Best-of-seven: Unsere Eishockey-Woche
von Bernd Schwickerath und Christoph Fetzer
In der Kolumne “Best-of-seven” blicken wir auf die Highlights der Eishockey-Woche.
3 mal 3 ist 4
Knackige Überschriften können wir. Und auch wenn ihr in der Schule etwas anderes gelernt habt, stimmt die Rechnung. Denn geht es nach der IIHF, wird es bei Olympischen Winterspielen künftig auch Drei-gegen-Drei (3x3) und dadurch vier Eishockey-Wettbewerbe geben. Wie der Weltverband bekanntgab (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), wird er einen Antrag beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) einreichen, damit 3x3-Eishockey ab 2030 in Lyon olympisch wird.
Neu ist die Idee, eine zweite Variante einer bestehenden Sportart anzubieten, natürlich nicht. Denken wir nur an Beachvolleyball oder 3x3-Basketball. Zuletzt versucht ja auch der Fußball, durch neue Hallenformate (noch) größer zu werden. Und jetzt will halt auch das Eishockey etwas haben, das kürzer und spektakulärer ist. Das junge Leute auf Instagram und TikTok feiern.
Das ist nicht etwa ein Schnellschuss: 3x3 in der Verlängerung gibt es in der AHL schon seit 2014, ein Jahr später übernahm die NHL das Konzept, dann recht schnell die ganze Eishockey-Welt. Und auch als eigener Wettbewerb ist 3x3 nicht neu. Seit 2017 beschäftigt sich die IIHF damit.
Auf eine größere Bühne ging es erstmals 2020 bei den Olympischen Jugend-Winterspielen in Lausanne. Das war aber eine so genannte Showveranstaltung – also Spiele mit gemischten Mannschaften außerhalb des normalen Programms. Aber das soll dem IOC so gut gefallen haben, dass er der IIHF für die Jugendspiele 2024 in Korea grünes Licht gab, 3x3 als richtiges Turnier auszutragen. So war es dann auch. Die großen acht Nationen – wenn wir den Kreis der sechs Schwergewichte mal ganz generös um die Schweiz und Deutschland erweitern – hatten allerdings keine Teams am Start. Bei den Männern gingen die Medaillen an Lettland, Dänemark und Kasachstan, bei den Frauen an Ungarn, Südkorea und China.
Wir kennen 3x3 natürlich aus Verlängerungen, aber das hier ist etwas anders, gespielt wird nach dem so genannten Cross-Ice-Format, was man hier von den Bambini kennt: quer in einem Drittel. Bei Olympia 2030 soll es aber noch mal anders laufen – in etwa so wie dieser Tage Brasilien, wo eine 3x3-Serie der Frauen auf einer speziellen 26x18-Meter-Fläche gespielt wird. Sehen kann man das hier im Video.
https://www.youtube.com/watch?v=J0axaVHPIJc (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)Die Idee dahinter ist allerdings nicht nur, dass das neue Spiel spektakulärer ist, weil es durch weniger Aktive und die kleinere Fläche mehr Torchancen geben soll. Es soll auch kleineren Nationen die Chance geben, näher an die anderen heranzurücken. Man braucht beim 3x3 ja keinen kompletten Kader mit 20 und mehr Leuten. Bei den Jugendspielen hatten die Teams zwei Torhüter und elf Feldspieler. Außerdem haben manche Nationen ja nicht genügend große Eisflächen, auch die sollen vom 3x3 profitieren.
„Auf allen Ebenen ist es einfacher und kostengünstiger, Teams aufs Eis zu schicken, was die Kluft zwischen etablierten Eishockeymächten und sich schnell entwickelnden Neulingen in diesem Sport verringert. Und das stärkt einen der wichtigsten Punkte von ICE26, Eishockey zugänglicher und attraktiver denn je zu machen“, schreibt die IIHF in ihrer Mitteilung.
Bis Januar 2025 muss der Weltverband seinen Antrag offiziell beim IOC einreichen. Danach müssen bis 30. März Rückfragen beantwortet werden, im vierten Quartal 2025 trifft das IOC die Entscheidung. Das heißt natürlich nicht, dass das „richtige“ Eishockey wegfällt, es soll dann einfach zwei Wettbewerbe geben. Oder eben vier, wenn man zwischen Männern und Frauen trennen will.
