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#006 - Taubenschlag-Newsletter:

Liebes Taubenschlag-Publikum,

die guten Nachrichten aus Hamburg reißen nicht ab. Nachdem zuletzt die große Entschuldigung von Hamburg für Schlagzeilen sorgte, gibt es weitere gute Neuigkeiten:

Die Elbschule hat eine neue Stellvertretung,

und zwar niemand anderes als Asha Rajashekhar aus Berlin, die in Essen ihr Abitur machte und dann in Hamburg zur Lehrerin ausgebildet wurde. Damit ist erstmals eine taube Person, noch dazu eine Frau of Color in einer leitenden Position dieser Gehörlosenschule und überhaupt.

“Asha Rajashekhar, zudem als T*taub und Brown verortet, ist die neue stellvertretende Schulleitung.”

- dgs.machtkritik (Opens in a new window)

An der Elbschule war sie bisher für interkulturelle Koordination zuständig und im Gehörlosenverband Hamburg aktiv als Beauftragte für Bildung (und maßgeblich an Deaf Refugees Hamburg beteiligt) und und und. Die Gruppe “DGS Machtkritik (Opens in a new window)” widmete ihr ein kreatives Willkommensvideo (Opens in a new window) und frohlockt, dass die Schule einerseits viel Wissen aus Rajashekhars intersektionellen Erfahrungen gewinnt, aber gleichzeitig auch die Schule stärker für die Communities gestaltet wird.

Die Gruppe ruft dazu auf, Asha zu unterstützen, vor allem aus den Communities – damit sie sich gegen Widerstände wappnen kann. “Echte Veränderungen stoßen immer auf Widerstand”, heißt es. Deswegen ist Support aus den Communities besonders wichtig, so die Gruppe.

Also, wer noch nicht gratuliert hat, auf in die Kommentare hier (Opens in a new window).

Wann es losgeht mit ihrer Arbeit? Jetzt noch nicht – Rajashekhar ist noch im Urlaub und fängt erst Ende August an mit ihrer neuen Aufgabe. Man darf gespannt sein, welche Veränderungen kommen werden.

Das Max-Planck-Institut für Sicherheit und Privatsphäre in Bochum will Info-Videos für Gehörlose produzieren, aber dazu braucht es erstmal eine Grundlage. Deswegen führt das MPI-SP eine Studie durch. Gesucht werden volljährige (mindestens 18 Jahre alte) gehörlose, taube oder schwerhörige Menschen, die flüssig DGS nutzen. Zeitaufwand vier Stunden, Aufwandsentschädigung 75€ und das gute Gefühl, etwas dazu beizutragen, die DGS-Community besser über Computersicherheit zu informieren.

Infos gibt’s hier:

https://www.taubenschlag.de/2025/08/mitmachen-bei-studie-zu-sicherheit-privatsphaere-im-internet-%F0%9F%94%92/ (Opens in a new window)

Satz auf X, das war wohl nix.

Einen sehr guten Kommentar über die Causa Probst in Weißenhorn und die “Erregungsmaschine” Twitter/X gibt es bei der taz. Jedenfalls liest man zwischen den Zeilen, dass Julia Probst wohl zu unbequem für den Stadtrat war.

Probst wirft ihre Forderungen am Ratstisch sehr selbstbewusst mit Karacho in die Runde. Freunde schafft man sich im politischen Kleinstadtbiotop damit eher nicht.

- taz.de (Opens in a new window)

Die Andeutungen legen nahe, dass die Stadtratsmitglieder sich entgegen aller Bedenken für den einfachen Weg entschieden und damit den Anweisungen des Bürgermeisters Folge leisten. Dieser wiederum soll nicht gut auf Probst zu sprechen gewesen sein. So klingt es jedenfalls heraus, was Thomas Vogel von der taz in Erfahrung (und zu Papier (Opens in a new window)) gebracht hat.

Die DGJ kritisiert, dass das seit vier Jahren nur auf dem Papier angedachte Bundeskompetenzzentrum Leichte Sprache/Gebärdensprache ohne betroffene Leitung aufgebaut werden soll (Opens in a new window).

Also: Hörende bestimmen über Gehörlose quasi.

Ist nicht zeitgemäß.

Der DGB schließt sich dem an und fordert außerdem, selber das Kompetenzzentrum zu übernehmen und dass es eine Dolmetschvermittlungszentrale geben sollte für die Ministerien. Die ganze Liste kann jeder hier (Opens in a new window) selbst aufdröseln.

