Adieu #LaTdH! – 400. Ausgabe und Ende der „Links am Tag des Herrn“
Ein Notiz zum Newsletter-Ende von Eule-Redakteur Philipp Greifenstein
Liebe Eule-Abonnent:innen,
seit acht Jahren gibt es nun unser Magazin und von Anfang an haben uns die „Links am Tag des Herrn“ begleitet, unser wöchentlicher Newsletter zu den aktuellen Debatten in Kirchen und Religionspolitik, in dem wir Meldungen von anderen Akteur:innen und Medien vorgestellt und kommentiert haben. Am Sonntag ist nun die 400. Ausgabe der #LaTdH (Si apre in una nuova finestra) erschienen. Vielen Dank für die jahrelange Treue unserer Leser:innen!
Nach 400 Kirchennachrichtenwochen nehmen wir mit der aktuellen Ausgabe Abschied von „den Links“. Die Gründe dafür sind vielfältig. Im „Eule-Podcast“ (Si apre in una nuova finestra) erklären der langjährige #LaTdH-Autor Thomas Wystrach und ich, warum wir den Newsletter jetzt einstellen, was das über die Diskurskultur in Kirche und Gesellschaft verrät – und wie es jetzt weitergeht. Hört rein! (Si apre in una nuova finestra)
In den letzten #LaTdH habe ich außerdem ebenfalls erklärt, warum wir Abschied von den #LaTdH nehmen. Hier in aller Kürze die drei wichtigsten Punkte:
1. Eule-Ökonomie
Die Ressourcen an Zeit, Kraft und Hirnschmalz, die bisher in die Erstellung der #LaTdH geflossen sind, sind anderswo in der Eule besser angelegt.
So mancher Inhalt, den wir bisher in der „Debatte“ oder unter „nachgefasst“ im Newsletter hatten, wird als normaler Artikel im Magazin für neue Leser:innen leichter zu finden sein. Das Leser:innenpotential der #LaTdH haben wir – was ja an und für sich sehr schön ist – ausgeschöpft. Über den Sommer hinweg überlegen wir, mit welchem periodischem Format wir in der Eule weitermachen werden, das für Neueinsteiger:innen weniger Hürden bereithält.
Die #LaTdH einfach „auf halber Arschbacke“ weitermachen, den Newsletter durch irgendein Eindampfen verstümmeln, wollten wir nicht. Dafür waren die acht Jahre und 400 Ausgaben, in denen sich der Newsletter zu dem entwickeln konnte, was er zuletzt war, nämlich der ultimative Ein- und Überblick über die aktuellen Debatten in Kirche und Religionspolitik, uns zu wertvoll. Alle #LaTdH werden als Archiv der der Kirchen- und Religionsnachrichten (Si apre in una nuova finestra) der vergangenen acht Jahre natürlich dauerhaft online bleiben.
2. Streitkultur
Der Zeitgeist steht nicht nach einem Newsletter, der Debatten aus verschiedenen Medien, Cliquen und Milieus zusammenführt – und allen Beteiligten Kritik und Nachdenken zumutet.
Die gesellschaftliche Debatte wird in voneinander abgeschiedenen Sphären geführt. Wir haben uns bemüht, das immer wieder aufzubrechen, indem wir Beiträge aus vielfältigen Medien von weit jenseits der konfessionellen Publizistik, internationale Akteur:innen und immer wieder neue Stimmen und frische Perspektiven in die #LaTdH aufgenommen haben. Unsere demokratische Gesellschaft und auch die Zukunft der Kirchen hängen an der Kritikfähigkeit. Es geht nicht um einen Diskurs um des lieben Diskurses Willen, sondern um ein positionelles Streiten miteinander.
Im „Eule-Podcast“ (Si apre in una nuova finestra) sage ich nicht umsonst: Man müsste so ein Format wie die „Links am Tag des Herrn“ gerade heute neu erfinden.
Aber ein Dialog ist nur dann möglich, wenn sich Akteur:innen und Medien nicht hinter Mauern und Bezahlschranken verstecken. Zunehmend erschwert wurde das Zusammenstellen der #LaTdH dadurch, dass viele Medien ihre Beiträge nur noch hinter Bezahlschranken anbieten. Die #LaTdH lebten davon, dass unsere Leser:innen die hergestellten Zusammenhänge und unsere Urteile über die berichteten Sachverhalte und die Darstellung in anderen Medien am Quellenmaterial selbst nachvollziehen konnten. Wir werden in der Eule weiter streiten, aber die #LaTdH als kleiner Nischen-Newsletter konnte nicht leisten, was das unternehmerische und politische Handeln anderer Akteur:innen verunmöglicht.
3. Eine „Schnappsidee“
Die Eule-Ökonomie hat auch eine persönliche Kehrseite: Acht Jahre intensives Stöbern in den Kirchen- und Religionsnachrichten der Woche haben mich unfassbar viel gelehrt, aber – das sei nicht verschwiegen – auch ermüdet. Es ist Zeit für eine Veränderung!
Nach 400 #LaTdH-Newslettern unter meiner redaktionellen Betreuung, von denen ich mehr als 200 selbst geschrieben habe, bin ich über das Ende der #LaTdH vor allem erleichtert. Die „Links am Tag des Herrn“ waren immer schon eine „Schnappsidee“: Ein Newsletter mit einem kryptischen Namen, der den Anspruch erhebt, an jedem Sonntag einen Nachrichtenüberblick herzustellen und kritisch einzuordnen, was andere bewerkstelligen und berichten. Any given Sunday!
Wie Thomas Wystrach im „Eule-Podcast“ (Si apre in una nuova finestra) erklärt, hat es uns alle überrascht, dass wir „die Links“ acht Jahre lang durchgezogen haben. Die #LaTdH sind in diesen acht Jahren gewachsen, an Umfang und an Tiefe. Beides hat die Arbeit an diesem für Leser:innen und Autor:innen gleichermaßen voraussetzungsreichen und fordernden Format zu einer großen Herausforderung gemacht.
Ich danke Thomas, der seit Dezember 2017 90 Ausgaben der #LaTdH verfasst hat, und allen zeitweiligen #LaTdH-Autor:innen und Gast-Autor:innen ganz herzlich!
Den größten Batzen der Autorenarbeit hatte ich zu bewältigen. In den vergangenen zwei Jahren ist das Recherchieren und Schreiben der #LaTdH zu einer unmäßigen Belastung geworden: Weil die Inhalte (s. Nr. 1) häufig in anderer Form auch gut und weniger strapazierend, wenn nicht sogar besser dargestellt werden hätten können. Und weil der Veröffentlichungszeitpunkt und -Rhythmus an jedem Sonntag an meinen persönlichen Ressourcen gezehrt hat.
Es kann immer auch anders gehen! Ich freue mich darauf, die spannenden Debatten und Themen, die wir in den #LaTdH über 400 Ausgaben hinweg dargestellt und diskutiert haben, in anderer Form in der Eule zu präsentieren. Den Samstagabenden und Sonntagvormittagen ohne #LaTdH-Schreiben schaue ich mit freudiger Erregung entgegen.
Wir freuen uns sehr, dass so viele Eule-Abonnent:innen uns auf diesem Weg weiter begleiten werden. Und wir sind gespannt auf Eure Eindrücke, Hinweise und Rückmeldungen per E-Mail, auf den Social-Media-Plattformen und direkt in der Kommentarspalte im Magazin.
Vielen Dank!
Philipp Greifenstein
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