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tag eins: Halbe-Halbe bei der Karenz und abgeschobener Syrer verschwunden

Hallo!

Heute ist wieder tag eins. Du liest deinen täglichen Nachrichtenüberblick.

Die rechte Onlineplattform Exxpresstag eins berichtete (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) über die Netzwerke des Krawallmediumsdie mit der rechtspopulistischen deutschen Onlineplattform Nius eng verbunden ist, soll nach Recherchen (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) des Wochenmagazins Falter für 2024 Geld aus der „Qualitätsjournalismusförderung“ zugesprochen bekommen. Sicher wissen wir das wohl erst nächste Woche, wundern würde es uns als unabhängige Medienmacher*innen allerdings nicht. Zu oft haben wir die Verfehlungen im österreichischen Medienfördersystem in den letzten zwei Jahren als Team selbst erlebt. Wir werden in diesem Newsletter berichten, wie der Fall weitergeht.

Erstmal wollen wir aber den Blick auf das Gute richten: Denn seit Kurzem weisen wir in unserem Newsletter auf unabhängige Recherchen von österreichischen Indie-Medien hin, die meist leider viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Anfangs waren wir selbst ein bisschen skeptisch, ob es da genug Material geben wird. Doch die ersten Wochen unseres neuen Angebots zeigen uns schon: Wow, da ist ganz schön viel los. Oft unter prekären Bedingungen und ohne große Förderungen entstehen lesenswerte und wirklich qualitätsjournalistische Recherchen. So wie die, die wir heute ausgewählt haben. Schau doch mal unten nach.

THEMEN DES TAGES

Debatte über Karenz: Halbe-Halbe, aber nicht ganz

Viele Millennials, die heute Eltern sind, haben die Werbung aus den Neunzigern wohl immer noch im Ohr: „Ganze Männer machen halbe-halbe“ warb eine Aufklärungskampagne vor fast 30 Jahren im österreichischen Fernsehen und Radio. Geändert hat sich seitdem zwar ein bisschen etwas, aber so viel auch wieder nicht.

Nun hat sich Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ) längerfristig für Halbe-Halbe in der Elternkarenz ausgesprochen. Im Regierungsprogramm festgeschrieben ist das aber nicht, wie der Standard berichtet. (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) Um die Beteiligung von Vätern und Partnerschaftlichkeit auf Augenhöhe zu stärken, soll eine Arbeitsgruppe bis 2026 Ideen vorlegen. Um Gleichstellung zu erreichen, „werden wir in Österreich auch irgendwann einmal über die Aufteilung der Karenzzeiten nachdenken müssen“, sagte Holzleitner im Gespräch mit der APA. Die Ministerin betonte, dass Männer immer noch stigmatisiert werden würden, wenn sie in Elternzeit gehen wollen und Mütter verurteilt, wenn sie ihre Kinder als Letzte aus der Krabbelstube oder dem Kindergarten abholen würden. Beides habe 2025 keinen Platz mehr.  

In Österreich gehen immer noch sehr wenige Väter in Karenz. Die Zahl ist in den vergangenen Jahren sogar gesunken, berichtete (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) das Moment Magazin im letzten Jahr und beruft sich dabei auf Zahlen des linken Think-Tanks Momentum Institut. Nur 3,6 Prozent der Bezieher*innen von Karenzgeld waren demnach männlich, obwohl es den Rechtsanspruch auf die Karenz für beide Elternteile nun seit 30 Jahren gibt. Nach Zahlen der Arbeiterkammer geht nur ein Prozent der Väter länger als sechs Monate (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) in Karenz.


2. Aus Österreich abgeschobener Syrer verschwunden

Das erste Mal seit 15 Jahren hat Österreich einen syrischen Staatsangehörigen nach Syrien abgeschoben. Jetzt ist er verschwunden, in Istanbul verliert sich seine Spur, berichtet (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) die taz. Anfang Juli wurde der 32-Jährige, der 2018 vom Landesgericht Salzburg wegen Beteiligung an der Terrormiliz IS zu sieben Jahren Haft verurteilt worden war, abgeschoben.

Nun kann die österreichische Bundesregierung zum Verbleib des Mannes nichts mehr sagen. Auch die Deserteurs- und Flüchtlingsberatung, die den Mann beraten hatte, hat den Kontakt verloren. In Istanbul telefonierte er noch mit seiner Schwester, seitdem gibt es kein Lebenszeichen mehr. Der Standard berichtete (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre), dass der Mann den syrischen Behörden in der Türkei oder in Damaskus übergeben worden sei, Bestätigung gäbe es aber keine.

Österreich war das erste und ist derzeit das einzige EU-Land, das nach Syrien abschiebt. Die Deserteurs- und Flüchtlingsberatung fürchtet, der medienwirksame Fall des IS-Sympathisanten sei bewusst gewählt worden, um einen Präzedenzfall für weitere Rückführungen nach Syrien zu schaffen, trotz der anhaltend unklaren Sicherheitslage im Land.

