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Neuer Bart, neuer Mensch

Von Hasnain Kazim - Antifascista / Schrulliges Deutsch / Muslimisches Aussehen / Tintentaucher / Zwei Bücher

Liebe Leserin, lieber Leser,

es ist mir ein Rätsel, warum Leute “Antifaschist” in ihre Selbstbeschreibungen in den “sozialen” Medien schreiben. “Antifaschist”. Ach! Sag bloß! Das ist, als würde ich in meine Bio schreiben: “Ich fresse nicht Ihre Topfpflanzen, wenn ich Sie besuche.” Ja, natürlich nicht! Was denn sonst? Kein anständiger Mensch frisst Topfpflanzen fremder Leute! Und kein anständiger Mensch ist Faschist! Wieso also sich selbst so ein Schild umhängen? Was man ist, zeigt sich durch das alltägliche Reden und Handeln, nicht durch Selbstetikettierung.

Warum ich das überhaupt erwähne? Ich habe mich das schon öfter gefragt, aber diese Woche sind mir wieder mehrere Leute aufgefallen, die sich “Antifaschist” nennen, aber totalitären Ideologien das Wort reden, zum Beispiel, indem sie die Hamas verharmlosen oder sogar verherrlichen. Aber allen Ernstes “Antifaschist” hinter ihrem Namen stehen haben.

Im Ernst: Antifaschist kann man glaubhaft nur sein, wenn man ebenso Anti-Islamist, Anti-Kommunist, Anti-Sozialist, ja gegen jede Form des totalitären Denkens ist. Alles andere ist nur: schöner Schein, aber bedeutungslos. Wer sich “Antifaschist” nennt, aber andere Menschen Islamisten, die man zu “Widerstandskämpfern”, “Opfern des Kolonialismus”, “Vertretern des globalen Südens” et cetera verniedlicht, zum Fraß vorwirft, kann sich das Etikett auch gleich an Hut stecken.

Deutsche Sprache, schrullige Sprache

Ich finde, die deutsche Sprache, betrachtet man sie einmal, wozu ich immer rate, denn das sichert, vor allem, wenn man einen im Tee hat, einen objektiveren Blick und bewahrt, was immer löblich ist, vor Vorurteilen, mit etwas Distanz, hat, das sei an dieser Stelle angemerkt, eine durchaus mathematische, zumindest jedoch logische Komponente, die, vorausgesetzt, man hat grundsätzlich ein gewisses Verständnis, um nicht zu sagen Vorliebe, für, ich will mal sagen: verschachtelte Konstruktionen, sie, also die deutsche Sprache, wunderbar verschroben, wenn nicht gar, wenn ich mir diese Bemerkung einmal erlauben darf, und das wird ja wohl, so hoffe ich, denn es gilt ja, wie man im Grundgesetz, unserer Verfassung, nachlesen kann, Meinungsfreiheit, der Fall sein, ein wenig, ja sogar sehr schrullig, jedoch auch, das muss ich unbedingt ergänzen, auch wenn es diesen Satz unnötig verlängert, was aber nun wirklich egal ist, liebenswert macht.

Wie siehst du aus, Bruder?!

Ich hatte heute zwecks einer Recherche ein Gespräch mit einem islamischen Rechtsgelehrten über Äußerlichkeiten des Muslimseins, und er sagte mir, die „gläubige muslimische Frau“ meide die Öffentlichkeit und, müsse sie doch mal raus, „falle nicht auf“. Dies erreiche sie, indem sie sich „züchtig“ kleide.

Der „rechtschaffene muslimische Mann“ trage „die Barthaare an Wangen, Kinn und Hals lang, nicht jedoch an der Oberlippe“. Dort rasiere er sich „glatt, wie es von unserem Propheten Mohammed, Friede sei mit ihm, überliefert“ sei, und nach diesem Gespräch verspürte ich den Drang, ins Bad zu gehen und… Aber sehen Sie selbst:

Übrigens stehen im Koran keine konkreten Anweisungen zum Bart, das Tragen eines Bartes wird auch nicht ausdrücklich vorgeschrieben. Es gibt allerdings sogenannte Hadithe, Überlieferungen von Handlungen und Sprüchen des Propheten, und darin wird an mehreren Stellen überliefert, dass er sich einen Bart wachsen und den Schnurrbart stutzen ließ, was viele islamische Gelehrte später als religiöse Empfehlung und sogar als Pflicht interpretierten.

So heißt es in einem bekannten Hadith: “Lasst den Bart wachsen und kürzt den Schnurrbart. Verhaltet euch anders als die Götzendiener.”

Nun ja.

Tauch ein!

Eine Freundin, die ein altes Tintenfass von Pelikan in ihrem Fundus gefunden hat, fragte mich kürzlich, wie lange Tinte eigentlich haltbar sei und ob sie sie wohl noch benutzen könne.

Liest man im Netz, stößt man hier und da auf die Information, Tinte im Glas sei etwa drei bis fünf Jahre haltbar. Ich kann das so nicht bestätigen. Ich habe Tinte, die 30 Jahre alt und immer noch gut ist. Grundsätzlich sollte man Tinte dunkel und bei Zimmertemperatur (oder besser etwas kühler) lagern.

Ob Tinte noch gut ist, überprüfe ich auf zweierlei Weise: Ich rieche daran, und wenn sie stark säuerlich riecht, nach Essig oder Joghurt, ist sie vermutlich nicht mehr gut. Und ich halte einen Holzspieß - einen Zahnstocher zum Beispiel - hinein, rühre ein wenig damit und ziehe das Stöckchen wieder raus. Wenn daran Klumpen oder Fäden hängen, ist die Tinte schlecht. Schlecht bedeutet: verschimmelt. Dann befinden sich eben Klumpen oder Fäden oder Schleim darin, und es wäre für den Füller schlecht, ihn damit zu befüllen. Der Tintenleiter würde verkleben und verstopfen.

