Am Meer sitzen und gucken, einfach nur sitzen und gucken
Kurz vor ihrer Premiere lässt sich unsere Autorin schnell noch zu einem Kurztripp an die Versilia anstiften. Gut so!

Ciao Ciao e Buongiorno raggazzi! Bin zurück von meinem kleinen Sommer an der Versilia. Drei Tage Forte dei Marmi, die sich so anfühlten wie drei Jahre: entspannt wie eine tiefe Meditation. Sorry, dass ich einfach so abgehauen bin, ohne ein Wort zu sagen. Aber manche Reisen kommen ja so dermaßen überraschend, dass kaum Zeit bleibt, sein Köfferchen zu packen und eine Abschiedsnotiz zu verfassen. Mein italienischer Schwabe hatte den Tripp gebucht ohne den geringsten Zweifel an meiner Spontanität, meiner Euphorie und meiner unbändigen Sehnsucht. Stimmt ja, es braucht nicht viel, um mich zu einem Kurzurlaub anzustiften. Die vergangenen Monate waren strapaziös. Und ich war nicht die Einzige, die ziemlich runtergewirtschaftet war und ausgewrungen vom Leben. Und dennoch! Erst erschrak ich: Einfach mal schnell in den Süden durchbrennen? So kurz vor meiner ersten Lesung? Ist das nicht fürchterlich unvernünftig? Früher hätte ich mich das nicht getraut. Früher hätte ich mich vor so einem wichtigen Ereignis tage- und nächtelang mit meiner Wärmflasche im Schreibsalon eingesperrt, weil ich ein Schisser war. Ich hätte nirgendwohin gewollt, weil sich ein Nervenbündel, wie ich es nunmal bin, in solchen Lebenslagen sowieso nicht entspannen kann. Und weil die Gouvernante in der Rübe ganze Arbeit geleistet und mir eingeredet hätte, ich müsse mich fürchten. Die Welt da draußen ist unsicher und voller Risiken, was kann nicht alles passieren auf so einer Reise kurz vor meinem großen Auftritt. Ich könnte mit dem Auto liegen bleiben. Mir einen gefährlichen Virus einfangen. Von einer Feuerqualle angegriffen werden. Mir eine üble Lebensmittelvergiftung einfangen. Bleib du mal schön daheim bei deinen Wollmäusen und Hemdblusenkleidern, da kann dir nichts passieren. Da bist du in Sicherheit, um ohne Schrammen, Blessuren und Halsschmerzen pünktlich bei deinem Termin zu erscheinen. Richtig, da kann mir nichts passieren, gar nichts kann mir da passieren. Das Einzige, was mir da passieren kann, ist kostbare Zeit, die einfach so vergeht… Na und wenn schon, man kann eine solche Reise doch auch später noch machen, nach meiner kleinen Lesetournee, vielleicht im August, im Herbst, im nächsten Jahr oder nie…
Ich habe eine Freundin, die sagt
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