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#352 deep dive: Mythen über Social Media – mit Hannah Metzler

Fast alles, was wir über den Effekt von Social Media auf unsere Welt glauben zu wissen, ist falsch. Fake News, Filterblasen, Polarisierung, Radikalisierung von Menschen. Die Psychologin und Neurowissenschaftlerin Hannah Metzler ordnet den Stand der Forschung ein.

🙆 Hannah Metzler ist Psychologin und Neurowissenschafterin.

Diese Bücher empfiehlt Hannah:

  1. Outnumbered: (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) From Facebook and Google to Fake News and Filter-bubbles – The Algorithms That Control Our Lives, David Sumpter

  2. The Status Game (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre): On Human Life and How to Play It, Will Storr

  3. The Scout Mindset: (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) Why Some People See Things Clearly and Others Don't, Julia Galef

  4. Bit by Bit (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre): Social Research in the Digital Age, Matthew Salganik

Hannahs Shoutout für Medien

  1. Ö1 Morgenjournal (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

  2. Ö1 Radiokolleg (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

  3. Podcast Clearer Thinking (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) von Spencer Greenberg 

Was nehme ich mir mit?

1. Wir reden über die falschen Dinge. Die Menschen radikalisieren sich nicht in großen Mengen auf sozialen Medien. Sondern radikale Menschen suchen sich dort radikale Inhalte, ob jetzt auf Tiktok, YouTube und Co. Die Menschen ändern nicht ihr Verhalten oder ihre Einstellung in großen Mengen wegen Fake News, sondern sie haben schon diese Einstellungen. Und wenn sie dann die entsprechenden Fake News finden, rechtfertigen sie ihre Position damit. Das läuft unbewusst ab. Das echte Problem ist mangelndes Vertrauen in Institutionen wie Medien oder Wissenschaft, soziale Isolierung, Statusverlust, eine niedrige Selbstwirksamkeit im Leben, Kontrollverlust. Alles viel komplizierter, als über Fake News zu reden. 

2. Wir leben alle in Bubbles. Aber im Internet, in sozialen Medien, im Durchschnitt weniger, als im echten Leben. Ob am Land oder in der Stadt, ob unter Arbeitern oder Akademikerinnen, wir suchen uns alle Menschen, die so ähnlich sind wie wir. In sozialen Medien kommen wir viel öfter mit Andersdenkenden in Berührung. Das ist gar nicht unbedingt gut, weil dort das Umfeld dazu führt, dass wir uns eher von Andersdenkenden entfernen, als sie verstehen. Auf Social Media sind die Radikalsten am lautesten, alle anderen sind eher leise. Darum haben wir das Gefühl, die Welt ist viel polarisierter, als sie tatsächlich ist. Die meisten Menschen haben zu den meisten Themen eine moderate Position und man kann mit ihnen gut reden.

3. Wir sind nicht leichtgläubig. Wir sind von Natur aus unwissend, aber wahrheitssuchend. Und wir sind hypersoziale Wesen. Wir glauben nur Dinge, die uns irgendetwas bringen. Entweder sie unterhalten uns – wie ein Gerücht über einen Promi –, oder sie helfen uns dabei, etwas zu rechtfertigen. Etwa: Ich will mich nicht wegen eines Virus sozial isolieren. Das tut mir nicht gut. Dann führt das unbewusst dazu, dass wir das Virus leugnen. Wenn uns jemand von etwas überzeugen will, sind wir von grundauf skeptisch. Oft hinterfragen aber Dinge nicht, weil das in unserem Umfeld sonst schwierig werden würde. Wer in einem grünen Öko-Milieu lebt hat es schwer, wenn er drauf kommt, dass Gentechnik und Atomkraft super sind und dass Bio-Landwirtschaft eigentlich relativ wenig bringt und das nichts je die Armut so gesenkt hat wie Wirtschaftswachstum und Globalisierung. Darum sind die meisten Menschen in diesem Milieu nicht offen dafür. Umgekehrt gilt das auch, wenn Rechte hören, dass Migration, egal woher die Leute kommen, rein volkswirtschaftlich ein Gewinn für alle ist. Oder dass auch Männer unter autoritären Männlichkeitsnormen leiden und Feminismus ihnen etwas bringt. Oder dass eine Gesamtschule auch besseren Schüler:innen nutzen würde.

Weiterführende Links

 1. Präsentation von Hannah: „Der Einfluss von Algorithmen, Echokammern und KI auf den digitalen Diskurs und was zu tun ist“, https://hannahmetzler.eu/klimaaktiv/#/soziale-medien-sind-kein-klimakiller (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

2. Präsentation von Hannah: „Five Myths about Misinformation“, https://hannahmetzler.eu/misinfomyths/#/five-myths-about-misinformation (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

3. Studie: „Misunderstanding the harms of online misinformation“, https://doi.org/10.1038/s41586-024-07417-w (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

4. Artikel von Hannah: „Mythos Fehlinformation: Warum soziale Medien weniger gefährlich sind, als wir denken“, https://hannahmetzler.eu/2024-09-13-Mythos_Fehlinformation/ (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) 

5. Der Newsletter in den USA, der Nachrichten von links und rechts einordnet, heißt „Tangle“, https://www.readtangle.com/ (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

 

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