch Verdrängung und Vertreibung. Viele Palästinenser:innen leben seit Generationen in Flüchtlingsheimen oder müssen immer wieder fliehen oder werden vertrieben. Beide Völker haben großes Leid erfahren, was Mitgefühl für die andere Seite und damit eine Konflikftlösung extrem schwierig macht.
Israel bricht regelmäßig das Völkerrecht. Schon 700.000 jüdische Siedler:innen leben im Westjordanland. Die jetzige Regierung unter Benjamin Netanjahu hat keinerlei Interesse daran, dass die Palästinenser:innen einen eigenen Staat bekommen. Die Landnahme Israels im Westjordanland ist illegal. Man annektiert de facto Teile des Gebietes. Das restliche Gebiet hält Israel seit 50 Jahren besetzt, was über so einen langen Zeitraum kein Zustand ist.