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Fahrtwind.

Über die Tatsache, dass mir die Tage durch die Finger rinnen und doch alles nicht schnell genug geht. Und: Warum es immer eine gute Idee ist, die Nase in den Fahrtwind zu halten.

Diesen Sonntag bin ich ein bisschen spät dran, ich weiß. Dafür schicke ich dir diese Zeilen jetzt mit ungefähr 200 km/h aus dem Zug. Meine Ausrede ist, wie so oft in den letzten Wochen, der Journaling-Workshop, der gestern stattfand. Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, in einer so warmen und persönlichen Runde übers Schreiben zu sprechen und meine Leidenschaft teilen zu können. Die Vorbereitung hat sich also gelohnt und ich freue mich schon aufs nächste Mal.

Bis dahin ist der Kopf jetzt aber erst einmal wieder frei – naja, zumindest irgendwie. So richtig Ruhe und Ordnung findet da im Moment nicht statt, aber diesen Zustand genieße ich. Es herrscht ein wohltuendes Maß an kreativem Chaos und neue Ideen verbünden sich mit bereits gemachten Erfahrungen zu Plänen, Listen, Terminen. Was für ein wunderbares Gefühl! Ganz ehrlich: Genauso hatte ich mir diese Phase jetzt auch gewünscht. Die aktuelle Situation ist der bestmögliche Fall. Nicht nur meine innere Arbeit, auch der rege Austausch mit den Menschen in meinem Umfeld leisten ihren Beitrag zu meinem Selbstvertrauen, das mich jeden Schritt in unbekannte Gefilde ein wenig leichtfüßiger gehen lässt. Vor allem habe ich es durch die Unruhe endlich geschafft, mich von dem Gedanken meiner 9-5-Struktur zu verabschieden. Lange Nächte, in denen ganze Werke entstanden sind, Tage, die erst um 11 Uhr richtig beginnen und morgendliche Panik, während der ersten Zeit. Ich kann doch nicht erst am Vormittag mit meinem Kram beginnen? Der Tag muss doch am Morgen losgehen, und zwar möglichst produktiv! Theoretisch wusste ich natürlich, dass es nicht so ist, aber ich wollte mich doch noch eine Weile daran festhalten. Und nun habe ich sie für mich entdeckt: Nächte. Schreiben bis in die frühen Morgenstunden, erschöpft in die Kissen sinken und den nächsten Morgen dazu nutzen, mich wieder zu sammeln. Warum habe ich mich denn so lange gegen dieses Vorgehen gewehrt? Ob das jetzt für immer mein Weg sein wird, wage ich zu bezweifeln, zu sehr liebe ich es, um 6 Uhr mit dem ersten Kaffee in der Hand am Fenster zu stehen und die Stadt beim Aufwachen zu beobachten. Aber für den Moment sind die Nächte meine Verbündeten. Und ich bin dankbar, dass ich sie so erleben darf.

Alles passiert im Moment schnell und doch zu langsam. Gestern war gefühlt noch Montag, aber der Termin für die Veröffentlichung meiner Kurzgeschichte, lässt dafür eine dreiviertel Ewigkeit auf sich warten. Es ist ein bisschen so, als würde ich mit Vollgas über die Autobahn rasen, aber die Bäume ziehen in Zeitlupe an mir vorbei. Nur wenn ich die Nase aus dem Fenster halte und den Wind in meinem Gesicht spüre, wird mir klar, wie schnell ich vorankomme. Zwischendurch mal die Augen zu machen und nach innen fühlen. Verarbeiten. Und für eine Pause am nächsten Spielplatz halten. Ich vergesse so oft, dass auch die Pausen, das Atmen und Spüren zur Reise gehören. Darum versuche ich das öfter mal ganz bewusst zu machen. Atmen und spüren. Und jedes Mal muss ich dabei lächeln. Versuch das doch auch mal wieder :)

Bis nächste Woche!

Alles Liebe

deine Sarah

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