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Erster Schultag

Heute ist wohl in Niedersachsen und Bremen Einschulung der ABC-Schützen. Erster Schultag…

Eigentlich ein großer Tag. Endlich Schulkind. Endlich groß sein. Und so viele Dinge zu entdecken. Und dann kommt es doch manchmal anders. Darum geht es hier…

Der Ranzen ist größer als das Kind.
Und die Schultüte – ein Zuckerhut,
der aussieht, als wolle man damit
ein Einhorn erschlagen.

Das Kind steht da.
Nicht still.
Niemals still.
Es hüpft, es zappelt, es wippt,
als hätte der Boden ein geheimes Trampolin.
Und die Eltern…
schwanken zwischen Stolz und Schweißausbruch.

Der Lehrer sagt:
„Heute beginnt ein neuer Lebensabschnitt!“
Und das Kind denkt:
„Abschnitt klingt nach Schere. Ich mag keine Scheren.
Scheren schneiden Dinge entzwei.
Vielleicht auch mich.“

Die anderen Kinder sitzen brav,
wie frisch entkalkte Kaffeetassen,
ordnungsgemäß in einer Reihe.
Und unser Kind?
Es entdeckt eine Fliege.
Die Fliege entdeckt ein Fenster.
Und plötzlich wird der Unterricht
ein Dokumentarfilm über Insektenmigration.

„Konzentration!“, ruft die Lehrerin.
Aber Konzentration
ist kein Haustier.
Man kann sie nicht rufen.
Man kann sie nicht an die Leine legen.
Konzentration ist ein scheues Reh,
das davonstürmt, sobald jemand
„Jetzt aber bitte!“ sagt.

Doch dieses Kind…
sieht mehr.
Hört mehr.
Fühlt mehr.
Es nimmt die Welt nicht in Schubladen,
sondern in Explosionen wahr.
Und das, was wie Chaos wirkt,
ist in Wahrheit ein Feuerwerk,
das nur noch niemand deuten kann.

Und ja –
die Zukunft wird Hausaufgaben haben,
Noten, die wie Urteile klingen,
und Elternabende,
an denen man mit geschlossenen Augen
den kalten Atem des Wortes „Problemkind“ spürt.

Aber dazwischen…
gibt es Momente,
in denen dieses Kind
die Welt anhält.

Wenn es plötzlich lacht,
so laut, dass selbst die Uhr vergisst,
wie spät es ist.

Wenn es Ideen raushaut,
wie Raketen,
die keiner bestellt hat –
aber alle brauchen.

Wenn es Fragen stellt,
die kein Lehrbuch vorsieht:
„Warum muss man eigentlich leise sein,
um klug zu wirken?
Und warum kleben Fehler
immer länger im Kopf
als Lob?“

Dieses Kind wird stolpern,
oft.
Aber es wird auch fliegen.
Nicht trotz ADHS.
Sondern wegen.

Und vielleicht,
vielleicht…
ist der erste Schultag
gar nicht der Anfang von Anpassung,
sondern der Anfang einer Rebellion,
die lehrt:

Dass Lernen mehr ist als
sitzen.
Dass Klugheit mehr ist als
Stillsein.
Dass Zukunft mehr ist als
sich fügen.

Und dass jedes Kind –
ja, auch dieses –
nicht ein Problem zum Lösen,
sondern ein Universum zum Staunen ist.

Der Ranzen ist größer als das Kind.
Aber das Herz ist größer als die Schule.

Allen Erstklässlern einen tollen Tag heute und in den nächsten Jahren.
Allen Eltern und Großeltern die nötigen Nerven
Und allen Lehrerinnen und Lehrern, die das hier lesen. Danke, dass du dich mit Neurodivergenz beschäftigst und diese Kinder liebst und förderst.

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