Unterdessen kommt es im südlichen Syrien trotz einer vermeintlichen Waffenruhe weiterhin zu tödlicher Gewalt. In der Provinz Suwaida seien seit Sonntag 200 Menschen ums Leben gekommen, teilte (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte heute mit. Darunter 90 Angehörige der Truppen und anderer Sicherheitskräfte der Regierung in Damaskus und etwa 20 sunnitische Beduinen. Zudem seien rund 70 Bewohner*innen der mehrheitlich von Drusen bewohnten Provinz getötet worden, darunter Kinder.

3. WHO „extrem besorgt“: Impfskepsis wächst 

Bei der Präsentation des jährlichen Berichts (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) über die weltweiten Impfraten zeigte sich Kate O`Brien, Direktorin der WHO-Impfabteilung, „extrem besorgt“ über Fehl- und Desinformation zu Impfungen, wie (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) der ORF berichtet.

Insgesamt sind die Impfraten zwar leicht gestiegen, doch es ist immer noch ein sehr großes Problem, Kinder in abgelegenen Gegenden zu erreichen. Das Gleiche gilt für Kinder in von Konflikten betroffenen Regionen. 14,3 Millionen Kinder haben so im ersten Lebensjahr überhaupt keine Impfung erhalten. Die WHO befürchtet verheerende Auswirkungen auf die jetzt schon schlecht finanzierten Impfkampagnen in ärmeren Ländern durch die Kürzungen in der Entwicklungshilfe – etwa durch die USA. 

Auch das europäische Regionalbüro und Unicef warnen vor der Verbreitung von Masern und Keuchhusten durch leicht sinkende Impfquoten (die allerdings von Land zu Land sehr unterschiedlich sind). Im vergangenen Jahr seien fast 300.000 Menschen in Europa an Keuchhusten erkrankt sowie mehr als 125.000 an Masern, erklärte Hans Kluge, WHO-Regionaldirektor Europa. Diese Krankheiten sind durch gut erforschte und verträgliche Impfungen leicht zu verhindern. Die Impfraten sind im Moment in Europa unter dem Niveau vor der Covid-19-Pandemie. Wie es ist in einem Impfgegner-Haushalt aufzuwachsen und was hilfreich im Gespräch mit Impfgegner*innen ist, hat die Autorin Sarah Grundner vor Kurzem für das feministische Gesundheitsmagazin Our*Bodies aufgeschrieben.  (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) 

DIE DREI TIPPS DES TAGES

1. Österreichische Recherche des Tages:

Die kurze Ära der Body Positivity scheint vorbei zu sein. Size Zero ist zurück (und war auch nie so ganz weg). Und während Proteinpulver und Abnehmspritzen auf Social Media beworben werden, oft ohne kompetente medizinische Aufklärung dazu, sind mehrgewichtige Menschen immer noch von Diskriminierung betroffen. Für diese ausführliche Recherche im Zimt Magazin hat Edina Rainer mit Expert*innen, Betroffenen und Aktivist*innen gesprochen – über den Mythos BMI, warum Abnehm-Camps für Kinder nicht viel bringen und was Betroffenen wirklich helfen würde. 

https://zimtmagazin.at/recherchen/zurueck-auf-null-die-rueckkehr-der-size-zero/ (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

2. Krautreporter-Text des Tages:

Weil sich ihr Gehirn stark ändert, sind junge Menschen besonders anfällig für Ideologien. Eltern und Lehrkräfte können aber gegenhalten.

https://krautreporter.de/kinder-und-bildung/5940-so-werden-kinder-zu-ideologen?shared=300464dc-e576-414d-904b-75b48ef0d16d&utm_campaign=mailchimp-campaign-589&utm_medium=editorial&utm_source=mailchimp.com&utm_source=Krautreporter+Newsletter&utm_campaign=691b158c78-brosis-gersdorf-berichtet-von-morddrohungen-2025-0&utm_medium=email&utm_term=0_9ed711293a-691b158c78-219728677 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

3. Fundstück des Tages:

Irgendwo in meinem Bücherregal findet sich eine zerfledderte Jubiläumsausgabe des Lustigen Taschenbuches Nr. 200. Mittlerweile hat die Egmont Ehapa Media GmbH 400 weitere Ausgaben herausgegeben. In zwei Wochen erscheint die 600. Ausgabe! Zu diesem feierlichen Anlass entstand die Website zur Reihe „Walt Disneys Lustiges Taschenbuch“.

https://www.lustiges-taschenbuch.de/ausgaben/alle-ausgaben?utm_source=Krautreporter+Newsletter&utm_campaign=691b158c78-brosis-gersdorf-berichtet-von-morddrohungen-2025-0&utm_medium=email&utm_term=0_9ed711293a-691b158c78-219728677 (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)

Die Seite hat nicht nur eine Datenbank mit allen Charakteren (endlich die komplizierten Familienverhältnisse der Ducks durchschauen!), Zeichner*innen und den wichtigsten Orten der Handlung, sondern enthält auch einige launige Minispiele.

Mochte Donald Duck immer lieber als Micky Maus:

 Anna Mayrhauser

Foto: Severin Wurnig


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