In 3 Schritten zum Hosentaschen-Medienimperium
Mein Membership-Newsletter "Blaupause" hilft dir, dich unabhÀngig zu machen, indem du erfolgreich Mitgliedschaften anbietest. Diese Woche: So sieht 2022 das ideale Medienunternehmen aus.
Hallo!
jede Zeit hat ihre Medien-Imperatoren. Vor hundert Jahren waren es die groĂen Zeitungsbarone (Ergebnis: Hitler), dann Rupert Murdoch, Robert Maxwell, Axel Springer, Conrad Black (Ergebnis: Brexit). SpĂ€ter brach die Zeit der Fernseh-Mogule an: Silvio Berlusconi, Ted Turner oder Leo Kirch lenkten ganze Gesellschaften mithilfe ihrer allumfassenden TV-Reichweiten (Ergebnis: Berlusconi). Personal Computer und das Internet brachten neue Masters of the Universe: Bill Gates, Steve Jobs, Marc Zuckerberg, Jeff Bezos, Elon Musk (Ergebnis: Trump). Als Mega-Influencer dominierten und manipulieren solche mĂ€chtigen MĂ€nner die Ăffentlichkeit.Â
Sie alle verdankten ihre Macht der Kontrolle ĂŒber die DistributionskanĂ€le. Ihre Druckerpressen, TV-KanĂ€le, Internet-Browser, Social-Media-Plattformen zwangen und zwingen die Ăffentlichkeit, sich ihren Regeln unterzuordnen. Verbreitet wird, was sie wollten.Â
Ich ĂŒbertreibe? Dann probier mal dieses GemĂ€lde der russischen KĂŒnstlerin Natalia Goncharova (1881-1962) bei Instagram zu posten (es geht nicht).

Die Konzentration solcher "Produktionmittel" in den HĂ€nden weniger war fĂŒr Karl Marx Anlass genug, Revolutionen auszurufen. Ich bin kein Marxist, aber es ist trotzdem ein groĂer Missstand unserer Gesellschaft, dass es von Geld und Macht abhĂ€ngt, wer sich Gehör verschaffen kann. Der gleiche Zugang zu Ăffentlichkeit fĂŒr alle von uns, das ist ein zutiefst demokratisches Ideal.
Vorschlag: Bring die Produktionsmittel unter deine Kontrolle. Starte dein eigenes Medienimperium, zumindest dein Hosentaschen-Imperium. Niemand sollte zwischen dir und deiner Community stehen. Du solltest deine Leute jederzeit kontaktieren können, und zwar ohne durch Algorithmen kontrolliert zu werden. Existiert deine Community auf Instagram, Youtube, Tiktok, Facebook? Dann arbeitest du in Wirklichkeit fĂŒr diese Plattformen â nur dass sie dich nicht dafĂŒr bezahlen.  (Most people are building audiences without building a business, sagt die Autorin A (Opens in a new window)sh Ambridge (Opens in a new window).) Aus diesem miesen Deal auszusteigen ist einfach. Frag deine Follower nach ihrer E-Mail-Adresse. Denn offenen KanĂ€le gibt es noch: E-Mails, Podcast-RSS-Feeds und Webseiten-URLs. Take back control.

Das ist das neue minimal viable product (MVP) fĂŒr die GrĂŒndung eines neuen Mediums im Jahr 2022: Blog, Newsletter, Podcast, eventuell ergĂ€nzt durch einen Ort fĂŒr die Community und Telefonnummern und virtuelle oder Vor-Ort-Veranstaltungen. Du brauchst keinen Verlag, keinen Sender, keine Anzeigen-VerkĂ€ufer:innen, keine Buchhaltung, keine Bank, erstmal ĂŒberhaupt keine anderen Leute. Du brauchst nur dich und deine Community. Â
Allein mit Newsletter, Podcast und Seite kannst du ein GeschĂ€ft aufbauen, das auf direkten Zahlungen deines Publikums grĂŒndet. Damit kannst du die wichtigsten Phasen eines Membership-Businesses zu durchlaufen: Acqisition (User finden), Retention (User regelmĂ€Ăig erreichen), Engagement (User zu einer Community machen) und Conversion (User zu zahlenden Mitgliedern machen).
