Willst du?
Montagmorgen. Hier ist Blaupause, der Newsletter, mit dem du Communitys besser verstehst und erfolgreich Mitgliedschaften anbietest. Diese Woche: Ăber Frankreich, Ideen und das Hinkriegen.

Diese Blaupause wird prÀsentiert vom Journalismus Lab (Opens in a new window).

NRW Media Traineeship â Das neue Ausbildungsprogramm der Landesmedienanstalt NRW in Kooperation mit 12 Medienunternehmen in NRW. Das 18-monatige und exklusive On the Job-Training vermittelt dir Praxiserfahrungen im journalistischen, betriebswirtschaftlichen und technologischen Bereich in drei unterschiedlichen Medienunternehmen sowie in der Medienanstalt NRW. Das begleitende Ausbildungs- und Coachingprogramm unterstĂŒtzt dich bei deiner persönlichen & beruflichen Entwicklung. Bewerbungsschluss ist der 6. MĂ€rz 2023.
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Hallo!
Ich hoffe, hier normalerweise nicht allzu sehr aufzuschneiden. Erlaubt mir heute bitte, von mir selbst beeindruckt zu sein.
Und zwar unterrichte ich einmal im Jahr eine Stunde Journalismus-Studierende an der Science Po. Genau, das âInstitute dâEtudes Politiques de Parisâ, eine von Frankreichs berĂŒhmt-berĂŒchtigten Elite-Unis. Ein groĂer Teil der kĂŒnftigen herrschenden Klasse in Politik und Wirtschaft, aber auch dem Journalismus, wird eine der âGrandes Ăcolesâ besucht haben. Französischer als an der Science Po wirdâs nicht.
Esser in Paris
Ich selbst dagegen habe vor langer Zeit einen Erasmus-Austausch an der Sorbonne absolviert, also an der Massen-Uni fĂŒr die Normalsterblichen. Ich erinnere mich dabei an lustige, fĂŒr die Nachbarn zu laute Abende, Wein kam auch vor. An das französische Fernsehen mit seinen nie endenden Streitrunden erinnere ich mich, an das frische, reiche Angebot in den SupermĂ€rkten, die vielen kleinen Kinos, an den Geruch der MĂ©tro, an eine wunderschöne, viel zu teure Filmkulisse von einer Stadt, an die Chansons dieser Zeit (hier eine Playlist mit meinen Favoriten von damals (Opens in a new window)).
Und ich erinnere mich an die Leute von der Science Po. Das waren die armen Tropfe, die statt all dessen in der Bude hockten und groĂe Mengen an Texten mehr oder weniger auswendig lernen mussten. Inzwischen bestimmen sie, wo es lang geht. Ich beneide sie noch immer nicht.
Die Zeiten Ă€ndern sich! Der President reformiert die Kaderschmieden, deren Produkt er selbst ist; sie mĂŒssen sich öffnen fĂŒr Unterprivilegierte und fĂŒr die Welt. Vor drei Jahren noch stellten mir manche der Studierenden ihre Fragen lieber auf Französisch, weil ihnen die âLangue de Shakespeareâ nicht so leicht von den Lippen kam. In der vergangenen Woche dagegen traf ich auf stattdessen auf eine bunt zusammengewĂŒrfelte, internationale Truppe, die mir in Netflix-geschultem Englisch schlaue Fragen stellten zu den Themen Unternehmertum im Journalismus, Newsletter und das GrĂŒnden.
Auf eine der Fragen hatte ich zunÀchst keine Antwort. Darum möchte ich sie hier nochmal stellen: Woran erkennt man, ob eine Idee erfolgreich sein wird?
Woran erkennt man, ob eine Idee erfolgreich sein wird?
FĂŒr eine gute Antwort auf diese Frage wĂŒrden Investor:innen viel Geld bezahlen. Denn es ist notorisch schwierig, unternehmerische Erfolge zu prognostizieren. WĂ€re es einfach, wĂŒrden Startup-Investments nicht so magere Renditen abwerfen. Viele Venture Capitalists (VCs) sagen, man investiere weniger in die Idee, als in die Persönlichkeit der GrĂŒndenden. Klingt cheesy, aber ich vermute, es stimmt.
