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#353 Erklär mir Abtreibungen, Andreas Glasner

Wir sollten über Abtreibungen so reden wie über Knie-OPs, findet der Gynäkologe Andreas Glasner. Im Podcast erklärt er, wie ein Schwangerschaftsabbruch typischerweise abläuft – und welche zwei medizinischen Methoden es gibt. Abtreibung, erklärt.

🙆 Andreas Glasner ist Gynäkologe. Er ist Leiter der Femina-Med, dem Zentrum für ambulanten Schwangerschaftsabbruch, in Graz.

Was nehme ich mir mit?

1. Es gibt mehr Abtreibungen als Knie-OPs. Aber über eine der beiden Dinge reden wir viel offener. Das muss sich ändern. Ich habe die Perspektive von Andreas geliebt: Er ist seit Jahrzehnten im Bereich Schwangerschaftsabbrüche aktiv und für ihn ist es das Normalste der Welt. Ich wünsche uns im deutschsprachigen Raum, dass das bald überall so ist.

2. Österreich ist liberaler als Deutschland. Es gibt in Österreich keine verpflichtende Wartezeit, wenn man zum ersten Mal zum Arzt oder zur Ärztin geht. Man kann in Österreich eine Abtreibung gleich durchführen. Meine persönliche Meinung: Ich finde das gut und die Situation in Deutschland eher bevormundend. Trotzdem sind Abtreibungen in Österreich nicht noch ganz entkriminalisiert, was eine absurde Situation ist.

3. Die Ethik der Abtreibung. Wir haben das heute großteils ausgespart, weil mein Gast ein Arzt ist und kein Ethiker, aber aus meiner Recherche will ich teilen. Ethiker:innen unterscheiden zwischen dem Beginn des biologischen Lebens – das beginnt mit der Verschmelzung von Eizelle und Samenzelle – und dem Beginn der moralischen Schutzwürdigkeit. Am Anfang ist die moralische Schutzwürdigkeit noch sehr gering und nimmt dann graduell zu. Wenn noch kein Bewusstsein da ist, keine koordinierten Hirnaktivitäten, dann spricht man noch nicht von einem empfindungsfähigen Menschen sondern einer Vorstufe davon. In den ersten drei Monaten der Schwangerschaft überwiegt klar das Selbstbestimmungsrecht der Frau, später dann der Lebensschutz des ungeborenen Kindes.

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