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Spookey’s - Wenn der Altar nicht mehr leuchtet

Nichts bleibt, wie es ist. Diese Binsenweisheit klingt harmlos, trifft aber ins Mark, wenn es um Dinge geht, die uns wirklich wichtig sind. Zum Beispiel unsere Stammkneipe – falls wir das Glück haben, eine zu besitzen und uns leisten zu können. Abschiede kommen manchmal plötzlich, manchmal schleichen sie sich an. Manchmal ist es kein endgültiger Abschied, sondern„nur" ein Umzug. Doch auch der kann die Beziehung zwischen Gast und Kneipe auf eine harte Probe stellen.

„Das ist ja fast schon in Gievenbeck“, hörte man viele Stammgäste sagen, als die Betreiber des Spooky’s den Umzug ankündigen. Ende Juli verlässt die Kneipe ihren angestammten Platz im Südviertel mit Blick auf die Josefskirche. Der neue Standort: der Horstmarer Landweg, wo früher das Unicum war. Für viele war damit klar: Sie würden nicht mitziehen. Der Weg sei zu weit, der Kiez, in dem sie auch wohnen, zu wichtig. Seitdem steht die Frage „Wohin jetzt? “ im Raum, während die Gäste ihre Erinnerungen an das Spooky’s sortieren.

Da sind Hannes und Daggi, die Gründer, die inzwischen im Ruhestand sind. Da sind die seltsamen Corona-Jahre, die vielen Kellnerinnen und Kellner, die die Kneipe prägten, die Tresenkräfte, die unvermeidlichen Preiserhöhungen, die langen Nächte, die man mit Bekannten begann und mit Fremden beendete. Den typischen Spooky’s-Gast gab es nicht. Raucher waren es oft, jung und alt, bunt und schräg, angepasst oder rebellisch. Einheimische und Zugezogene trafen sichhier – und vertrugen sich meist. Selbst ein Karnevalist in Uniform bekam sein Bier, solange er keine Lieder anstimmte.

Das Spooky’s war mehr als eine Kneipe. Es gab Live-Musik, Quizabende im Keller, Bingo und Wasserschäden. Politisch war es links, feministisch sowieso. Vor allem aber war es irisch. Lange bevor Halloween in Münster Mode wurde, feierte das Spooky’s schon ausgelassene Partys zu Ehren des Gruselfests.

Ewald, 70, erinnert sich gut an seine Spooky’s-Geschichte. 2006 kam er mit seiner damaligen Freundin nur gelegentlich vorbei. Die bunte Außenbeleuchtung faszinierte ihn: „Die Kneipe leuchtet wie ein Altar.“ Irgendwann war er fast jeden Abend da, kannte Jan und Allemann – und schließlich alle Stammgäste. Er hatte es gefunden, das berühmte zweite Zuhause. Doch das hatte seinen Preis: Biertrinken außer Haus ist teuer geworden. Ewald erinnert sich noch an vieleKellner mit Namen: „Aus denen ist durchweg etwas geworden. “ Keine Selbstverständlichkeit, bei Schichten, die oft bis drei Uhr morgens dauerten.

Stammtische trafen sich hier, Gruppen tagten, Fußball wurde irgendwann nicht mehr gezeigt – ein stiller Protest gegen die Kommerzialisierung des Sports und die teuren Lizenzen für Sky & Co. Hannes rollte seine Werder-Bremen-Fahne ein, doch Preußen-Fans kamen weiterhin vor dem Stadionbesuch auf ein paar Halbe vorbei.

Viele Gäste haben ihre eigenen Erinnerungen. Marie etwa, die sich jahrelang mit ihrem Stammtisch Woche für Woche im Spooky’s traf. Mit ihrer Freundin Gaby war sie fast jeden Abend dort. „Neben dem Wohlgefühl, das die Räume und vor allem das großartige Personal ausstrahlten, denke ich an die abgefahrenen Halloween-Verkleidungen, Sebus’ Wortspiele –von ‚Alaska‘ bis ‚Leistungswasser‘ – und seine Choreografien zur letzten Runde. Und an Daggis Blumenschmuck und die angeblichen Massagen, die sie ihrem Personal gönnte“, erzählt sie.

Doch genug der Nostalgie. Zurück in die Realität der Schankwirtschaften in Münster: Eigentlich sollten die letzten Getränke im Spooky’s auf dem Hammer Straßenfest Anfang August ausgeschenkt werden. Doch das Fest wurde abgesagt. Nun schließt die Kneipe schon am 25./ 26. Juli Juli. Was genau an den letzten beiden Abenden passiert, wie der „gebührende Abschluss“ aussehen wird, ist noch unklar. Vielleicht wird es ein größeres Event mit Bands und Live-Musik – wenn der Kirchplatz gegenüber genutzt werden darf. Sicher ist nur: Es könnte spät werden. (fb)

Bild: Seit Jahrzehnten eine feste Grüße in der Südviertel-Gastronomie: Die Rock - und Blueskneipe Spookey’s

Bild: Stammgast Ewald


Bild: Gute Freundinnen, die sich jahrelang täglich im Spookey’s trafen: Gaby (re.) und Marie

Bild: An dem Programm für den gebührenden Abschluß wird noch gestrickt, Fotos (4) : Frank Biermann

Foto (4): Frank Biermann

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