The Voice of Happiness

Bald liest unsere Autorin aus ihrem Buch und macht sich auf die Suche nach ihrer Stimme.

Mannmannmann, ich sollte hier nicht groß rumquatschen, sondern die Ärmel hochkrempeln und mich an die Arbeit machen. Bis zu meiner ersten Lesung in Seeshaupt sind es keine zwei Wochen mehr, und ich habe noch so viel auf dem Zettel! Meine Garderobe steht immer noch nicht, die Reihenfolge meiner Kapitel aus meinem Buch „44 Dates mit dem Glück“ auch nicht, und ich habe bis heute kein kabelloses Mikrophon gefunden, das mit meiner Lautsprecherbox kompatibel ist. Weder im Internet, noch bei Mediamarkt. Als ich letzte Woche etwas orientierungslos vor dem Regal mit den Lautsprecherboxen stand, war ich kurz davor, alles abzublasen. Eine Verkäuferin, die mir zur Hilfe eilte, wühlte sich mit mir durch das gesamte Sortiment, murmelte immer wieder „Hm, keine Ahnung“ und hob am Ende genauso ratlos wie ich die Schultern. Nun bin ich etwas nervös: Was, wenn mich niemand hört, während ich auf meiner kleinen Lesereise selbstverliebt aus meinem Buch lese? Wenn empörte Zuhörer aufspringen und polternd die Veranstaltung verlassen? Wäre das nicht furchtbar peinlich? Das sind so die Dinge, die mich zurzeit beschäftigen und nachts wachhalten.

Aber was das Allerschlimmste ist: Ich muss mir nun flugs eine neue Stimme zulegen. Ich bin es nämlich nicht gewöhnt, eine dreiviertel Stunde nonstop zu reden. Ich korrigiere: Ich bin es nicht gewöhnt, eine dreiviertel Stunde nonstop sehr laut und sehr deutlich zu reden. Zuletzt tat ich das gefühlt in den beginnenden 2000ern, als ich Abend für Abend meinen kleinen Mädchen eine Gute-Nacht-Geschichte vorlas und noch eine und noch eine und noch eine. Aber jetzt ist 2025, meine Zuhörer sind erwachsen, und niemand soll, bitteschön, einschlafen, während ich Episoden meines aufregenden Lebens vortrage.

Bis heute habe ich mir nicht viele Gedanken über meine Stimme