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Nicht jeder Dulli darf dienen

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Liebe Leser*innen,

Sie sind im Jahr 2008 oder später geboren? Sie lieben Camouflage? Sie haben ein Barettgesicht und keine Hemmungen, auf Menschen zu schießen?

Dann dürfte Ihnen die von der Bundesregierung geplante Musterungspflicht ab 2027 keine größeren Bauchschmerzen bereiten. Doch freuen Sie sich nicht zu früh. Nicht jeder Dulli darf dienen: Neben dem Bestehen eines allgemeinen Fitnesstests müssen Sie außerdem im persönlichen Gespräch überzeugen.

Die folgenden Sätze helfen Ihnen dabei, die Unterhaltung zu dominieren:

Ein junger Mann bei der ärtztlichen Musterung. Am linken Bildrand ist der Arm eines uniformierten Soldaten zu sehen.

Powersätze für die Musterung

  • Warum darf ich den Husttest nicht live streamen?

  • Ich bin hier, weil ich Putin seinen kleinen russischen Arsch aufreißen will.

  • Entschuldigung, ich dachte, so redet man hier. Kommt nicht wieder vor!

  • Ich kann nicht dienen. Ich habe acht ältere Brüder, die alle Pfarrer sind.

  • Und einen angeheirateten Onkel, der wie Wolf Biermann aussieht.

  • Drogenkonsum? Nein, nix. Können Sie mir bitte meine Energydrinks zurückgeben? Jetzt?

  • Habe ich »verweigern« geschrieben? Ich meinte »verewigen« – auf einer Kriegerdenkmalplakette!

  • Wegen Wortspielzwang ausgemustert? Pff! Na dann, bis torius!

Eine echte Null in Sachen Kämpfen ist Jens Spahn. Als gelernter Bankkaufmann und Vierauge wurde der heutige Fraktionsvorsitzende der CDU ohne Umschweife ausgemustert. Doch was ihm an Wehrfähigkeit fehlt, macht er durch andere Eigenschaften wieder wett:

Ein Porträt von Jens Spahn. Im Hintergrund Baupläne eines Gebäudes. An seinen Kopf ist ein rechter Winkel angelegt. 
Text: kantig, klobig, kultig. 
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Nicht nur in Dessau gab es diese Woche etwas zu feiern. Auch im Vatikan knallten die Korken. »Gottes Influencer« Carlo Acutis wurde als erster Millennial vom Papst heiliggesprochen, obwohl er erst 15 war. »Swag«, meinen die einen, »Skibidi«, sagen die anderen. So reagieren die Generationen:

Papst Leo XIV. vorm Petersdom. Er hebt die hand. Rechts im Bild ist ein gemaltes Porträt des kürzlich heiliggesprochenen Carlo Acutis mit Heiligenschein zu sehen.

Baby-Boomer:

»Heiliggesprochen mit 15? Was hat er denn so Tolles gemacht? Taylor Swift auf einem Avocadotoast gesehen? Typisch Generation Teilnehmerurkunde.«

»Wir hatten damals auch Leukämie und sind noch 20 Kilometer zur Schule gegangen. Und was haben wir dafür bekommen? Leukämie …«

»Mich wundert’s (!), dass der erste heiliggesprochene Millennial keine lesbische, schwarze, muslimische, jüdische trans Frau im Rollstuhl ist, aber das darf man heute ja nicht mehr sagen.«

Gen X:

»Ich bin gestern auf meinem Rennrad die 60 Kilometer in 90 Minuten gefahren. Wo ist mein Preis? Wo ist meine Frau? Warum reden meine Kinder nicht mehr mit mir?«

»Wisst ihr, wen man wirklich heiligsprechen sollte? Eddie Vedder und Knut Cobain. Aber die kennen die Kids ja gar nicht mehr.«

»Mir ist egal, was jemand getan hat. Mir ist nur wichtig: War er eine Miranda, eine Carrie, eine Samantha oder eine Charlotte?«

Millennials:

»Klar würde ich mich heiligsprechen lassen, aber dann würde der Papst ja anrufen und ich müsste drangehen. Aaaaawkwaaaaard.«

»Also ich habe letztens Taylor Swift auf einem Avocadotoast gesehen und 50 Likes auf Instagram bekommen.«

»Wie bitte, ich habe nicht zugehört, weil es nicht um mich ging.«

Gen Z:

»Mit 15 an Leukämie sterben? Mega cringe.«

»Echte Heilige sind rechts. Mit NoFap, Keto und Testoboostern wäre der heute noch am Leben. Jetzt den Code ›Acutis-Sigma20‹ eingeben und 20 % auf deine erste Bestellung bekommen.«

»ChatGPT sagt, dass es voll genial ist, dass ich mich mit dem Thema auseinandersetze. Auf jeden Fall hat es Vor- und Nachteile, dass Papst Domenico diesen Luigi Mangione heiliggesprochen hat. Wollt ihr noch eine Tabelle mit den besten Heiligsprechungen haben?«

Gen Alpha:

»Guguu Gaagaa. Ich bin schon 2.«

»Kann ich nichts zu sagen, meine Schule ist mir gerade über dem Kopf zusammengestürzt, während ich dem Lehrer sagen musste, an welcher Front ich in 5 Jahren dienen will, damit ich mir eine 15-Quadratmeter-Wohnung  in Schwerin leisten kann.«

»Ich wähl später mal die AfD. Guguu Gaagaa.« 

Ob heiliggesprochen oder nicht, eine Sache haben alle Millennials gemeinsam: Sie lieben Hunde mehr als Kinder und schaffen sich mittlerweile, falls möglich, auch nur noch Erstere an. Auf die steigende Nachfrage reagiert nun auch die Forschung, die diese Woche ihre jüngsten Erkenntnisse präsentierte:

Julian Reichelt, der gerade wil gestikuliert und in ein Mikrofon spricht.