(Wenn das doch mal passiert, ist es nicht so schlimm, man bekommt den Stift schon wieder gereinigt, aber das kann mühsam sein.)

Schlecht gewordene Tinte würde ich grundsätzlich entsorgen und auf keinen Fall mehr verwenden. Wenn man aber doch noch damit schreiben mag, gibt es eine Möglichkeit: Man kann sogenannte Dip Pens nutzen, Stifte, bei denen man nur die Feder in die Tinte taucht, ein paar Wörter oder Zeilen damit schreibt, um dann die Feder erneut ins Tintenfass zu tauchen. Sie sind im Grunde genommen die moderne Version der Gänsefeder oder des Schilfrohrs, mit denen man in Vergangenheit geschrieben hat.

Im Handel für Schreibwaren oder auch für Künstlerbedarf gibt es schon seit langem Federhalter und Federn, die man derart nutzen kann. Unsere Großeltern haben so noch gelernt zu schreiben. In der Regel sind das Kalligrafiefedern, oft ziemlich kratzig, Ich nutze sie nur selten, weil ich zwar gerne von Hand schreibe, fast alles sogar, aber nicht kalligrafieren möchte. Sütterlin, Fraktur, alte deutsche Schrift, England Round Hand, Copperplate, Spencerian - all das finde ich interessant, die Geschichte dahinter, aber selbst schreiben möchte ich das nicht.

Ab und zu nutze ich Glasfedern, in Japan habe ich wunderschöne (und extrem teure…) gesehen. Es gibt aber auch preiswerte im Schreibwarenladen ab zehn Euro. Die sind, finde ich, weniger kratzig als herkömmliche Federn aus Stahl, meistens jedenfalls, aber nicht immer.

In Japan habe ich nun Dip Pens entdeckt, die wirklich fantastisch sind: ganz schlichte Federhalter aus Kunststoff mit Stahlfedern, die sich von denen normaler Füllfedern nicht unterscheiden. Nur haben sie eben keinen Tintenleiter, sondern man taucht sie bis etwa zur Hälfte der Feder in Tinte ein. Ich habe einen von Pilot und einen von Sailer gesehen (und gekauft), beide schreiben mehr oder weniger wie normale Füller. Kein kratziges Gefühl! Es gibt aber noch weitere Hersteller solcher Dip Pens in Japan, Kakimori aus Tokio zum Beispiel.

Dip Pens (links von Sailor, rechts von Pilot), außerdem ein Glas uralter Tinte (Lake Placid Blue von Private Reserve, USA).
Dip Pens (links von Sailor, rechts von Pilot), außerdem ein Glas uralter Tinte (Lake Placid Blue von Private Reserve, USA).

Vorteil: Man kann auch uralte Tinte verwenden, bei der man nicht mehr sicher ist, ob sie noch gut ist. Sollte sie verschimmelt sein, ist es auch egal. Solange einem die Farbe noch gefällt, ist alles gut. Und: Man kann sehr schnell die Farbe wechseln. Man muss die Feder nur einmal vorm Verwenden einer anderen Tinte in ein Glas Wasser halten, auf diese Weise die alte Tinte abspülen, die Feder dann mit einem Tuch trockentupfen, und schon kann man eine andere Tinte, eine neue Farbe verwenden.

Nachteil: Wie bei allen Schreibgeräten, die man eintauchen muss, reicht die Farbe meist nur für ein paar Wörter oder, im idealen Fall, für ein paar Zeilen, dann muss man das Ding erneut in Tinte tauchen. Wen das stört, für den ist das nichts. Anfangs ist, wie bei all diesen Schreibgeräten, der Strich auch unterschiedlich breit, weil am Anfang mehr Tinte fließt. Aber das bekommt man mit ein wenig Übung in den Griff.

Zwei Bücher

Das Bücherschreiben ist eine langwierige Angelegenheit. Ganz anders als der Onlinejournalismus. Bei Letzterem heißt es bisweilen: “Wir brauchen eine Analyse zum Thema X!” - “Bis wann?” - “Schaffst du in einer halben Stunde?” - “Alles klar!”

Beim Bücherschreiben ist es eher so: “Also, diesmal musst du schnell sein, wir würden das Buch gerne noch ins Frühjahrsprogramm nächstes Jahr aufnehmen.” - “Oh, und das heißt, ich muss schnell schreiben?” - “ Ich trau mich gar nicht, es dir zu sagen, aber ja, wenn du es in sechs Monaten schaffst, wäre es super.”

Mir macht beides Spaß, wobei ich mich ja seit einiger Zeit aufs Bücherschreiben konzentriere. Im kommenden Jahr erscheinen gleich zwei Bücher von mir - welche, worüber, wie, was, wo, darf ich noch nicht sagen. Ich habe jetzt jedenfalls die ersten Coverentwürfe gesehen, die eine wunderbare Agentur gestaltet hat (die auch meine bisherigen Cover gestaltet hat, die bei Penguin Random House erschienen sind) - und bin begeistert. Zeigen darf ich das alles auch noch nicht.

So geht das alles seinen Weg. Ein Schritt nach dem anderen. Ein Manuskript muss ich noch fertig schreiben, daran sitze ich derzeit. Auch an diesem Wochenende.

Ihnen einen schönen Sonntag und eine angenehme Woche!

Herzliche Grüße aus Wien,

Ihr Hasnain Kazim

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