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Israel -Iran: Hintergrund – Relationen

Iranische F-5

Im Oktober hatte ich bereits zwei Debriefings zum Schlagabtausch Iran-Israel veröffentlicht. (Hier (S'ouvre dans une nouvelle fenêtre) und hier)
Das ist dieses Mal weit komplexer.

Daher erkläre ich ad hoc mal den Hintergrund, der meiner Meinung nach wichtig ist, zu verstehen. Dann versteht man sicher auch, wie absolut realitätsfremd es ist, wenn einig noch von der Zerstörung Israels phantasieren. Und was wir in den Handyvideos sehen.

Die Region wurde in der Antike oft „Pars“ genannt. Die bis heute größte Bevölkerungsgruppe sind die Parsen, die Perser. Die persische Sprache wird daher auch „Farsi“ genannt.
Die Region wurde von den dort Lebenden schon zur gleichen Zeit „Iran“ genannt. Das wurde 1935 offizielle Bezeichnung des Staates, um die anderen Ethnien zu inkludieren.
Der Iran gehört nicht zu den arabischen Ländern.

Vorher regierte der Schah. Wie der an die Macht gekommen ist, wird Stoff für einen anderen Beitrag sein. Das Land war sehr westlich orientiert, es gibt viele Fotos aus der Zeit von Iranerinnen mit den typischen 70er-Jahre Miniröcken.

Ab 1963 kam es zu islamischen Unruhen und Aufständen, angeführt von Ruhollah Chomeini, später bekannt als Ayatollah Khomeini. 1979 kam es dann zur islamischen Revolution. Der Schah wurde abgesetzt, viele Anhänger des „westlichen“ Systems flohen.
Daher sind sie hier nie groß aufgefallen und öffentlich thematisiert worden, weil sie „gut integriert“ sind. Sie waren ja „westlich“ orientiert. Zur Abgrenzung bezeichnen sie sich selber daher nicht als Iraner, sondern als Perser.

Ein Grund für die Gegenwehr waren u.a. die Frauenrechte und die Alphabetisierung, also dass jeder Lesen und Schreiben lernen sollte. Das sahen die Radikalen als Angriff auf den Islam.

Alle Konflikte in der Region haben diesen Hintergrund. Nicht, weil der Iran nicht arabisch ist oder weil es Schiiten und die anderen Sunniten sind. Sondern vor allem, weil der Iran eine Theokratie ist, Staatschef ist der religiöse Anführer (Ayatollah).
Die tatsächliche Macht ist aber die Keimzelle des Islam Saudi-Arabien, das aber weltlich vom Haus Saud regiert wird. Jemen, Hisbollah, Gaza, Syrien, IS…

Der Iran hatte vorher natürlich auch seine Waffen im Westen gekauft. Damit war bei dem neuen Regime Schluss.
Heute hat der Iran zwar etwas Geld. Aber niemand will ihm Waffen verkaufen, zumindest nicht im entsprechenden Umfang. Also muss er vieles selber produzieren und improvisieren.

Zunächst hat der Iran mehr als doppelt so viele Soldaten wie die Bundeswehr. Aber ein Militärbudget von bummelig 10 Milliarden. Was der Hälfte der Niederlande entspricht. Ein Land, das etwa 40-mal in den Iran passt. Was bedeutet, dass die Verteidigung viel weiter auseinandergezogen ist.
Masse statt Klasse. Soldaten sind – noch dazu in einem Regime – preiswerter als Flugzeuge.

Der heutige Iran hatte nie Geld für größere Anschaffungen. Weshalb er keine Möglichkeiten hat, seine vielen Soldaten irgendwohin zu bringen.
Zum Beispiel hat er ein altes Containerschiff gekauft und es zum Hubschrauberträger - vor allem für Drohnen - umgebaut: Die Shahid Bahman Bagheri.

Zwischen dem Iran und Israel liegen der Irak und vor allem Jordanien. Und das jordanische Königshaus, ebenfalls weltlich und eher westlich orientiert, beteiligt sich an den Abwehrmaßnahmen Israels.
Der Iran hat also gar keine Chance, irgendwie nach Israel zu kommen. Nicht einmal mit einer Kamel-Karawane durch die irakische Wüste.

