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Der stille Spagat mit Behinderung

Es ist ein feiner Grat der tägliche Spagat zwischen nett sein und Wünsche äußern, ohne dabei als fordernd zu gelten. Besonders Menschen mit Behinderung kennen dieses Dilemma nur zu gut.

Denn da ist oft eine stille Stimme im Kopf: „Sei dankbar. Sei freundlich. Mach’s den anderen leicht.“ Und gleichzeitig ist da das echte Bedürfnis: etwas zu brauchen, etwas zu wollen, etwas zu sagen. Nicht laut. Nicht übergriffig. Nur ehrlich.

Aber genau das ist die Krux: Ehrlichkeit wird schnell als Forderung gelesen. Klarheit als Zumutung. Wer aus der Rolle fällt – der „pflegleichten“ Person, der „freundlichen Rollifahrerin“, des „bescheidenen Betroffenen“ – riskiert, abgelehnt zu werden. Oder übersehen. Oder in die „Undankbar“-Ecke zu rutschen.

Das macht etwas mit uns. Wir feilen an unseren Formulierungen, verpacken Bitten in Schleifen. Wir warten auf den passenden Moment, damit unser Wunsch nicht stört. Wir sagen Sätze wie: „Nur wenn’s passt... ist wirklich nicht schlimm, wenn nicht…“ – obwohl es uns eben doch wichtig ist.

Und manchmal merken wir: Wir kommen dabei selbst nicht mehr vor. Weil wir nicht nerven wollen. Nicht auffallen. Nicht mehr fordern, als wir „dürfen“.

Dabei liegt die eigentliche Freiheit nicht darin, „trotz Behinderung“ stark und unabhängig zu wirken. Sie liegt darin, innerlich klar zu sein. Den eigenen Wert zu spüren – ohne Rechtfertigung. Und genau daraus heraus auch mal unbequem zu sein.

Es ist kein Egoismus, wenn wir unsere Bedürfnisse äußern. Es ist ein Akt der Selbstachtung.

Wir dürfen lernen, diesen Spagat nicht mehr täglich zu turnen. Sondern aufrichtig zu sagen, was wir brauchen – und darauf zu vertrauen, dass Klarheit nicht hart macht.

Sondern frei.

Denn ja – da geht noch was. Vor allem in uns selbst.

Topic Dein Rollileben

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