Die IIHF plant in der Zwischenzeit weitere 3x3-Events. Neben dem für Frauen in Brasilien soll es im April oder Mai auch eine für Männer geben, Bewerbungen für die Ausrichtung gäbe es schon. 2026 soll es auch eine 3x3-WM geben, vorher natürlich noch Quali-Runden. Könnte also gut sein, dass 3x3 bald deutlich größer wird. Es bald auch jährliche Weltmeisterschaften geben.
Ob das so gut funktioniert wie im Volleyball oder Basketball? Oder ob sich die beiden Varianten gegenseitig die Aufmerksamkeit nehmen? Vielleicht wechseln ja auch ein paar Prominente die Seiten, weil es im „richtigen“ Eishockey nichts mehr für sie gibt. Warten wir es ab.
Doch keine Doppel-WM 27
Bleiben wir noch kurz bei Verbandsthemen: Der DEB wollte 2027 nicht nur die Männer-WM ausrichten, sondern auch die der Frauen. Die Turniere sollten sich sogar überlappen: Der Finaltag der Frauen sollte gleichzeitig der Eröffnungstag der Männer sein. Aber jetzt ist das Thema vom Tisch, wie DEB-Präsident Peter Merten dieser Tage bei Magentasport sagte: „Wir hatten das ins Auge gefasst. Da hat sich gezeigt, dass insbesondere die Terminlagen der Frauen- und Männerligen in der Welt sich noch nicht so weit annähern lassen, dass wir von einer Doppel-WM sprechen können.“

DEB-Präsident Dr. Peter Merten beim Deutschland Cup in Landshut. © City-Press
Trotzdem könnten bald die besten Spielerinnen der Welt in Deutschland zu sehen sein. Laut Merten habe der DEB „die Idee, eine Frauen- und eine Männer-WM unabhängig voneinander durchzuführen, nicht aufgegeben“. Vielleicht ist es sogar schon 2026 so weit. Das Turnier 2025 ist an Tschechien vergeben, aber das ein Jahr später noch nicht.
Spannend wäre es allemal, Stars wie Marie-Philip Poulin oder Hilary Knight hier zu sehen. Aber es bleiben Fragen: Ist so ein Turnier kurz nach Olympia sinnvoll? Wo genau würden genügend Fans kommen? Und kann man eine WM so schnell organisieren?
Endlich PWHL-Trikots
Apropos Poulin und Knight. Die hatten diese Woche Fototermine, denn die PWHL hat endlich die Trikots ihrer Teams vorgestellt. Und das wurde auch Zeit. Vergangene Saison gab es ja nicht mal Vereinsnamen. Die wurden vor ein paar Wochen dann vorgestellt, nun auch Wappen und Trikots.
Und auch wenn so etwas natürlich immer Geschmackssache ist, legen wir hier mal ganz diktatorisch fest: Montreal hat mit Abstand die schönsten. Allerdings gehen unsere Meinungen auseinander, ob nun das Heim- (Christoph) oder das Auswärtstrikot (Bernd) besser ist. Bei den Fans kommen die wohl gut an. Diverse Trikots sind schon ausverkauft.
Hier findet ihr Bilder aller zwölf neuen Trikots. (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)
Mehr Härte bei den Frauen - gut so
Kennt Ihr diesen Werbespot, der vor der Fußball-WM der Frauen lief? Da kombiniert die französische Nationalmannschaft schöne Tore heraus und wird dafür von den Kommentatoren gefeiert. Der Witz daran: Erst sind Männer zu sehen, dann kommt aber die Pointe. Es waren eigentlich Spielszenen der Frauen, die mit visuellen Effekten verändert wurden.
https://www.youtube.com/watch?v=ZhFj5t5eZBg (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)Die Message der Werbung ist klar: Seht her, es ist dasselbe Spiel.
Das gilt auch fürs Eishockey. Klar, das Tempo ist bei den Männern höher, aber das ist wegen der unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen auch kein Wunder. Erfreulich ist aber, dass das Spiel bei den Frauen härter wird. Ein “Checkverbot” gibt es in vielen Ligen eh schon nicht mehr und auch beim Deutschland Cup waren einige harte Hits zu sehen. Es tut dem Spiel gut und die Frauen sagen ja auch oft, dass sie Bodychecks befürworten. Deswegen sind sie in PWHL, SDHL und mittlerweile auch in der DFEL bis zu einem gewissen Grad erlaubt.
Beim Deutschland Cup gab es aber auch negative Beispiele dafür, dass sich das Eishockey der Frauen immer mehr dem der Männer annähert. Nein, dieses Video ist nicht mit visuellen Effekten bearbeitet worden. Das ist tatsächlich eine slowakische Holzfällerin.