Die Luftwaffe des Irans besteht daher immer noch aus altem, westlichem Zeug.
Gut, das Alter an sich spielt nicht die entscheidende Rolle, die USA haben noch Tanker aus den 1950ern. Aber die Technik wurde nie modernisiert. Ging ja nicht.
Die Kampfflugzeuge bestehen vor allem aus amerikanischen Phantom, die ursprünglich für den Koreakrieg gebaut wurden, chinesischen Chengdu Abfangjägern aus den 1960ern, französischen Mirage F1, immerhin aus den 1970ern und ein Geschwader russischer MiG 29, die Deutschland, von der DDR übernommen, schon vor 20 Jahren an Polen verschenkt hat, das diese jetzt modernisiert an die Ukraine verschenkt.

(Bild: Iranische F-5, Erstflug 1952, seit 1987 nicht mehr produziert, 2006)

Es war also naheliegend, dass der Iran in Raketen investiert. Diese sind immer noch preiswerter als eine neue Luftwaffe – Russland würde als Lieferant eh gerade ausfallen – und man kann damit schön auf dicke Hose machen.
Das Problem ist, dass diese auch überwiegend veraltet sind.

Darüber hilft der Iran (wie Russland) sich hinweg, indem er die israelische Flugabwehr mit billigen Shahed Drohnen versucht zu überlasten. Was aber auch nicht so ganz funktioniert.
Deshalb hat der Iran Geld in die Hand genommen und in ballistische Mittelstreckenraketen investiert, beispielsweise die Ghadr-110. Ballistisch bedeutet, die steigen steil sehr hoch, fliegen dort oben dann mit weniger Widerstand, und stoßen dann auf Israel runter.

2022 hat der Iran auch die Fattāh in Dienst gestellt, eine Hyperschall-Rakete. Da sie aber ballistisch ist, wird sie vermutlich eh Hyperschall erreichen. Etikettenschwindel. Und vermutlich sind das die Dinger, die wir in Social Media Videos in Israel einschlagen sehen.
Was immer noch sehr wenige sind. Wenige gefeuerte und noch weniger, die durchkommen. Was auch nahelegt, dass der Iran nicht sehr viele davon hat.

Und dadurch erklärt sich das Bild, das sich derzeit abzeichnet:

Der Iran feuert Raketen auf Wohngebiete. Weil er gar nicht anders kann.
Auf Wohngebiete zu feuern ist in weiten Teilen der Welt völlig legitim, auch durch Russland bereits in Syrien.
Er hat aber wohl gar nicht die Kapazitäten, um das israelische Militär anzugreifen. Weil Flugplätze wie Ramon oder Nevatim, im Süden in der Wüste, natürlich extra geschützt sind.
Das Regime kann ja gar nicht anders. Es muss Stärke zeigen, vor allem nach innen. Die Lösung ist Raketen auf Wohnhäuser zu schießen.

Umgekehrt hat Israel aber inzwischen die Lufthoheit über dem Iran. Es greift Basen und Stellungen an. Mehr, als ich in einem Jahr aufzählen und prüfen könnte.
Und weil der Iran in seiner Zwickmühle nun doch Zivilisten angegriffen hat, ist Israel auch dazu übergegangen, die Ölindustrie zu zerstören.

Manchmal werden mir hellseherische Fähigkeiten zugesprochen, die plötzlich einfach nur logisch erscheinen, wenn man den Hintergrund kennt.
Also schaue ich nochmal in meine Glaskugel:

Die Angriffe auf Israel werden schwächer und schwächer werden.
Wie hart das iranische Regime tatsächlich getroffen wurde, wird sich erst mit einiger Zeit sagen lassen. Denn die Raketen-Angriffe sind ja nur das Aushängeschild; das, was der Iran am besten und wohl auch als einziges kann.

Und jetzt soll mir bitte nochmal jemand erzählen, dass der Iran Uran waffenfähig anreichert, aber keine Vorbereitungen hatte, es für die schönen neuen Hyperschall-Fattāh zu verwenden. Ich ziehe mir derweil den Hut mit dem Hammer auf.

Sujet Krieg

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