ZWEI MAL GEFANGEN (VON): JOSH HARTNETT
FILM-KRITIK
Die älteren unter uns mögen sich noch gut an ihren ersten harten Hartnett-Crush erinnern (der mit dem Ryan-Philippe-Crush zusammengefallen sein dürfte): Ob als Zeke im Alien-Body-Horror The Faculty, also John in der „vergessenen“ Halloween-Fortsetzung H20 oder als Danny in Pearl Harbor sowie Matt in 40 Days and 40 Nights. Dann wurde es etwas stiller um ihn, was an manch weniger erfolgreichem Film liegen dürfte. Beziehungsweise war er häufiger in kleineren Rollen und/oder kleineren Filmen zu sehen. (Wenn auch oft sehr sehenswerten, zählen wir jetzt nicht alle auf — schaut halt auf die Filmografie.)

Stärker ins Bewusstsein rückte der 1978 geborene Josh Hartnett erneut durch die wirklich gute Gruselserie Penny Dreadful und die vertrackte Mini-Serie/Robert-Harris-Buchadaption The Fear Index. Wumms-Rumms gab es nun wieder zwei Hauptrollen in Kinofilmen: 2024 in M. Night Shyamalans Psychothriller Trap: No Way Out und 2025 in James Madigans Comedy-Actionkracher Fight or Flight. Zwei Filme, die unterschiedlicher nicht sein könnten, die aber zweierlei eint: Hartnetts Figuren sitzen fest und sie sind recht brutal.
Zunächst zu Trap — zu deutsch immerhin „Falle“. In dem Shyamalan-Thriller, den er auch schrieb und produzierte, spielt Hartnett den Feuerwehrmann und liebevollen Familienvater Cooper. Alison Pill dessen Frau Rachel, Ariel Donoghue Tochter Riley und Lochlan Miller Sohn Logan. Rachel ist großer Fan der Sängerin Raven (Swift trifft Charli XCX), die von Saleka Shyamalan, der Tochter des Regisseurs, gespielt und gesungen wird.

Papa Cooper soll Rachel nun zum großen Raven-Konzert begleiten. Dies tut er natürlich gern, vor allem nachdem ihre vormals besten Freundinnen sie Mean Girls-mäßig „gecancelt“ haben. (Hartnett glänzt in einer Szene, in der er auf die Mutter von Rachels vormals bester Freundin trifft.) Angekommen an/in der Konzert-Arena fällt Cooper die ungewöhnlich hohe Präsenz von Polizei und Co. auf. Von Verkäufer Jamie (Jonathan Langdon) erfährt er, dass das Konzert nur eine Show-Falle sei, um den Serienkiller „The Butcher“ dingfest zu machen, der anwesend sein solle.
https://www.youtube.com/watch?v=aOqYNL-BE-4&pp=ygUMdHJhcCB0cmFpbGVy (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)Gut zu wissen, denkt sich Cooper. Immerhin ist das Serienkiller-Dasein sein Ventil, sein Hobby, seine Me-Time. Von nun an geht es darum, wie er aus der Falle entkommen kann, vor allem ohne allzu viel Aufsehen zu erregen und seine Tochter erfahren zu lassen, dass er dieser Schlächter ist. Wie der von Hartnett als manisch planend gespielte Cooper dies so anstellt, sei hier nicht verraten. So eigentümlich abstrus die Prämisse scheint und so ausufernd öde einige Gesangsmomente ausfallen, so unterhaltsam und kreativ sind die Einfälle Coopers.

Leider entscheidet sich Regisseur und Autor M. Night Shyamalan seiner Trap im letzten Drittel eine neue „Verzweiflungsebene“ zu geben, die etwas die Luft und den grausigen Spaß rauslässt (diese Inkonsistenz dürfte vielen bekannt sein). Ebensowenig hätten wir eine Halloween-Loomis-ähnliche FBI-Profilerin, gespielt von Hayley Mills, gebraucht. Abgesehen von diesen Kritikpunkten ist der Film ein solider Psycho-Spaß — was vor allem Josh Hartnetts offensichtlicher Gegen-den-Strich-Spielfreude zu verdanken ist. Und sei es im letzten Moment, in dem spielerisch die Option einer Fortsetzung angedeutet wird. Ob es dazu kommt, werden wir sehen.