Fliegt Asiago aus der ICE Hockey League?
Bei Asiago Hockey, dem italienischen Team aus der ICE Hockey League, ist die Laune im Keller. Schon sportlich ist es schwer, Asiago steht zur Länderspielpause außerhalb der Play-off-Plätze. Aber weitaus mehr zu schaffen macht allen Beteiligten die finanzielle Lage. Laut mehreren Medienberichten ist der Klub mit den Gehältern in Verzug. Erste Spieler sollen schon weg sein oder weg wollen. Bis Ende dieser Woche hat Asiago Hockey Zeit, dem Ligabüro nachzuweisen, dass er die Gehälter gezahlt hat – sonst droht der Ausschluss aus der Liga.
„Wäre es so, dass die Gehälter schon länger nicht überwiesen worden sind, dann muss die Liga hart reagieren. Wir schulden es dem Produkt, dass wir konsequent handeln“, sagt Liga-Präsident Alexander Gruber der Kronen Zeitung (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Und weiter: Kann Asiago nicht nachweisen, dass die Spieler bezahlt wurden, wird es ein Fall für die Rechtskommission. „Es muss juristisch alles sauber geklärt werden“, sagt Gruber.
Bissl-Hockey-Service: Finanztipps für Eishockeyfans
Ihr habt etwas Geld auf dem Konto und wisst nicht, was ihr damit machen wollt? Da haben wir etwas für euch: Werdet einfach Teambesitzer in der NHL. Denn dort vermehrt sich eure Kohle von ganz alleine. Manche haben ihr Team vor Jahren für ein paar hundert Millionen Dollar gekauft, jetzt sind sie ein Vielfaches wert.
Zumindest, wenn es nach dem Sportbusiness-Portal Sportico geht. Das hat jüngst seine NHL-Liste aktualisiert (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre). Und schon sehen die Zahlen ganz anders aus. Jedes einzelne Team hat kräftig zugelegt, die übergroße Mehrheit um mindestens 30 Prozent, manche um mehr als 50, Utah sogar um 78 Prozent. Kein einziges NHL-Franchise ist mehr unter einer Milliarde Dollar wert, vor gerade mal zwei Jahren galt das noch für 21 Teams. Insgesamt kommen die 32 Teams jetzt auf 57,3 Milliarden Dollar.
Spitzenreiter sind die Toronto Maple Leafs mit 3,66 Milliarden Dollar, dahinter kommen die New York Rangers (3,25). Auch die Montreal Canadiens (2,93), die Boston Bruins (2,67), die Los Angeles Kings (2,5), die Chicago Blackhawks (2,45) die Edmonton Oilers (2,4) und die Philadelphia Flyers (2,29) sind locker über der Zwei-Milliarden-Grenze. Ganz unten stehen die Columbus Blue Jackets (1,06).
Wie hat Sportico das ermittelt? Eine Mischung aus „öffentlich zugänglichen Informationen und Finanzunterlagen sowie Interviews mit Personen, die sich mit den Finanzen der Teams auskennen“, heißt es. Darunter seien „acht Sportbanker und Anwälte, die aktiv an NHL-Transaktionen arbeiten“. Im Anschluss wurden die Informationen geprüft, von Teambesitzern, hohen Angestellten der Klubs, Branchenexperten und Sportökonomen.
Hit der Woche
Seid ehrlich, so schön Traumtore, Glanzparaden, emotionale Zeremonien oder kreative Halloween-Kostüme auch sind, hin und wieder darf es ein richtiges Mülltor sein. Eins, bei dem defensiv alles schief geht. So eins gibt es diese Woche. Enjoy!

Spiele der Woche: Rivalry Series
Während sich die europäischen Nationalmannschaften aktuell bei Turnieren messen, sind die Nordamerikanerinnen unter sich. Es ist wieder Zeit für die Rivalry Series, in der sich die kanadischen und US-amerikanischen Frauen zum mittlerweile fünften Mal messen. Die ersten beiden der fünf Spiele sind schon über die Bühne gegangen, die USA gewann zum Auftakt mit 7:2, Kanada antwortete mit einem 5:4-Sieg. Am Sonntag steht das dritte Duell an.
Anschließend starten für die PWHL-Spielerinnen die Training Camps, aber im Februar, wenn einige europäische Teams um die letzten Olympia-Tickets kämpfen, folgen noch zwei weitere Duell zwischen Kanada und den USA.
Und jetzt: Ob Deutschland Cup, Rivalry Series oder NHL: Geht’s raus, schaut’s Eishockey!