Rechenfehler im Schulsystem

6. Juni 2025
Liebe Lesende,
vor genau zwei Wochen berichtete ich über die Proteste gegen Kürzungen der Landesregierung im Bildungsbereich und über einen besonders wütenden Grundschullehrer und Gewerkschafter aus Golßen. Er hatte vorgerechnet, wie viele Förderstunden an seiner Schule wegfallen und dass kaum ein Förderangebot übrig bleibe. Sein Protest hat weitere Lehrer und Eltern angesteckt, die zahlreiche Briefe ans Bildungsministerium und an Landtagsabgeordnete schrieben. Schließlich hat das Ministerium noch einmal nachgerechnet: Ganz so viele Stunden weniger, wie befürchtet, werden es wohl nicht. Grund ist nach Angaben des Bildungsministeriums ein Rechenfehler, der dieser Tage korrigiert worden sei. Bleibt die Frage, warum es zwei Wochen dauert und zahlreiche Protestbriefe und -stimmen braucht, um diesen Rechenfehler zu finden.
Rechnen müssen auch die Fraktionen im Kreistag: Mit der Vereinigung des bislang fraktionslosen Mitglieds Swen Ennullat (FWKW) mit der AfD-Fraktion verändern sich die Mehrheitsverhältnisse und somit die Sitzverteilung in den Ausschüssen bis möglicherweise hin zu den Ausschussvorsitzen. Von den anderen Fraktionen reagierte offiziell darauf bislang nur die Fraktion SPD/Grüne/Linke/WfKW/BIS. Dazu und zu möglichen Szenarien unten mehr.

Die größte Priorität des Bildungsministeriums liege bei der Absicherung der Stundentafel, sagte Minister Steffen Freiberg gestern im Bildungsausschuss des Landtages. Stundenbudgets seien nicht gekürzt worden, sondern es sei die “Erlaubnis zum zeitweisen Unterschreiten der Richtwerte” in der bestehenden Verwaltungsvorschrift gegeben, die im übrigen unangetastet bleibe. Die Erlaubnis sei zeitlich begrenzt, um den Unterrichtsbedarf im 1. Halbjahr abdecken zu können. Wie das ausgestaltet werde, darüber entscheiden die Schulämter. Sie könnten sich an Einzelbedarfen orientieren: Wie viele Lehrer scheiden wo aus, welche Kurse gibt es, welche weiteren Bedarfe. Im zweiten Halbjahr greift dann die angekündigte Stunde Mehrarbeit für alle Lehrer, die, so Staatssekretär Hendrik Fischer, durch ein noch zu schnürendes Entlastungspaket bei anderen Aufgaben mehr als ausgeglichen werden solle.
Bei ihren Nachfragen waren die Landtagsabgeordneten ziemlich schnell beim Beispiel Golßen angelangt: Dort sollten nach ersten Informationen 60 Förderstunden wegfallen - mehr als zwei Lehrer also. Pro Klasse und Woche wäre etwa eine Stunde übrig geblieben. Wie es dazu gekommen sei, wollte die Abgeordnete Katja Poschmann (SPD) wissen. Dennis Hohloch (AfD) hakte nach, ob die Konsequenz, dass zwei Lehrer wegfallen, bekannt gewesen sei.
In der laufenden Woche habe es mehrere Meldungen wie die aus Golßen gegeben, berichtete Staatssekretär Hendrick Fischer. Am Mittwoch nun sei aufgeklärt worden, dass “beim Einspielen der neuen Richtwerte ein systemischer Fehler” aufgetreten sei, die Schulen seien sind informiert. “Es wird trotzdem so sein, dass es eine moderate Absenkung gibt, aber auf keinen Fall im genannten Umfang”, sagte Hendrik Fischer im Bildungsausschuss. Auf seine Angaben, dass davon fast ausschließlich der Schulamtsbezirk Cottbus betroffen sei, antworteten Abgeordnete mit weiteren Beispielen aus anderen Schulamtsbezirken.
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