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Warum unsere Töchter nicht Amok laufen

Dear Rebel with Kid(s),

du hast es sicherlich auch schon gelesen: “Suche nach Amok-Motiv”,
“Ermittlungen zum Täter laufen auf Hochtouren - das ist bislang bekannt” -
so oder ähnlich lauten die Schlagzeilen in der Presse nachdem ein 21-Jähriger am Dienstag in Graz neun Menschen in seiner ehemaligen Schule mit Schusswaffen getötet hat - und viele weitere (tödlich) verletzt. Und mir scheint, als hätten wir nach all den Debatten rund um die Serie Adolescence nichts gelernt - nichts über die Verbindung zwischen Gewalt und Männlichkeit und Krisen und ein überfordertes bis desinteressiertes soziales Umfeld. Sonst würden wir jetzt, da wir durch den Amoklauf in Graz wieder mit männlicher Gewalt konfrontiert werden, Fragen stellen, die über das Motiv des Täters hinausgehen.

Das Motiv ist keine Erklärung

“Was könnte [die MoPo nennt den Namen des Täters, darauf verzichte ich], der selbst Schüler an der betroffenen Schule gewesen sein soll, zu dieser Tat veranlasst haben?”, schreibt die Berliner Morgenpost (Si apre in una nuova finestra) in einem Artikel vom 11. Juni. Was Polizei, politische Akteure und Journalist*innen aber 24 Stunden nach der Tat noch immer suchen, ist nicht vor allem eine Erklärung, sondern ein Motiv. Der Täter selbst kann man nicht mehr fragen, denn er nahm sich nach dem Amoklauf das Leben. Bei vielen Amokläufern offenbaren Manifeste, alte Suchverläufe, Foreneinträge, Chats oder das Umfeld, in welcher Geistesverfassung die Täter waren und welchen misogynen, rassistischen und/oder antisemitischen Ideologien sie anhingen. Der Täter aus Graz hinterließ seinen Eltern einen Abschiedsbrief, aber darin rechtfertigt er seine Tat nicht.

Und da wären wir schon beim Punkt: Ist die Rechtfertigung eines Amokläufers für seine Tat wirklich das, was wir brauchen, um Fälle wie solche ad acta legen zu können und nachts ruhig zu schlafen? Wie kann es sein, dass eine wahnhafte, ideologieerfüllte, hassgetränkte, rachelüsterne Tötungserklärung wie eine Beruhigungspille für die Öffentlichkeit wirkt? Vielleicht, weil wir uns und unser Umfeld durch sie von ihm abgrenzen können? Nach dem Motto: Gut, ich glaube den Schwachsinn ja nicht, damit habe ich also auch nichts zutun. Oder hat das Motiv eher das Potenzial, uns als Gesellschaft von jeglicher Schuld oder Konsequenz freizusprechen? Weil was will man schon gegen diese Incels tun - das sind freakinge Internettrolle, oder?

Das Motiv des Täters allein bringt uns nicht an einen Punkt, an dem wir solche Fälle verhindern können. Es legt den Fokus auf die Perspektive des Täters und auf die Frage, warum er es seiner Meinung nach getan hat - warum das Blutbad sein musste. Es legt aber den Fokus nicht ausreichend auf das Milieu bzw. eine Gesellschaft, in der ein Mensch zu einem Amokläufer werden kann.

Was macht Menschen zu Amokläufern?

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