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Querschläger in der SPD

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Liebe Leser*innen,

was haben Ex-Fraktionschef Rolf Mützenich, Ex-Parteichef Norbert Walter-Borjans und der Außenpolitiker Ralf Stegner gemeinsam? Richtig! Sie lieben Frieden und hassen Waffen. Eine Einstellung, die bei der SPD-Spitze gar nicht gut ankommt. Hier liebt man Frieden, aber auch Waffen.

Insiderberichten zufolge konnte sich die Führung der SPD zunächst nicht darauf einigen, wie man am besten mit den internen Querschlägern umgehen soll. Sehr froh war man in dieser schwierigen Situation daher über den kurzen Draht zu Friedrich Merz, der sich auf seiner USA-Reise einige Kniffe abgeschaut hat, wie man allzu aufgeregte Meuten schnell und unkompliziert wieder zur Besinnung bringt:

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Nichts mitbekommen von dem neuen Konflikt in seiner Partei hat Hessens Kunstminister Timon Gremmels. Als stellvertretender Vorsitzender des documenta-Aufsichtsrats war er in den Wochen vor der großen 70-Jahr-Feier letzten Sonntag schwer damit beschäftigt, das Catering für die Veranstaltung zu organisieren. Deshalb hat er sich diese Woche erst einmal in den wohlverdienten Urlaub verabschiedet.

Auch dank der »vorzüglichen Canapés« bewertet er das Fest als »vollen Erfolg und weiteren wichtigen Schritt in Richtung Kunstfreiheit«.

Die schönsten Momente der 70-Jahr-Feier

  • Als Roger Waters auf die Bühne kam, um in SS-Uniform einen Schweineballon mit Schläfenlocken steigen zu lassen und dazu »Money« intonierte, um Israels Politik zu kritisieren 

  • Als Greta Thunberg zugeschaltet wurde, um von ihrer »künstlerischen Intervention« gegen »das Böse in der Welt« (Judenstaat) zu berichten

  • Als der Rapper Kanye »Ye« West als Gastbeitrag seine Songs »WW3« und »Heil Hitler« performte, um Israels Politik zu kritisieren 

  • Als El Hotzo live seine besten Memes zum 7. Oktober und zu den Minions vorstellte, dann aber schnell losmusste (»Gleich noch zwei, drei Tinderdates, will die nicht warten lassen, ihr kennt ja die Weiber.«)  

  • Als ein Künstlerpaar aus Israel und Palästina dafür warb, Israel von der Karte zu löschen, um Israels Politik zu kritisieren

Neben Kassel liegt auch Frankfurt am Main in Hessen, ist aber etwas größer. Die Stadt, eigentlich bekannt für ihre kulturelle und insbesondere kulinarische Exzellenz (Äppelwoi & Grie’ Soß), hat sich jedoch in der Vergangenheit bei der Benennung von Dingen oft schwergetan. Stadträtin Stephanie Wüst vom Dezernat Stadtmarketing will nun Fehler aus der Vergangenheit ausmerzen und hat dafür erste Schritte eingeleitet:

Frankfurt benennt lokalen Feiertag um

Frankfurt am Main. Der als »Frankfurter Nationalfeiertag« bekannte Wäldchestag wird endlich umbenannt. Das jedes Jahr am Dienstag nach Pfingsten begangene Volksfest soll ab nächstem Jahr korrekt »Wäldchentag« heißen. Dies gab die Stadträtin Stephanie Wüst vom Dezernat Stadtmarketing heute bekannt. »Wir möchten uns mit dieser offiziellen Geste auch beim Rest der Republik entschuldigen. Das hat halt vor 200 Jahren irgendein Dorfdepp mit dem Maul voller Rindswurst im Apfelweinrausch dahergenuschelt, und seitdem hieß der Tag fälschlicherweise ›Wäldchestag‹. Ich bitte Sie, das ist doch kein Deutsch!«

In einem nächsten Umbenennungsakt sollen die Stadtteile Eschersheim, Eckenheim, Heddernheim und Fechenheim zu dem leichter zu merkenden »Feschernheim« vereint werden. »Das war ursprünglich eh dasselbe, nur in regionalen, pseudokultigen Aussprachevarianten«, so Dezernentin Wüst, die Augen verdrehend und den Mund voll Rindswurst.