Noch fresher und frecher zeigt Hartnett sich als abgehalfterter Lucas Reyes in James Madigans Fight or Flight. Das Drehbuch von Brooks McLaren and D. J. Cotrona wurde 2020 in einer Umfrage zu The Black List zu einem der besten, noch nicht verfilmten Projekte gewählt. Zum Glück wurde das geändert! Die Prämisse des krachenden Überflieger-Actionreißers ist dabei noch abstruser und eigenwilliger als jene von Trap:
Nachdem eine Razzia in einem Versteck in Bangkok explosiv danebengeht und der mysteriöse Terror-Hacker namens „Ghost“ mit allen nötigen Weapons im Kopf (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) entkommen kann, stehen der Agent Aaron Hunter (*rrr* Julian Kostov) und seine Vorgesetzte Katherine Brunt (Katee Sackhoff) vor einem großen Problem: Nicht nur, dass dieses Geisterwesen sie seit einiger Zeit an der Nase herumführt, schlimmer noch, es ist in der Lage und willens die (halbe) Welt lahmzulegen.

Brunt wendet sich in Ermangelung an Agenten vor Ort an Reyes (der sie liebevoll in seinem Mobiltelefon eingespeichert hat). Der lehnt zunächst ab, lässt sich dann aber vom Versprechen sein „altes Leben“ wiederbekommen zu können überzeugen. Also auf zum Flughafen, denn Ghost will nach San Francisco. Auftrag: Ghost finden und lebend ausliefern. Einziger Hinweis: Eine notdürftig geflickte Schussverletzung. An Bord stellt Lucas schnell und blutig benommen fest, dass ein Kopfgeld auf gesuchten Ghost ausgesetzt und das Flugzeug voller Auftragskiller und mörderischer Freelancer ist…
https://www.youtube.com/watch?v=Z0Kh46bGWBQ (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre)Statt Bullet Train also Bullet Plane?!? Nicht ganz, beiden gemein ist allerdings viel Pain. Fight or Flight ist ein wenig Con Air und Snakes on a Plane, Derek Kolstads John Wick-Ballerina-Nobody-Nummern, Mission: Impossible (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) und Fast & Furious, etc. pp. Wenn der auch musikalisch überzeugende Film (Score von Paul Saunderson) sich jedoch weit weniger ernst nimmt als einige seiner Kolleg*innen und genau weiß, dass er im besten Sinne humorvoll und sehr, sehr blutigen Haudrauf-Trash mit veredelter Optik bietet. (Für den Josh Hartnett übrigens alle Stunts selbst ausführte.)

Warum der kurzweilige und brillant brutal choreografierte Fight-Flight mit Hartnett, Charithra Chandran und den oben bereits genannten sowie einigen mehr hierzulande trotz fantastischer Bilder von Matt Flannery und eines überhaupt hohen Production Values leider keine Kino-Auswertung erfuhr, sondern direkt als Video-on-Demand, Blu-ray und Co. auf den Markt kam, ist eine der Fragen zum Film, die bleiben. Eine weitere: Wird es eine Fortsetzung geben? Hoffentlich! ✈️👊🏼
Zum Ende kurz zurück zum Anfang: Ja — es ist immer noch gut möglich auf den schlagkräftigen Daddy-Ohne-Dadbod-Hartnett einen harten Crush zu haben.

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Fight or Flight; USA 2025; Laufzeit ca. 97 Minuten; FSK: 18; als VOD, Stream, Download auf diversen Plattformen sowie als Blu-ray und DVD erhältlich.

Trap: No Way Out; USA 2024; Laufzeit ca. 105 Minuten; FSK: 12; als VoD, Stream, Download auf diversen Plattformen sowie als Blu-ray, DVD und 4K erhältlich.