Was viele nicht wissen: Auch Hunde können ADHS-Symptome zeigen. Ungarische Verhaltensforscher haben nun ein System zur Diagnostik entwickelt.

  • Er vergisst regelmäßig, die Hausaufgaben aufzufressen

  • Er kann keine Stunde lang still am Schreibtisch »Sitz« machen

  • Nervöses Schwanzwedeln

  • Er hat Probleme, einen Stift zu halten

  • Er jagt jedem Eichhörnchen hinterher

  • Er hat einen Instagram-Account und informiert über »ADHS vs Autism Dogs«

Wenn Sie bei Ihrem Hund eine der oben beschriebenen Verhaltensweisen beobachten, seien Sie beruhigt: Es gibt nichts, was man mit ausreichend Ritalin im Futter nicht in den Griff bekommen kann, vorausgesetzt Sie kennen einen kompetenten Arzt oder eine kompetente Ärztin.

Gezeichneter Cartoon. Ein Mann sitzt beim Arzt auf einer Liege. Auf seinem Oberkörper sind helle Punkte zu sehen. 
Der Arzt sitzt auf einem Hocker vor ihm mit einem kleinen Hämmerchen in der rechten Hand, Mit der linken Hand greift er die Wade des Patienten. 
Der Arzt sagt: Sie haben schön ausgeprägte Lichtreflexe.
Cartoon von Paul Amsel
Zu sehen sind Portträts von Torsten Gaitzsch und Tim Wolff.
Text: Folge 6 "Hier trickst der Chef noch selbst" 
Die Herren Gaitzsch und Wolff begeben sich auf die Spuren ihres Vorgängers Thomas Gsella, der über Jahre hinweg den Frankfurter Hauptbahnhof mit heißer Ware versorgte. 

Jetzt anbhören. 

Der endgültige Re-Read-Podcast (Si apre in una nuova finestra)

Gutes medizinisches Personal erkennen Sie am um den Hals hängenden Stethoskop und daran, dass es Ihnen empfiehlt, sich gesünder zu ernähren. Dabei helfen soll der Nutri-Score. Dass man diesem nicht immer trauen darf, weiß Torsten Gaitzsch:

Torsten Gaitzsch trinkt eine Tasse Kaffee und schaut in die Kamera

Heute: Ist Speck auf dem Spektrum?

Auf der Verpackung eines Tiefkühlgerichts mit dem Nutri-Score D steht folgender kleingedruckter Hinweis: »Der Nutri-Score bezieht sich auf das Produkt vor Zubereitung.«

Das ist ja allerhand! Ist die Gesundheitsskala, um die jahrelang gezankt wurde, am Ende völlig bedeutungslos? Was sagt die Codierung aus, wenn sie sich ohnehin ändert, sobald man ein Gericht erhitzt – und das muss man schließlich, will man nicht gefrorene Fischstäbchen oder Piccolinis lutschen. Wobei gar nicht klar ist, in welche Richtung es nach der Zubereitung geht: Wird der Score höher, i. e. »schlechter«, oder niedriger, i. e. »besser«? Da kaufst du aus Selbsthass, Weltschmerz oder der Einfachheit halber ein TK-Produkt mit dem Label E, erwärmst es und verschlingst nichtsahnend ein supergesundes A-Mahl. (Wortspiel: A-Mahl Clooney) Das Konzept guilty pleasure ist – im gastronomischen Sinne – hinfällig!

Vermutlich verhält es sich aber eh andersrum: Durch das Backen/Mikrowellieren/Konvektionieren wird der Fraß schädlicher, wie allgemein die Faustregel gilt: Je leckrer, desto roter. Auf der sicheren Seite ist wie immer, wer sich von der MERKEL-AMPEL gar nicht beeinflussen lässt. (»Merkel-Ampel« sagt kein Mensch, ist auch total sinnlos, aber es ist eine super Wutbürgervokabel, vereint sie doch aufs Herrlichste die Hassschablonen Angela Merkel und Olaf Scholzens Koalition.)

Meine oben genannten Piccolinis sind nicht das treffendste Beispiel, denn je nach Sorte haben die Fun-sized-Teigfladen aus dem Hause Wagner den Nutri-Score C oder gar B, wobei ich gerade nicht überprüfen kann, ob das Nutri-Score-Verschiebungsphänomen bei den Mini-Pizzas überhaupt auftritt. Und wenn Sie jetzt rufen: »Pizzas – was ist das denn für ein komischer Plural?!«, dann antworte ich: »Jaha, was ist denn bitte Piccolinis für ein Plural?«, und dann erwidern Sie: »In der Spracherwerbsforschung nennt man das Übergeneralisierung!«, und dann sage ich: »Ach ja, stimmt«, und inzwischen brennen die schönen Piccolinisse im Ofen an.

Verabschiedet sich und wünscht ein gut informiertes Wochenende:

Ihre TITANIC-Redaktion

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