Skip to main content

Den Sagenschatz der Region neu erzählt - witzig und skurril und mit einem Augenzwinkern

Katja Angenent hat im Agenda Verlag jetzt bereits ihr zweites Buch mit Sagen und Legenden aus dem Münsterland vorgelegt. Dieses Mal mit dem Zusatz „Zum Schmunzeln“. Offensichtlich gibt es bei den Leser:innen ein Bedürfnis nach solchen Geschichten. Bei der Wahl des Titels hat sie (oder ihr Verlag) ein bisschen Understatement betrieben. Denn bei der ein oder anderen der 40 Geschichten, die in diesem 162 Seiten starken Buch versammelt sind, musste ich lauthals lachen. Besonders beim „Katechismus der Münsterländer“ , einer bissigen Satire, der sich ganz Ende des Buches befindet, direkt nach einem hinreißenden Text von Annette von Droste- Hülshoff über das Münsterland mit dem Titel „Eine trostlose Gegend“.  Die mit viel gutem Geschmack, Sorgfalt und Spürsinn für das Skurrile ausgewählten Texte hat Katja Angenent  liebevoll editiert und teilweise „neu erzählt,“ wie sie das in ihrem Vorwort nennt. Und das hat dem ein oder anderen Text sicher gut getan.

Das Buch überzeugt einfach von der ersten bis zur letzten Seite, Katja Angenent hatte offensichtlich einen Plan für das Buch, den sie konsequent umgesetzt hat. Die wichtigsten Sagenorte werden erläutert, in Kapiteln sortiert und nach jeder Legende gibt es einen Kasten mit Informationen zur historischen oder kulturellen Verrottung des Gelesenen. Der Leser kann sich also gut an die Hand genommen fühlen beim Lesen. Ein Verzeichnis der von der Autorin benutzten Sekundär- und Primärliteratur runden den positiven Gesamteindruck des Buches hab.  Titelinformationen

Katja Angenent: Sagen und Legenden aus dem Münsterland zum Schmunzeln.

agenda Münster 2025, ISBN 978-3-89688-911-9, 19,90 €

Unsere Besprechung ergänzen wir noch um ein Interview, das der Verlag mit der Autorin geführt hat.

Drei Fragen an Katja Angenent

Frau Angenent, „Sagen und Legenden aus dem Münsterland zum Schmunzeln“ ist nach „Von Geistern, Gespenstern und Gruselgestalten“ Ihr zweiter Band mit münsterländischen Überlieferungen. Hätte ein Buch nicht gereicht?

Auf gar keinen Fall! Der Sagenreichtum des Münsterlandes hat mich schon immer fasziniert. Die meisten Legenden handeln von Heiligen oder von übernatürlichen Begebenheiten, aber viele bringen überdies ein gewisses Augenzwinkern mit. Sie transportieren ganz nebenbei die Aussage, dass das Erzählte nicht ganz so ernst zu nehmen ist, das gefällt mir. Ich mag Humor und habe mich sehr gefreut, ihn bei meiner Recherche wieder und wieder entdecken zu dürfen – auch, weil den Münsterländern oft eine gewisse Nüchternheit nachgesagt wird. Zu unrecht, wie die Sagen belegen.

Wie zeigt sich der Humor in den Sagen denn konkret?

Das ist ganz unterschiedlich. Wenn man bedenkt, dass die Texte im Regelfall viele hundert Jahre alt sind und von Generation zu Generation weitergegeben wurden, ist es ja erstaunlich, dass der Humor heute überhaupt noch funktioniert. Da gibt es völlig absurde Geschichten, allen voran die Überlieferungen aus Beckum, oder welche, die ihre Hauptfiguren regelrecht durch den Kakao ziehen. Etwas subtiler sind jene Texte, die uns schmunzeln lassen, weil sie im Ausgang Pseudo-Erklärungen für bestimmte Naturphänomene liefern, ähnlich wie das in Kindergeschichten oder Märchen zuweilen der Fall ist. Generell jedoch gilt: Humor ist Geschmackssache. Darum habe ich bei der Auswahl darauf geachtet, möglichst viele verschiedene Arten von Witz mit aufzunehmen. Es dürfte wirklich für jeden Geschmack etwas dabei sein.

Gibt es wie im ersten Band auch wieder passende Ausflugstipps?

Ja. Sie fallen allerdings kürzer aus, weil ich diesmal viele Geschichten mit aufgenommen habe, die sich nicht einem bestimmten Ort zuordnen lassen. Dafür gibt es drei historische Texte zusätzlich, die ich unbearbeitet übernommen habe. Die zwei Beschreibungen von Annette von Droste-Hülshoff haben mich nicht nur aufgrund der heute sehr fremden Sprache zum Schmunzeln gebracht, sondern auch, weil sie ein Münsterland beschreibt, dass es so nicht mehr gibt. Und der „Katechismus der Münsterländer“ ist eine bissige Satire, was ihn für mich zu einer sehr vergnüglichen Lektüre macht – obwohl er fast 200 Jahre alt ist!

Über die Autorin:
Katja Angenent M.A., geboren 1982 in Ludwigshafen, aufgewachsen in Duisburg, ist freie Journalistin, Autorin und Dozentin für Kreatives Schreiben. Sie studierte Deutsche Philologie, Englische Philologie sowie Neuere und Neuste Geschichte in Münster und Leiden (NL) und lebt heute in Duisburg und Münster. Sie gehört zur Autorengruppe Semikolon, veröffentlicht Kurzgeschichten in Anthologien und Zeitschriften und ist Mitherausgeberin zweier westfälischer Anthologien. Ein Kurzgeschichtenband mit dem Titel „Die alte Freundin Dunkelheit" erschien 2018 und ihr Fantasykrimi „Die Elfe vom Veitner Moor" 2020. Nach „Von Geistern, Gespenstern und Gruselgestalten“ ist „Sagen und Legenden aus dem Münsterland “ ihr viertes eigenständiges Werk und das zweite mit Sagen und Legenden aus dem Münsterland. Es ist erneut im agenda-Verlag in Münster erschienen Foto: Frank Biermann

0 comments

Would you like to be the first to write a comment?
Become a member of munstersche and start the conversation.
Become a member