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Thema der Woche: Immer noch nicht am Ziel

von Bernd Schwickerath

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Leon Draisaitl und Connor McDavid währen der Finalserie. © Daniel Otten

Es ist gerade mal gut zweieinhalb Wochen her, da schienen die Edmonton Oilers reif zu sein für den ganz großen Wurf. Bis auf den Auftakt der ersten Runde gegen Los Angeles waren sie souverän durch die Play-offs gekommen, und bis auf Zach Hyman auch recht verletzungsfrei. Leon Draisaitl wirkte fit, Connor McDavid sowieso, und auch sonst schienen die Oilers mindestens einen Schritt weiter zu sein als in der Vorsaison, als sie ja schon mal das Finale gegen die Florida Panthers erreicht hatten. Wer dieses Mal gewinnt? Konnte niemand mit Gewissheit ernsthaft vorhersagen. Im Vorfeld war das eine klassische 50:50-Serie.

Nun sieht das ganz anders aus. Dass die Panthers 4:2 gewannen und damit ihren zweiten Stanley Cup in Folge holten, ist ein sehr passendes Ergebnis. Gut, der Anfang der Serie war noch ausgeglichen, es stand 2:2, drei der ersten vier Spiele gingen in die Verlängerung. Aber spätestens ab Spiel fünf war das kein Duell auf Augenhöhe mehr. Florida wirkte reifer, abgezockter, manchmal auch dreckiger, immer tiefer, schlichtweg besser.

Das zeigen uns ein paar Zahlen dieser Finalserie: Null Niederlagen nach 60 Minuten, drei Siege mit mindestens drei Toren Abstand, insgesamt 28:17 Tore, neun Spieler mit mindestens fünf Punkten, vier mit mindestens drei Toren. Das sieht schon sehr dominant aus. Und den Eindruck bekam man auch, wenn man die Spiele sah. Nicht einmal wackelten die Panthers richtig. Selbst in den Phasen, in denen die Oilers besser waren, wirkte Florida nie hilflos. Die Panthers schienen jederzeit zurückschlagen zu können. Im Gegensatz zu den Oilers, die mehrfach aussahen, als wüssten sie nicht, was sie noch tun sollen.

Leon Draisaitl hat das neidlos anerkannt. „Wir haben es ihnen zu leicht gemacht, vor allem in den letzten Spielen. Wir haben ein paar Fehler gemacht, die wir so nicht von Florida bekommen haben“, sagte er am Donnerstag bei der Pressekonferenz zum Saisonabschluss. Und das fasste das Geschehen doch treffend zusammen.

Auch Draisaitl selbst kam in den letzten beiden Spielen nicht mehr an sein Limit. Aber natürlich war das dennoch eine abermals überragende Saison für ihn: Wieder mehr als 50 Tore (als einziger Spieler der Liga), wieder mehr als 100 Punkte, Torschützenkönig, Zweiter bei der Wahl zum MVP, Topscorer der Play-offs, ein neuer NHL-Rekord für vier Overtime-Tore in der Endrunde, gleich zwei davon im Finale. Er hatte ganz recht, als er nun sagte: „Für mich persönlich war es ein gutes Jahr. Ich denke, dass ich konstant gut gespielt habe.“

Draisaitl bezog das nicht nur auf seine Punkte, sondern auf sein gesamtes Spiel. Er habe zwar schon früher gewusst, dass er auch defensiv einer der besten NHL-Stürmer sein könne, wenn er sich darauf konzentriert, nur habe ihm eben die Konstanz gefehlt. Dieses Jahr habe er die „in jedem Spiel“ gehabt. Und das sehen auch andere so, bei der Wahl zur Selke Trophy für den besten Defensivstürmer der Liga landete er auf Rang sechs.

„Am Ende“, sagte Draisaitl, sei das alles „aber zweitrangig.“ Wichtig sei nur, dass es wieder nicht für den Stanley Cup gereicht hat. Und da stellt sich natürlich die Frage, ob das künftig anders aussieht. Wie es für Leon Draisaitl und die Oilers weitergeht. Dass er selbst bleibt, steht wohl außer Frage. Erstens beginnt sein neuer Acht-Jahres-Vertrag über 112 Millionen ja jetzt erst. Zweitens scheinen weder er noch sein Team ein Interesse daran zu haben, dass er den Verein wechselt. Auch wenn sich manche fragen, ob er nach elf Jahren in Edmonton woanders nicht doch bessere Chancen auf den Cup hätte.

Die hätte er aber wohl nur in Florida. So überfordert und chancenlos die Oilers in den letzten Spielen wirkten, sie sind trotzdem das zweitbeste Eishockey-Team der Welt. Hätten sie nicht das Pech, dass die aktuellen Panthers (zumindest über eine ganze Serie) unschlagbar sind, Edmonton hätte längst einen Cup geholt. Oder drücken wir es so aus: Es gab in der jüngeren Vergangenheit NHL-Saisons, da hätte die Leistung der Oilers gereicht.

Wie das künftig aussieht? Es geht wohl niemand davon aus, dass Edmonton jetzt einbricht. Das Fenster ist noch offen. Auch dass die Oilers mit 30,1 Jahren im Schnitt das älteste Team der Liga sind, sollte daran nichts ändern. „Unser Kern ist nicht so alt“, findet auch Draisaitl. Vielmehr sei der gerade in der „Prime“. Das heiße nicht, dass das Team nicht „etwas jünger oder schneller werden“ könne, aber am Ende sei die aktuelle Oilers-Generation noch lange nicht.

