Mit dem Essen nicht aufhören können: Ideen und Anregungen
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Liebe Leserin,
es ist Freitagabend und Sie lesen den Info-Letter zu Systemischer Therapie bei belastetem Essverhalten von mir, Nora Stankewitz, Systemischer Therapeutin und Beraterin für Intuitives Essen.
Heute:
✔ Wenn Stoppen beim Essen unmöglich erscheint
✔ Körperliche und emotionale Ursachen kennenlernen
✔ Programmstart im Herbst: 4-Wochen-Programm wieder ab 17. September
#1 – Vom Gefühl mit dem Essen nicht aufhören zu können
- Steht der Topf auf dem Tisch, nasche ich noch so lange, bis er leer ist
- Erlaube ich mir ein Stück Schokolade, esse ich garantiert die ganze Tafel
- Abends auf dem Sofa merke ich gar nicht, wie ich die ganze Packung Chips aufesse
Häufig berichten mir die Frauen, die zu mir in die Beratung kommen, dass sie mit dem Essen nicht aufhören könnten und sie es sich deshalb auch verbieten würden. Zum Beispiel bestimmte Gerichte (oft Pizza, Pasta, Nachspeisen) , Süßes & Salziges oder auch Essen in Gesellschaft.
Meist steht dahinter große Verzweiflung und das Gefühl, sich selbst, dem eigenen Körper nicht trauen zu können. Viele Menschen beschämen sich selbst für dieses Verhalten und fühlen sich wie "Versagerinnen".
Dabei ist dieses Erleben sehr verbreitet, weshalb ich heute mit Ihnen genauer hinschauen möchte:
#2 – Erste Spurensuche: Was sagt uns der Körper?
Bevor wir uns den emotionalen Aspekten zuwenden, lohnt sich ein Blick auf mögliche körperliche Zusammenhänge. Oft ist das "Nicht-aufhören-Können" ein Zeichen dafür, dass am Tag zu wenig oder zu einseitig gegessen wurde.
Wenn unser Körper über Stunden oder den ganzen Tag hinweg unterversorgt war, reagiert er mit einem biologischen "Notfallprogramm": Intensive Hungersignale, Verlangen nach energiereichen Lebensmitteln. Ein Zeichen, dass unser Körper einwandfrei funktioniert. Verwehren wir ihm dann eine Mahlzeit mit allen Nährstoffen und in ausreichender Menge, wird unser System nur noch weiter angefeuert, nach Essen „zu suchen“.
In solchen Momenten ist das vermeintlich "unkontrollierte" Essen eigentlich eine völlig natürliche Reaktion des Körpers, der sein Energiedefizit ausgleichen möchte. Es ist weniger ein Zeichen von fehlendem Willen als vielmehr ein Hinweis darauf, dass der Körper früher am Tag mehr Nahrung gebraucht hätte.
Was wäre also, wenn Sie sich erlauben würden, sich wirklich satt zu essen?
#3 – Die systemische Perspektive: Für welches Thema wird mit Essen eine Lösung gesucht?
Neben den körperlichen Aspekten kann langes Essen, viel Essen oder das immer wieder („ständige“) „Naschen“ auch eine emotional getriggerte Funktion erfüllen. Aus systemischer Sicht könnte es ein Lösungsversuch sein – aber wofür?
Essen kann dabei helfen zumindest kurzfristig verschiedene "Probleme" zu bewältigen (oder auch wegdrücken, wegschieben, unterdrücken, besänftigen): Essen kann Stress reduzieren, Einsamkeit überbrücken, Überforderung dämpfen oder als Belohnung nach einem anstrengenden Tag dienen. Manchmal hilft es auch dabei, schwierige Gefühle wie Trauer, Wut oder Angst vorübergehend zu betäuben. Und das ist auch normal, fast jeder Mensch tut das. Sie entscheiden, ob das oder wann das für Sie ein Problem wird.
Auch das körperliche Gefühl eines vollen Magens ̶ oder auch leeren – kann eine Funktion erfüllen.
Diese Funktionen zu verstehen bedeutet nicht, das Verhalten zu rechtfertigen, sondern die dahinterliegenden Bedürfnisse ernst zu nehmen.
#4 – Einladung zur Selbstbeobachtung: Nuancen entdecken
Ich kann NIE aufhören" oder "Es passiert IMMER". So sprechen wir gerne über uns selbst. Doch meist ist die Realität nuancierter, und genau diese Nuancen können wichtige Hinweise geben.
Fragen für Sie zur Selbstreflexion:
Gibt es Tage, an denen es gar nicht oder weniger stark auftritt? Was ist an diesen Tagen anders?
Variiert die Menge? Sind es manchmal nur ein paar Bissen zu viel, manchmal sehr große Mengen?
Gibt es Situationen, in denen Sie problemlos aufhören können? Was charakterisiert diese Momente?
Wie ist Ihr allgemeines Wohlbefinden an Tagen, an denen es weniger problematisch ist?
Welche äußeren Umstände (Arbeit, Beziehungen, Gesundheit) spielen eine Rolle?
Warum diese Differenzierung wichtig ist: Diese Nuancen zu erkennen hilft dabei, das Phänomen von einem scheinbar unlösbaren Problem zu einem verständlichen Muster zu machen. Statt "Ich bin eben so" können Sie erkennen: "Unter bestimmten Umständen reagiere ich so – und unter anderen Umständen nicht."
Das eröffnet Handlungsspielräume: Wenn Sie verstehen, wann und wofür Sie essen, können Sie sich gezielter für neue Lösungen entscheiden – sei es durch eine angepasste Tagesplanung beim Essen, alternative Bewältigungsstrategien für schwierige Gefühle oder Veränderungen in problematischen Situationen.
Der erste Schritt ist immer das mitfühlende Beobachten statt das Verurteilen. Ihr Verhalten hat Gründe – und diese Gründe zu verstehen ist der Schlüssel zu einer Veränderung.
#5 – Zum Abschluss: Programmstart: "Wenn Essen etwas ganz Normales wäre"
Falls Sie sich in diesen Beschreibungen wiedererkennen und sich Unterstützung auf Ihrem Weg zu einem entspannteren Essverhalten wünschen, möchte ich Sie auf mein 4-wöchiges Programm für Einsteigerinnen hinweisen, das ab 17. September wieder startet.
In diesem system-therapeutischen Programm "Wenn Essen etwas ganz Normales wäre" begleite ich Sie dabei, Ihre Ess-Muster zu verstehen und alternative Wege zu entwickeln. Gemeinsam erkunden wir körperliche und vor allem auch emotionale Aspekte Ihres Essverhaltens und erarbeiten individuelle Lösungsansätze.
Die Anmeldung ist ab sofort möglich.
Ich wünsche Ihnen ein Wochenende mit neugieriger Selbstbeobachtung.
Herzlich und bis bald,
Ihre
Nora Stankewitz
Systemische Therapeutin (DGSF)
Beraterin für Intuitives Essverhalten