Schritt 1: Starte mit einem Newsletter
Newsletter sind super, um User an dich zu binden. Es ist ein Push-Medium: Du kannst ihnen regelmĂ€Ăig etwas schicken. Kein Algorithmus kann deine Nachricht wegfiltern. Du musst auch nicht allerlei Taschenspielertricks verwenden, um User von Plattformen zu dir zu locken (Social Media ist ein Pull-Medium). Nutze dazu einen Service, der dir erlaubt, E-Mail-Adressen zu exportieren, denn nur dann kontrollierst du dein GeschĂ€ft.Â
Zweitens sollte dir das Produkt â neben einer Sign-up-Seite â  auch gleich eine Web-Version deines Newsletters anbieten, samt Ăbersichtsseite. Nur, wenn du spĂ€ter eine URL verbreiten kannst, wirst du neue Leser:innen finden. Deswegen wĂŒrde ich persönlich von Mailchimp, Sendinblue, Mailjet und so weiter abraten, es sei denn, du hast das Budget, um mit eigenen Programmier:innen zusammenzuarbeiten. Ich selbst habe Steady (Opens in a new window) mitgegrĂŒndet und entwickelt und bin darum nicht neutral an dieser Stelle. Guck dir zum Vergleich Substack (Opens in a new window), Ghost (Opens in a new window), Convertkit (Opens in a new window) oder Revue (Opens in a new window) an.Â
https://twitter.com/jspector/status/1443805351602651138 (Opens in a new window)Schritt 2: FĂŒge einen Podcast hinzu
Podcasts sind Newslettern sehr Ă€hnlich. Man abonniert sie, die Verbreitung erfolgt ohne Algorithmen und man erhĂ€lt regelmĂ€Ăig neue Inhalte, an die man sich gewöhnt. (Und der Aufbau von Gewohnheiten ist das, worauf es ankommt.) Ein Podcast ist ebenfalls ein Push-Medium. Du kannst deinen Hörer:innen neue Episoden in ihren Podcatcher schicken, ohne, dass Plattformen im Weg stehen (noch! Looking at you, Spotify). Ich wĂŒrde dir nicht empfehlen, einen Podcast ohne Newsletter zu starten, sondern ihn zu deinem Newsletter hinzuzufĂŒgen. Aus mehreren GrĂŒnden.Â
Es dauert viel lĂ€nger als du denkst, eine Episode zu produzieren, also aufzunehmen, zu schneiden, zu veröffentlichen und so weiter.  Es dauert auĂerdem inzwischen ziemlich lang, ĂŒberhaupt Hörer:innen zu gewinnen, geschweige denn Subscribers. Die Ă€lteren Podcasts verstopfen die Charts. Alle haben jetzt einen Podcast. Viele davon sind sehr gut. Wann sollen wir das alles hören? Ein Podcast wird deine Reichweite nicht erhöhen, deinen Funnel nicht fĂŒllen, kaum neue Leads gewinnen. Trotzdem ist ein Podcast eine sehr, sehr gute Idee.
Kaum ein anderes Medium ist Ă€hnlich effektiv darin, eine persönliche Bindung zu deiner Community aufzubauen.  Podcasts konvertieren. Deine Stimme in den Köpfen deiner Follower wird die Wahrscheinlichkeit enorm erhöhen, dass sie sich eines Tages auch finanziell beteiligen und Mitglied werden. Dazu kommt, dass du Podcast-Interviews auch abtippen und als Newsletter versenden kannst. Oder eine Video-Version fĂŒr Social Media, um deinen Newsletter zu bewerben.
3 pragmatische Tipps:
Anchor (Opens in a new window) ist eine einfach zu bedienende, kostenlose Plattform, wenn du komplett neu anfÀngst.
Riverside (Opens in a new window) ist ein gutes Aufnahme-Tool fĂŒr virtuelle Interviews.