Nun gibt es da aber ein Problem: den Salary Cap. Zwar steigt der nun von 88 auf 95,5 Millionen Dollar, aber allein Draisaitl bekommt ja schon mal 5,5 Millionen mehr als diese Saison. Hinzu kommt Abwehrchef Evan Bouchard, der bislang schmale 3,9 Millionen verdiente, künftig könnte das bei ihm zweistellig werden. Allein für die beiden benötigen die Oilers also schon mal mehr Geld, als sie durch die Salary-Cap-Erhöhung an Platz dazu bekommen. Und dann sind sie ja noch keinen Schritt besser geworden.

Stand jetzt haben sie für die kommende Saison 11,96 Millionen übrig. Aber sie müssen halt noch diverse Spieler holen. Allein durch Bouchards neuen Vertrag ist fast nichts mehr übrig. Aber es laufen ja auch noch die Verträge von Connor Brown, Trent Frederic, Kasperi Kapanen, John Klingberg, Corey Perry, Derek Ryan und Jeff Skinner aus. Nun hat längst nicht jeder von denen überzeugt, aber ob nun sie selbst oder andere verpflichtet werden, ist egal. Die Rollen müssen ausgefüllt werden, gerade auf der rechten Seite sind da einige Lücken in der Aufstellung. Und dann haben wir noch gar nicht über die wichtigste Position gesprochen: das Tor.

Zwar haben Stuart Skinner und Calvin Pickard noch Verträge. Aber es erscheint fast unvorstellbar, dass Edmonton noch mal mit den beiden um den Cup spielen wird. Das wäre wohl auch Draisaitl und McDavid nicht zu verkaufen. Nicht, dass die Torhüter allein schuld an der Finalniederlage gewesen wären. Gerade in den ersten Runden waren sie teilweise richtig stark. Aber auf allerhöchstem Niveau – also gegen Florida – scheinen sie nicht in der Lage zu sein, den Unterschied auszumachen. Zumindest nicht im gewünschten Sinne.

GM Stan Bowman wird sich also auf die Suche nach einem Torwart begeben müssen. Was nicht einfach wird angesichts der finanziellen Lage. Zudem gibt der Free-Agent-Markt nicht viel her, es müsste also etwas getauscht werden. Und wahrscheinlich nichts ganz so Schlechtes, was wiederum die ohnehin nicht so perfekte Tiefe verschlechtern würde. Also im Vergleich zu Florida, und das muss ja der Anspruch sein. Dass die Oilers im Finale ständig die Reihen umstellten, während die Panthers einfach immer mit derselben Aufstellung spielten, zeigte noch mal die Unterschiede auf.

Trotzdem muss ein Torwart her. Sonst könnte es auch langfristig schwierig werden. Connor McDavid hat ja am Donnerstag diesen einen Satz gesagt, der den Puls rund um die Oilers steigen ließ: „Wenn ich das Gefühl habe, dass es hier ein gutes Fenster (klingt auf Deutsch etwas schräg, aber wir wissen, was er meint) gibt, um immer wieder zu gewinnen, dann ist eine Verlängerung kein Problem.“ Wenn er das Gefühl hat! Wenn! Hat er es aktuell also nicht?

McDavid hat nicht konkret gesagt, was es für dieses Gefühl braucht. Aber natürlich wird es um genau die beiden Sachen gehen: Torhüter und Tiefe. Aber eben auch um langfristige Chancen auf den Cup. Er wird also erst mal abwarten mit seiner Verlängerung. Erst mal gucken, was passiert. Zwar könnte er ab 1. Juli verlängern, dann ist er in seinem letzten Vertragsjahr. Aber er sagte bereits, dass er „keine Eile“ habe. Wir dürfen uns also jetzt schon darauf einstellen, dass uns das Thema noch wochen- oder vielleicht sogar monatelang begleiten wird. Denn eins ist klar: Hier entscheidet nur einer über die Länge und die Höhe des Vertrags. Er selbst. McDavid wird bekommen, was immer er verlangt.

Die Frage ist, wie viel er verlangt. Geht er ans Maximum und will acht Jahre und 20 Prozent des Teambudgets? Verzichtet er auf Geld, um seinem Manager mehr Spielraum zu lassen? Oder unterschreibt er erst mal kürzer für zwei, drei oder vier Jahre? Alles möglich. Und gerade Letzteres wäre aus seiner Sicht gar nicht doof. Erstmal finanziell, weil die Gehaltsobergrenze jetzt jedes Jahr große Sprünge macht. Zweitens sportlich, weil er dann noch die Topjahre der Oilers mitnimmt, im Notfall aber noch in seiner eigenen „Prime“ mit Anfang 30 irgendwo anders hingehen kann. Dann kann er immer noch einen dicken Acht-Jahres-Vertrag unterschreiben. Selbst wenn er dann nur noch drei, vier Saisons auf höchstem Niveau haben sollte. Selbst drei oder vier überragende McDavid-Jahre sollten jeden Deal wert sein.

Das wird also jetzt ein entscheidender Sommer für die Edmonton Oilers und Leon Draisaitl. Dass sie auch 2025/26 zu den Titelfavoriten gehören, dürfte zwar jetzt schon klar sein. Aber je nach dem, was passiert, könnten die Chancen auf den Stanley Cup noch mal ordentlich steigen. Vielleicht sogar für einige Jahre. Es kann aber auch ganz anders laufen: enttäuschende Transfers, eine Mannschaft, mit der es bergab geht, und ein Superstar, der sich schon nach einem neuen Arbeitgeber umschaut.

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