Wiederkehrender Kritikpunkt ist die thematische Vermengung von Leichter Sprache und Gebärdensprache. Das eine ist eine angepasste Form der deutschen Sprache, das andere eine eigenständige – okay, mehrere eigenständige – Gebärdensprachen mit ganz eigener Kultur. Quasi als würde man sagen, Ministerium für Haferflocken und Fünfsternemenü.

Wir haben dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales dazu Fragen geschickt: u.a. ob die Leitung taub oder hörend ist und wie die Kritik an der Vermischung von zwei Bereichen gesehen wird. Die Antwort: Es gibt noch keine beschlossene gesetzliche Grundlage, also kein Kompetenzzentrum, also auch keine Stellenausschreibung oder Besetzung der Stellen.

Und dass man in der Lage ist, angemessen zu “beiden Sprachbereichen zu beraten”.

Beides mit “Sprachbereichen” in einen Topf zu werfen, verheißt nichts Gutes. Wir bleiben am Ball, der ganze Text hier bei uns aufm Internet (Opens in a new window).

Die Deutsche Gehörlosen-Jugend sucht eine Person für Social Media! Sogar bezahlt! Mehr Infos in diesem Posting auf Instagram. (Opens in a new window)

Thema Gehörlosenzentrum Berlin: GVB und GFGB kommunizieren weiter über Instagram öffentlich. Kurzfassung: Ein Gutachten zu den Sanierungskosten steht aus, der GVB wirft der GFGB vor, zu trödeln. Die haben aber schon gekontert, dass sie nichts dafür können, wenn das Umweltamt Urlaub macht. Isso.

Am 4. September lädt der GVB also mal wieder zur Gesprächsrunde in der Zingster Straße 8, wo der Verband zwischenzeitlich unterkommt.

Im September soll aber nun auch endlich das Gutachten kommen, dann kann der GVB überhaupt auch sagen, was Phase/Kostenpunkt ist.

Wir haben dazu einen Artikel geschrieben (Opens in a new window). Spoiler: Wirklich was Neues gibt es bei aller Dramatik nicht.

Ende September müsste übrigens normalerweise das traditionelle Straßenfest in der Friedrichstraße 12 stattfinden. Das ist diesmal ganz besonders ungewiß.

Filmvorschau: Sorda

🧑‍🧑‍🧒 Sorda kommt aus Spanien und lief auf der Berlinale. Taube Frau kriegt mit hörendem Mann ein Kind, mit dem Hörstatus des Kindes kommen Konflikte ans Licht. Kennste, kennste. Ist für Betroffene und Co-Betroffene vielleicht ein alter Hut, aber die Bilder und die schauspielerische Leistung im Trailer (Opens in a new window) sehen erstmal ganz solide aus. Ende September zum Tag der Gehörlosen/Gebärdensprachen soll es Voraufführungen in deutschen Kinos geben, bevor der Film dann im Oktober regulär ins Kino kommt. Übrigens allem Anschein nach in allen Fassungen mit Untertiteln. Finden wir top.

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Grüßt:

Wille

P.S.: Warum der DGB-Präsident aus den USA (Opens in a new window)(und aus dem Familienurlaub) vor einer POW/MIA-Flagge gebärdet (Opens in a new window), aber gleichzeitig meint, “ich habe einen sehr positiven Eindruck von allem hier”, kann man als versteckte Botschaft auffassen, oder auch nicht.

Jedenfalls mahnt er zur Nachsicht mit der zeitlichen Verzögerung bei der Entschädigung, weil das Wort die Politik vergrätzen könnte (weil’s teuer ist) und man deswegen lieber langsam und beharrlich für die Zukunft arbeiten sollte, statt schnelle Erfolge zu erwarten. So wie die Anerkennung der Gebärdensprache in Deutschland vor einem Vierteljahrhundert viel Vorlauf hatte und sich auch heute immer noch erst entfalten würde.

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Taubenschlag war lange ein ehrenamtliches Projekt, ein Blog, eine lebendige Pinnwand. Zwei Jahre lang haben wir mit dem ersten DJE-Projekt (Opens in a new window) – kurze und längere, mehr und weniger tief recherchierte journalistische Artikel veröffentlicht, gefördert von der Europäischen Union. Abseits davon: Die Sparte “Übers Dolmetschen (Opens in a new window)” mit einer eigenen Webseite (Opens in a new window) ist einerseits eine für alle zugängliche Informationsquelle rund um Standardfragen zum Dolmetschen (ähnlich wie nicht-stumm.de (Opens in a new window), welches sich rund um Taubsein und Gebärdensprachen dreht) und andererseits Heimat für exklusive Meinungs- und Diskussionsbeiträge. Fehlt dir etwas? Hast du Lob, hast du Tadel? Schreib uns an info@taubenschlag.de (Opens in a new window) !

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