GPT‑5 ist da

OpenAI hat GPT-5 veröffentlicht, die vermutlich fortschrittlichste Künstliche Intelligenz auf dem Planeten. OpenAI-Chef Sam Altman zeigte ungewöhnlicherweise zum Start das Bild des Todessterns aus dem Star-Wars-Universum – als Symbol für Macht und potenzielle Zerstörungskraft.
Der Todesstern repräsentiert in Filmen der Star-Wars-Reihe autoritäre Kontrolle und totalitäre Macht. Er verkörpert eine dunkle Kraft, die vernichtet, aber letztlich durch die „gute“ Seite besiegt wird. So geschieht es zwei Mal in den Science-Fiction-Filmen. „Beim Testen von GPT‑5 hatte ich Angst. Ich schaute es mir an und dachte: Was haben wir da getan? Es ist wie das Manhattan-Projekt“, sagte Altman in einem Podcast. Er spielte damit auf das streng geheime US-Forschungsprogramm während des Zweiten Weltkriegs zur Entwicklung der ersten Atombombe an. Die Entwickler des Manhattan-Projekts waren später erschüttert von dem, was ihre Technologie angerichtet hatte. Altman signalisiert damit, ungewöhnlich für einen Unternehmer einer neuen KI, ein ähnliches Unbehagen: eine Technologie, die womöglich über das hinausgeht, was kontrollierbar ist. Es gebe niemanden, der hier wirklich die Verantwortung übernimmt: „There are no adults in the room.“

Unabhängig von solch einem gewiss auch dramatisierenden Werbe-Stunt: GPT‑5 ist das fortschrittlichste Modell von OpenAI und bietet laut Ankündigung erhebliche Verbesserungen in Bezug auf Argumentation, Codequalität und Benutzererfahrung. Es bewältigt komplexe Programmieraufgaben mit minimalen Aufforderungen, liefert klare Erklärungen und führt verbesserte Agentenfunktionen ein, was es zu einem leistungsstarken Programmierpartner und intelligenten Assistenten für alle Benutzer macht. Die KI steht dabei als einheitliches integriertes Modell bereit, ohne dass man eine der Modellvarianten auswählen muss.
Wie ein erster Tester schrieb (ich habe es selbst zurzeit noch nicht getestet, das folgt ausgeruht für die nächste F.A.Z.-PRO-Digitalwirtschaft), sollen besonders die Programmierfähigkeiten herausragen: Die KI befolgt „autistisch“ die Anweisungen und ruft interne Werkzeuge ab. Ein einziger Aufruf hat bei diesem Test bis zu elf Dateibearbeitungen bewirkt. Für Aufgaben mit vielen Schritten bleibt die KI „auf Kurs“ und erledigt alles selbstständig. Die KI habe Code geschrieben, „der einfach funktioniert“. Wenn sich das bewahrheitet, konkurriert GPT‑5 direkt mit Startups wie Lovable, die KI-basierte Programmierung zu neuen Fertigkeiten entwickelt haben.

Dazu kommen Fähigkeiten für gesundheitsbezogene Fragen. „Es erkennt proaktiv potenzielle Probleme, stellt Rückfragen und hilft dabei, Ergebnisse zu verstehen“, kündigte das Unternehmen an. Wichtig sei aber, dass ChatGPT keine medizinische Fachkraft ersetzt.
GPT‑5 steht der Mitteilung zufolge in einer eingeschränkten Fassung bereits kostenlos bei ChatGPT zur Verfügung. Nutzer des Tarifs Plus für 20 Dollar im Monat erhalten erweitertes Reasoning („Nachdenken“). „Plus“-Nutzer bekommen für 200 Dollar im Monat Zugang zum vollen Modell mit maximalem KI-Gehirnschmalz und ohne Begrenzungen.
Voreingestellte Persönlichkeiten
In den nächsten Tagen will Open AI zudem neue Funktionen freischalten, etwa zur Markierung von Chats in verschiedenen Farben. Außerdem führt das Unternehmen voreingestellte Persönlichkeiten ein, die unterschiedliche Kommunikationsstile festlegen. Prägnant und professionell, nachdenklich und unterstützend oder sarkastisch sollen dann auswählbar werden. So holt man sich wahlweise einen Zyniker, Roboter, Zuhörer oder Nerd auf den Bildschirm.
Wahlweise lassen sich demnächst von der zahlenden Kundschaft das Gmail-Postfach, der Google-Kalender und Google-Kontakte verbinden. ChatGPT erkennt der Mitteilung zufolge, wann Mails und Kalenderdaten relevant sein könnten und ruft entsprechende Informationen ab.