Eine Idee ist nichts wert, wenn es niemanden gibt, der sie umsetzt. Du kennst sicher Leute, die von sich behaupten, schon vor Urzeiten die Idee fĂŒr Facebook gehabt zu haben, oder fĂŒr Tesla oder fĂŒr Tinder. Deine Mudda! Die Idee allein ist nichts. Man kann anfangs ĂŒberhaupt nicht wissen, wie eine Idee ganz konkret funktionieren wird. Das stellt sich erst heraus, wenn man ernsthaft versucht, sie umzusetzen. Das ist sehr schwer.
Es braucht beides: die Idee und den Willen
EinschrÀnkung: Es gibt Leute, die finden, eine Idee sei wenig wert, allein auf die Execution kÀme es an. Das wiederum glaube ich auch nicht. Viele Firmen executen sehr effizient vor sich hin, aber es fehlt eindeutig an KreativitÀt, sich etwas Neues auszudenken. Sie kommen nicht mehr vom Fleck und beginnen irgendwann, zu schmelzen.
Deswegen wird nie und nimmer etwas daraus werden, wenn die EU eine steuerfinanzierte Google-Alternative bauen will (Opens in a new window), die SPD ein staatlich bezahltes âSpotify fĂŒr Journalismusâ (Opens in a new window) oder â jetzt neu â das ZDF eine öffentlich-rechtliche Twitter-Alternative (Opens in a new window). Sie glauben, das wĂ€re eine Idee, und die mĂŒsse man nur noch umsetzen. Wer so etwas vorschlĂ€gt, hat keine eigenen Ideen, keinen Selbstrespekt, keine Ahnung, das Geld zu locker sitzen und eine Schraube noch dazu. So jemand will von anderen gemeisterte hochkomplexe Konzepte klauen, mit denen er gar nicht umgehen kann. Shame on you.
Eine langweilige Idee reichtÂ
Eine Idee braucht es also, aber wie gut diese Idee ist, finde ich nicht so entscheidend. Eine langweilige Idee reicht vollkommen aus, solang es jemanden gibt, der sie unbedingt Wirklichkeit werden lassen will. Dieser Drang, etwas in die Welt zu zwingen, die berĂŒhmte âDelle im Universumâ zu hinterlassen, ist das eigentlich entscheidende. Nur mit so einer Energie entsteht genug Dynamik, um etwas zu verĂ€ndern. Nur so lassen sich andere motivieren. Es braucht diese Person, die sagt: Ich will das.
Fragst du dich also, ob deine Idee erfolgreich werden kann, dann frag dich vor allem: Willst du? Willst du unbedingt? Was genau willst du? Denn erst dann folgt die nÀchste, alles entscheidende Frage: Was musst du tun, um dahin zu kommen? In dem Moment beginnst du, aus einer Idee etwas entstehen zu lassen. Es entsteht erst in deinem Kopf, dann mehr und mehr auch in der handfesten Welt.
Wenn es nicht klappt â so what? Du hast herausgefunden, was nicht geht, und hoffentlich auch SpaĂ dabei gehabt. So funktionieren Fortschritt, Wissenschaft, Unternehmertum. Wer das âScheiternâ nennt, soll halt zu Hause bleiben.Â
Suche die Wahrheit zwischen Hochstaplersyndrom und GröĂenwahn
Einen Vorschlag hĂ€tte ich dann doch, um vorherzusagen, ob etwas ein Erfolg wird. Frag dich: TrĂ€umt die Person hinter der Idee nur ein bisschen rum? Oder will sie das wirklich? Traust du ihr zu, das hinzubekommen? Lass Vorsicht walten, falls diese Person du selbst bist. UnterschĂ€tze nicht deine FĂ€higkeiten zur Selbstsabotage. Irgendwo zwischen Hochstaplersyndrom und GröĂenwahn findest du eine realistische EinschĂ€tzung deiner Möglichkeiten und dem echten Willen, es nicht nur zu versuchen, sondern es hinzubekommen.

Aus Macrons Science-Po-Akte 2001
Der Wille kann weit tragen. 2001, wĂ€hrend ich im Jardin du Luxembourg in der Herbstsonne saĂ und in eine Zitronentarte biss,  promivierte an der Science Po ein Streber â ein Jahr jĂŒnger als ich â namens Emmanuel Macron. Er wollte einmal PrĂ€sident werden anstelle des PrĂ€sidenten. Absurde Idee! Um erfolgreich zu sein, wĂŒrde er das gesamte französische Parteiensystem zerstören und neu zusammensetzen mĂŒssen. Aber Macron wollte.Â
Ă lundi prochain !
đ Sebastian
PS:
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