Rückenwind für BASF Schwarzheide
Analyse / Industrie in der Niederlausitz
Juli 2025
Brandenburg bietet dem Chemiekonzern Subventionen an, wenn er in Schwarzheide bleibt. Noch bedeutender für die Zukunft des Standorts dürfte eine Entscheidung sein, die jüngst in Schipkau fiel.
Von Christine Keilholz

Für den alten Flugplatz Schipkau-Schwarzheide gibt es nun doch eine Perspektive. Die BASF will zusammen mit beiden Gemeinden ein Industriegebiet entwickeln. Man habe eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich um Technik, Planung und Verkehr für das 130 Hektar große Areal kümmern soll, hieß es in der vergangenen Woche aus beiden Rathäusern und dem Konzern.
Welche Rolle der Konzern in dieser Partnerschaft spielen will, blieb zunächst vage. Selbst investieren will der BASF auf der Fläche nicht. Es ist wohl eher die Rolle des Flaggschiffs bei der industriellen Entwicklung im Westen des Reviers, von wo es zuletzt wenig Ermutigendes zu berichten gab. Der Chemieriese will helfen, andere Riesen anzuziehen. „Die parallele Entwicklung zweier starker Industriestandorte in unmittelbarer Nähe eröffnet neue Perspektiven für strategische Ansiedlungen, abgestimmte Infrastrukturprojekte und gemeinsame Vermarktung“, so erklärte Geschäftsführer Jürgen Fuchs die Pläne.
Seit drei Jahrzehnten soll die Fläche, die noch vor Kurzem ein Flugverein nutzte, ein Industriegebiet werden. Ein geeigneter Großinvestor hat sich jedoch nicht eingestellt. Die lange gehegte Hoffnung auf Porsche hat sich zerschlagen. Drei Jahre lang wurde auf die Porsche-Tochter Cellforce gewartet, die Interesse an dem Areal gezeigt hatte. Der Ansiedlungs-Coup kam nicht zustande. Der Verein konnte weiter fliegen und die BASF ist weiterhin der größte Industriebetrieb weit und breit. Umso wichtiger, dass sie auch bleibt.
Mehr Förderung für Batterieproduktion
Das zweitgrößte Industrieunternehmen in der Lausitz hat angekündigt, sich bis zum September neu aufzustellen. Dazu gehört eine Standortbetreibergesellschaft (Si apre in una nuova finestra), die Flächen für Ansiedlungen bereitstellen soll. Man will sich stärker öffnen und damit das Image Schwarzheides als zweites großes Industriecluster der Lausitz - nach Schwarze Pumpe - besser herausstellen. Mehr als 40 Unternehmen sind im Umfeld des Chemiewerks angesiedelt.
Seit 35 Jahren gehört das ehemalige Hydrierwerk in Schwarzheide zur BASF-Familie. Damit das auch so bleibt, reiste Brandenburgs Ministerpräsident in der vergangenen Woche eigens nach Ludwigshafen, um der Konzernspitze zu versichern, wie wichtig der Standort mit seinen 2.000 Mitarbeitern für das Land ist. Dabei stellte Dietmar Woidke (SPD) finanzielle Unterstützung in den Raum. Batterieproduktion, wie sie BASF am einzigen ostdeutschen Standort aufziehen will, werde weiter vom Land gefördert, so die Zusage.
Die Reise hatte einen Grund. Der Chemiekonzern hat Einsparungen angekündigt (Si apre in una nuova finestra). Die Aktien schwächeln und sogar am Stammsitz in Ludwigshafen sollen Produktionslinien geschlossen werden. Das zeigt, wie ernst es um die 160 Jahre BASF bestellt ist. Auswirkungen auf Schwarzheide sind noch nicht offiziell verkündet worden - dem wollte Brandenburg zuvorkommen. Doch nicht nur die angebotenen Subventionen sprechen dafür, an Schwarzheide festzuhalten. Eine weitere Entscheidung fiel am vergangenen Donnerstag in Schipkau - und die ist vielleicht bedeutsamer als Woidkes Visite am Rhein.
Eigener Solarpark half durch die Krise
Schipkaus Gemeindevertreterversammlung grünes Licht gegeben für einen Energiepark, den die BASF im Tagebau Meuro bauen will. Der Aufstellungsbeschluss dürfte für Erleichterung gesorgt haben in der Chefetage. „Mit diesem Projekt haben wir das Potenzial, einen Großteil des jährlichen Strombedarfs zu decken“, sagte Jürgen Fuchs. Das Projekt ist auch deshalb wichtig, weil es Schwarzheides Standortvorteil im Konzernverbund ausmacht.
Von den sechs großen deutschen BASF-Verbundstandorten verfügt allein Schwarzheide über Flächen in der Nähe, auf denen grüner Strom gewonnen werden kann. Von Meuro aus kann der Strom per Kabel direkt aufs Werksgelände fließen. Energie aus Eigenproduktion ist unerlässlich geworden, um wettbewerbsfähige Strompreise zu sichern.
Schon vor drei Jahren wurde das deutlich. Auf dem Höhepunkt der Energiekrise nach Russlands Einmarsch in die Ukraine, als die Chemieindustrie unter steigenden Preisen ächzte, ließ Fuchs in Schwarzheide einen Solarpark bauen. Das dauerte nur neun Monate. Als die Anlage im Sommer 2022 eröffnet wurde, schätzte Geschäftsführer Fuchs, dass er zehn Prozent des Energiebedarfs damit decken könnte. Zusammen mit dem hauseigenen Gast- und Dampfturbinen-Kraftwerk stellt BASF Schwarzheide heute 15 Prozent seines Stroms selbst her. Nicht schlecht für das Chemiewerk, das die längste Zeit seines Bestehens an die Braunkohle gebunden war.