Wie viele Rindswürste der nicht aus Hessen, sondern aus Bayern stammende Koch Alfons Schuhbeck in seinem Leben schon zubereitet hat, weiß vermutlich nicht mal er selbst. Ebensowenig wie er sie ab 2026 würzen würde.

Bevor Sie jetzt aufspringen und die Ablaufdaten all Ihrer Alfons-Schuhbeck-Gewürze überprüfen, lehnen Sie sich erst noch mal zurück und lesen Sie in Ruhe die neueste Ausgabe der Kolumne von Torsten Gaitzsch:

Torsten Gaitzsch trinkt eine Tasse Kaffee und schaut in die Kamera

Heute: Ich rauch’ mir ‘nen Wolf

Haben Sie schon einmal Görke konsumiert? Hoffentlich nicht! Görke ist ein synthetisches Cannabinoid mit der mehr als 300fachen Störke, äh: Stärke von pflanzlichem Cannabis. Es verbreitet sich rasant unter Jugendlichen, die das in der Regel flüssige Teufelszeug in E-Zigaretten dampfen. Mit potentiellen Nebenwirkungen wie Panikattacken, Halluzinationen, Kreislaufbeschwerden bis hin zum Herztod liegt bei Görke das wohl krasseste Missverhältnis zwischen Bezeichnendem und Bezeichnetem vor. »Görke« – das tönt harmlos, altdeutsch, ulkig wie das Wort ulkig, Berliner Schnauze. »Am Sonnabend war ich bei Görkes, Doppelkopf spielen bis in die Puppen«; »Jetzt ist mir doch glatt die Görke abgebrochen!«; »Wennde zu Getränke Görke jehst, bringste mir 'ne Flasche Mampe Halb und Halb mit?«; »Meine schlesische Großmutter hat die beste Görke gemacht, schön mit Schmorpaprika und extra Kümmel, mmmhh!« Wie unpassend klingt im Vergleich der Satz: »Es tut mir furchtbar leid, aber Ihr Sohn ist an einer Überdosis Görke gestorben.«

Schwer einverstanden bin ich dagegen mit dem Namen Stolbur. Das ist jene Pflanzenkrankheit, die in Deutschland derzeit felderweise Zuckerrüben und Kartoffeln auslöscht. Ich stelle mir einen knorrigen Landwirt mit Strohhut und Latzhose vor, der zwischen Daumen und Zeigefinger ein matschiges Kohlblatt zerreibt und mit Leichenbittermiene kopfschüttelnd urteilt: »Da ist nix zu machen. Klarer Fall von Stolbur.«

Wobei, Stolbur erscheint mir, je öfter ich es vor mir hersage, doch etwas zu gelehrtensprachlich. Gibt es dafür nicht noch ein vergessenes Synonym im Stile alter Bezeichnungen für Menschenkrankheiten? Krätze, Räude, Schleppe, so was hatte Schmiss! (»Schmiss« könnte ebenfalls der Name einer Infektion sein.) »Sorry, Chef, ich kann heute nicht auf Arbeit kommen, ich habe KRUPP.« (Besonders »lustig«, wenn man bei Thyssenkrupp arbeitet.) Der Wikipedia-Liste historischer Krankheitsbezeichnungen (Opens in a new window) entnehme ich, dass Dusel früher die Pest meinte. Das gibt dem berüchtigten »Bayern-Dusel« eine ganz neue, fiese Ebene. »München holt die Meisterschale! Da war er wieder, der Bayern-Dusel, dank dem entscheidenden 2:1 in der 89. Minute durch Timo Görke!«

Verabschiedet sich und wünscht ein gut informiertes Wochenende:

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