Passa al contenuto principale

Social-Media-Nutzung sinkt – aber die KI wächst auf diesen Apps

Es gibt jetzt Zahlen, die nahelegen: Die Social-Media-Nutzung sinkt. Die Zeit, die Menschen ab 16 in den Industrieländern auf Social Media verbringen, sinkt seit 2022. Damals war ein Höhepunkt erreicht worden von durchschnittlich 2 Stunden und 20 Minuten Social-Media-Konsum pro Tag pro Person. Doch jetzt ist diese Nutzung um fast zehn Prozent niedriger. Das berichtete die Financial Times (Si apre in una nuova finestra). Und gerade in jener Altersgruppe, die einst so besonders stark soziale Dienste konsumierten (den 16- bis 24-Jährigen) ist der Rückgang besonders deutlich.

“In der Zukunft werden wir vielleicht auf den September 2025 zurückblicken als jenen Zeitpunkt, an dem soziale Medien den Bogen überspannt haben und einen rasanten Wandel durchliefen – von einem Ort, an dem man gesehen werden wollte (durch einen schmeichelhaften Instagram-Filter), hin zu einer schrillen Randzone des Internets, bevölkert von Menschen, die nichts Besseres zu tun haben”, schreibt John Burn-Murdoch, Journalist der Financial Times. Die Zahlen stammen vom Analyseunternehmen GWI im Auftrag der Zeitung.

Diese Zahlen wundern mich nicht. Denn schon zuvor gab es Hinweise, dass sich die Nutzung von Social Media mehr in Richtung Passivität hin verschoben hat. Mein Eindruck: Viele Menschen wurde in der letzten Dekade ernüchtert von Social Media – und häufig auch zurückhaltender, was sie selbst posten. Oft bekam man aufrüttelnde Vorfälle mit, etwa von Hasskampagnen über Social Media. Oder man las von Personen, die ihren Job verloren, nachdem sie zum Beispiel Partyfotos gepostet hatten. Natürlich gibt es Menschen, die weiterhin online posten, viel diskutieren. Aber es gibt auch viel Ernüchterung, eine gewachsene Skepsis.

Dazu passt durchaus, was das Analyseunternehmen GWI ebenfalls berichtet: Es hat sich anscheinend auch verändert, wie Menschen Social Media nutzen.

Seit 2014 sank die Anzahl der Menschen um mehr als ein Viertel, die diese Apps nutzen, um sich mit ihren Freund:innen zu vernetzen, sich selbst auszudrücken oder neue Leute zu treffen. Gleichzeitig ist demnach das reflexhafte Öffnen der Apps, nur um freie Zeit zu füllen, deutlich gestiegen. Das entspricht also einem Social-Media-Nutzungs-Verhalten hin zu einem gedankenlosen Sich-Berieseln-Lasseln.

Hier sollten wir nun auch auf eine interessante gleichzeitige Entwicklung eingehen: Während die Social-Media-Nutzung anscheinend vielerorts etwas sinkt, sind KI-Inhalte mehr geworden. Zum Beispiel sogenannter “AI Slop”, KI-Fraß, billig gemachte KI-Videos und KI-Fotos. Wie hängt das nun zusammen? Ist die KI schuld am Rückgang?

Der Financial-Times-Journalist John Burn-Murdoch schreibt: "Da die Plattformen zunehmend in Empörung und Slop abgleiten, wenden sich Nutzerinnen und Nutzer ab." Sein Beitrag wirft quasi die Frage auf (Si apre in una nuova finestra), ob die verringerte Nutzung von Social Media auch auf Inhalte zurückzuführen ist, die Leute auf den Plattformen zu sehen bekommen. Beispielsweise hochemotionale, Empörung hervorrufende KI-Videos.

Ich persönlich hege den Verdacht: Es könnte noch eine zweite Ebene geben. Womöglich sollen die KI-Inhalte einen Teil der Debatte ersetzen, den Menschen nicht mehr liefern.

Denn man muss ja davon ausgehen, Facebook und Co. wissen sehr genau, wie viel Zeit Userinnen und User bei ihnen verbringen. Sie kriegen auch früh mit, wenn Nutzungszeiten sinken. Wenn einige Menschen weniger online sind, auch weniger posten, dann besteht auch die Gefahr, dass die Feeds der Apps weniger lebhaft wirken. Es braucht womöglich andere Formen der Content-Generierung. Und die KI-Tools könnten genau das ermöglichen: Ein Zufluten der Feeds mit neuen Inhalten. Gerade auch in einer Zeit, in der manche Menschen selbst weniger posten.

Ganz offensichtlich erlauben viele Tech-Unternehmen derzeit, dass KI-Inhalte auf ihrer Plattform florieren. Die Feeds vieler Menschen sind schon voll von KI-Kram. Kurzfristig gedacht könnte das Fokussieren auf KI-Inhalte meines Erachtens auch eine Methode sein, dass die Plattformen lebendig wirken (obwohl vielerorts die Nutzung in Wirklichkeit zurückgeht).

Langfristig würde ich das aber für eine sehr riskante Strategie halten: Denn sie riskiert umso mehr, dass die Ernüchterung über die Qualität der Inhalte weiter wächst. Und schon jetzt haben wir ja eine – oft kritische (Si apre in una nuova finestra) – Debatte über all den AI Slop.

Danke an alle, die bis hierhin gelesen haben! Wir lesen uns in 2 Wochen,

schönen Gruß

Ingrid Brodnig

Bild in der Webversion via Pixabay.

0 commenti

Vuoi essere la prima persona a commentare?
Abbonati a Brodnig e avvia una conversazione.
Sostieni