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Was ich vom Aufgeben gelernt habe

Letztes Jahr schrieb ich darüber, wie ich die Lust zum Veröffentlichen verlor (Si apre in una nuova finestra) und dafür die Freude am Schreiben wiederfand. Im Grunde begann es bereits mit meinem Debüt, setzte sich fort, als ich für zwei neue Projekte kämpfte, und endete, als ich das Bewerben endlich aufgab (zumindest für eines davon, das zweite ist eine andere und nicht nur meine Geschichte).

Vor ein paar Tagen ist dieses Buch (Si apre in una nuova finestra) erschienen. Das Resultat meiner Resignation, ein Aufgeben, das eigentlich ein Abschließen war, denn so ist es immer, habe ich gelernt:

Wenn eine Sache endet, wird Platz für etwas Neues.

Ich entschied mich nicht nur dagegen, weiter auf Rückmeldungen zu warten, sondern auch für ein Lektorat, wie ich es schon immer wollte. Für ein Cover, für Illustrationen, für einen Buchsatz nach meinen Vorstellungen. Ich schrieb geschätzte hundert Mails an die Druckerei, weil ich keine Ahnung von Ausstattungen und Papier und Veredelungen hatte (habe ich das jetzt? keine Ahnung), und bekam hundert Antworten, keine einzige davon unfreundlich oder belehrend. Allein das war schon mal neu: Niemand pochte auf seine Professionalität, um mir zu zeigen, wo ich stehe.

Und das gleich mal vorweg, für professionell halte ich mich immer noch nicht. Ich weiß nicht einmal, was das bedeuten soll. Sicher nicht, dass ich alle paar Tage behaupte, das schlechteste Buch aller Zeiten zu schreiben. Und sicher auch nicht, dass ich selbst nicht glauben kann, wie schön “Rebel of the Light” geworden ist. Ich meine, guck:

Unmöglich, dass ich das gemacht habe.

Das klingt alles sehr fein, war auch fein, aber wie wir in meiner Familie gern sagen:

schön, aber auch anstrengend, aber auch schön, aber auch anstrengend.

Weil ich ja nicht nur all die Dinge koordiniert habe, die es braucht, um ein Buch drucken zu lassen (uff), sondern auch ein weiteres geschrieben (wann?!), eins überarbeitet (nicht meine Lieblingsbeschäftigung), ein neues angefangen (obligatorisch) und zwei weitere geplant (klar, hab ja sonst nix zu tun) … Und hatte die Eklund nicht auch noch Familie und einen Job? Hat sie. Über Letzteren möchte ich an dieser Stelle bitte nicht reden, danke. Und auch nicht darüber, wie ich das alles schaffe, weil das irgendwie impliziert, dass ich Superkräfte hätte oder etwas in der Art. Nein. Echt nicht.

Die meiste Zeit über bin ich furchtbar müde, lasse mich von Lieblingssongs durch die Tage schleifen und sehne mich nach Zeit, die keinen Timer braucht, keine Effizienz, denn darin bin ich leider gut. Vielleicht ist es doch eine Superkraft und mein Kryptonit zugleich, dass ich sehr viel schaffen kann, wenn ich es nur genug will. Und ich will das hier wirklich sehr.

In den letzten Jahren hatte ich viele Hobbys. Ich habe Kindersachen genäht und in einem Chor gesungen, ich habe selbst Musik aufgenommen, Songs geschrieben, einen Garten und mehrere Balkone bepflanzt, fotografiert, Hochböden gebaut, mir ein E-Piano gekauft, ich war in einer Dungeons & Dragons-Gruppe, habe erst Briefmarken, dann Münzen gesammelt, eine Socke gestrickt … - kein Anspruch auf Vollständigkeit.

All das kam und ging,

aber das Schreiben bleibt.

Und ich denke, es wurde einfach Zeit, mir zuzugestehen: Ich darf mich als Autorin ernstnehmen, auch ohne dass mir das jemand bestätigt.

Mit “Rebel of the Light” ging es mir nie darum, dass Selfpublishing besser ist und alles andere eh nur Mainstream. (Ganz ehrlich, wenn es bedeutet, dass viele Menschen meine Bücher lesen, bitte, dann lass mich Mainstream werden.) Es ging darum, mich aus den Stimmen zu schälen, die mir sagen wollten, ich würde das hier nicht richtig machen. Dass ich es so nicht weit bringen würde, dass ich mich anpassen müsste. (Und trotzdem individuell bleiben? Hä?) Aber wie kann etwas gut werden, wenn ich mich dafür verbiegen muss?

Also habe ich es aufgegeben. Losgelassen. Losgeschrieben. Einen Vertrag aufgelöst. In der nächsten Bewerbungsrunde keine dreißig Mails mehr verschickt, sondern eine. Im vollen Bewusstsein: Wenn das nicht klappt, mache ich es selbst. Hat es aber. (Ja, ich weiß, dazu gehört auch Glück.)

Manchmal frage ich mich, ob es dazu gekommen wäre, hätte ich mich weiter darin verbissen. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ich werde es nie wissen, aber was ich weiß, ist:

Ich habe diesen Moment des Aufgebens gebraucht.

Weil ich dadurch gelernt habe, dass ich eine Wahl habe. Immer. Ob ich warte oder weitermache. Ob ich hoffe oder selbst entscheide. Ob ich die Meinungen anderer annehme oder eigene Erfahrungen sammle. Welche Kämpfe es wert sind und welche mich immer mehr kosten werden, als ich eventuell gewinnen könnte.

Und hier sitze ich nun in meinem Nach-Release-Loch, müsste womöglich weiter für “Rebel of the Light” werben, weil man das eben so macht, bin aber zu müde. Stattdessen schreibe ich das schlechteste Buch aller Zeiten. Oder das beste? Wahrscheinlich irgendwas dazwischen. Egal. Denn ich kann niemanden zwingen, zu mögen, was ich fabriziere. Aber Freude daran haben, das kann ich schon.

Argomento Schreiblebenliebe