Dieser kostenlose Podcast-Wachstums-Kurs (Opens in a new window) von Jeremy Enns (Opens in a new window) ist gut.Â
Du fragst dich vielleicht: Wo ist denn der Blaupause-Podcast? TatsĂ€chlich, soweit bin ich noch nicht. Es wird aber bald eine erste Ausgabe geben. Zugesagt hat bereits mein Krautreporter-Kollege Martin Gommel, der zurzeit eine Mitglieder-Kampagne testet fĂŒr seinen Foto-Newsletter "Martin löst aus" (Opens in a new window) (unfassbare Ăffnungsraten). Zwischendurch schickt er mir schon ab und zu sogenannte Sprachis, die in den Podcast eingehen werden. Hier eine Kostprobe.
Martins Problem:
Meine Meinung dazu:
Schritt 3: Gib deiner Community einen OrtÂ
Nach und nach entsteht um deine Newsletter und Podcasts eine Gruppe von regelmĂ€Ăigen Leser:innen und Hörer:innen. Die haben etwas gemeinsam, und zwar deine Publikation und die Ziele und Werte, die sie damit verbinden. "The people formerly know as the audience (Opens in a new window)", nannte der amerikanischen Medienwissenschaftler Jay Rosen schon 2006 die ehemaligen Konsumenten, die nun selbst mitsprechen können und wollen. Es entsteht IdentitĂ€t.Â
Es ist gar nicht so einfach einen Ort zu schaffen, an dem sich diese IdentitĂ€t entfalten kann, wo aus deinem Publikum eine Community wird. FĂŒr viele Hosentaschen-Medienimperien ist diese Community das eigentliche Produkt. Zu ihr gehören zu können, löst die Zahlungsbereitschaft auf. Meine persönliche Wette: Auch bei der Blaupause ist das so.
Ich habe viele Communitys scheitern sehen, einige davon habe ich selbst gestartet. Es ist nicht trivial, denn gleich zwei Dinge mĂŒssen klappen: Ausreichend viele Menschen mĂŒssen mitmachen wollen; und sie brauchen eine digitale Plattform, in der sie sich wohlfĂŒhlen. Je nach Zielgruppe kann das sehr unterschiedlich sein:Â
Facebook- oder Linkedin-GruppenÂ
Telegram oder Whatsapp-Gruppen
Ein Forum wie Discourse (Opens in a new window)
Ein privates Instagram
Geschlossene Kommentarspalten
An dieser Stelle muss ich etwas mitteilen: Bei der Blaupause geht das mit der Community gerade schief. Discord ist zwar inzwischen international sowas wie ein Standard fĂŒr Gaming- und Podcast-Communitys. Aber der Nerdigkeitsgrad ist fĂŒr uns zu hoch, und die Bugs besonders bei Video-Calls zu nervig, die Notifications klappen nicht. Â Deswegen habe ich in der vergangenen Woche unser Mitglieder-Discord beerdigt und stattdessen etwas Neues aufgesetzt: blaupause.community (Opens in a new window).Â
Wir brauchen â wegen des Wochenrythmus' â asynchrone Kommunikation, also keine Echtszeit-Chats, sondern Posts, die man auch spĂ€ter noch kommentieren kann. Auch ein "Forum" wĂ€re euch definitiv nicht mehr zumutbar. Bei der Recherche habe ich festgestellt, dass es inzwischen sehr solide White-Label-Community-Produkte gibt, sogenannte Online Community Platforms. Ich habe mir einige angeschaut, unter anderem Mighty Networks (Opens in a new window), Mobilize (Opens in a new window) und Hivebrite (Opens in a new window). Am Ende blieben noch Circle (Opens in a new window) und Tribe (Opens in a new window) ĂŒbrig, beide finde ich ungefĂ€hr gleich gut. Ich habe mich fĂŒr Tribe entschieden, weil man kostenlos starten kann, und weil die User Experience klarer ist. Blaupause-Mitglieder erhalten heute noch eine Einladung.Â
Ein Newsletter, ein Podcast, eine Community â diese drei Elemente eines Medienimperiums passen eigentlich in jede Hosentasche. Auch in deine?
Bis nĂ€chsten Montag,  Â
đ Sebastian
PS: Herzlich willkommen den neuen Blaupause-Mitgliedern (Opens in a new window) Jonathan, Anja und Anke! Das Think-In um 5 findet ab heute ĂŒbrigens bei Zoom statt.
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đ§âđ» Job: Mein Freund Tassos sucht fĂŒr sein Engagement-Startup Qurio Entwickler:innen (Opens in a new window).
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